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Großes Geld im Pazifik
Verfasst: Di 25.06.02 16:42
von Wuppi
Hi
gerade in der aktuellen "Die Münze" gelesen das auf der Insel Yap im Pazifik 5 METER STEINScheiben als Währung galten

Die müssen ganz schon große Portmonais haben

Verfasst: Di 25.06.02 18:20
von Locnar
Hy Wuppy
5 Meter Scheiben sind nicht bekannt, das größte bekannte Stück hat 4 Meter im Durchmesser.
Im allgemeinen waren die Steine zwischen 4cm und 1,60m, sie bestanden aus Aragonit was auf den Palauinseln gebrochen wurde,und per Schiff nach Yab transportiert wurde.
Man zählte 1929 über 13000 Steine auf der Insel Yab.
Der Gebrauch der Steine beschränkt sich auf auf rituelle Zahlungen,Abgaben. Opfer, Strafen, durch aus auch als Brautpreis oder zur Demonstration von Reichtum.
Verfasst: Di 25.06.02 18:24
von Canadian Coins
Noch was wissenswertes zu den Yap-Steinen:
Die Insel wurde einige Zeit von Deutschen verwaltet.
Die damalige Kolonialverwaltung erwarb mehere große Exemplare und sicherte sich so den Status eines reichen und mächtigen Häuptlings.
Durch die Eingliederung in das Geldsystem wurde die Kolonialverwaltung gleichzeitig auch in das System der sozialen und politischen Rangklassen eingebunden.
Es herrschte ein gutes Verhältnis zwischen den Insulanern und der Kolonialmacht - zur Bewachung der Insel wurden 10 bis 15 einheimische Polizisten abgestellt.
Ein etwa mannshoher Stein hatte einen Wert von ca. 3000 Kokusnüssen;
ein Stein von 35 cm Durchmesser brachte 400 Kokosnüsse (ca. 1919)
Die Steine wurden auch ins Verhältnis zur deutschen Währung gesetzt.
Ein Stein von 8 bis 10 cm Duchmesser galt 25 Pfennige;
ein Stein von bis zu 20 cm Durchmesser galt 50 Pfennige;
ein Stein mit 40 cm Durchmesser würde dem 2 Markstück gleichgesetzt.
So war die Kolonialverwaltung bemüht das Steingeld kursfest zu machen.
Es war seinerzeit nahezu jedem deutschen Schulkind ein fester Begriff und die Umrechnung in Mark diente der geordneten Rechnungsführung des Bezirksamtes der Westkarolinen mit Sitz in Yap (Mikronesien)
Heutzutage sind schätzungsweise noch 6500 Steine vorhanden und können teilweise noch immer besichtigt werden.
Gibt es dazu eigentlich passende Lindner/Leuchtturm-Schuber???
Schöne Grüße.
Verfasst: Di 25.06.02 18:31
von Locnar
Hab noch ein Bild gefunden
Ich sollte mal von meinen Steinen Bilder machen
[ externes Bild ]
Verfasst: Di 25.06.02 18:48
von Canadian Coins
Es geht noch weiter.....
die Steine wurden "Fei" genannt. Sie wurden in verschiedenen Steinbrüchen der Palaugruppe gefördert und wie bereits bekannt in verschiedenen Größen hergestellt. Der Stein besteht aus zumeist gelblich weißem Aragonit, wobei auch die Farbe und Bearbeitung den Wert beeinflussten. Milchweisse oder schokoladenbraue Steine mit feiner kristalliner Körnung waren besonders begehrt.
Dabei wogen sie von 50 Gramm bis über 3000 Kilogramm!
Diese Steine wurden dann auf einem Floß auf dem Seeweg über 400 Kilometer transportiert. So manche schwere Fracht ging in Stürmen verloren.
Auf den größeren Steinen ist meist der Name des Herstellers und Transporteurs vermerkt und blieb so über Generationen in Erinnerung.
Wenn ein Besitzerwechsel von einem der großen Exemplare stattfand, blieb der Stein zumeist an Ort und Stelle stehen. Da die Steine allen bekannt waren, wurde ein Transport zum neuen Eigentümer überflüssig.
Man brachte es zu hohem Ansehen und großen Einfluss, wenn man in mehreren Dörfern Steine stehen hatte.
Vor der Verschiffung mit europäischen Schiffen betrug der maximale Durchmesser ca. anderthalb Meter - mehr war mit einem Floßtransport nicht möglich. Die noch heute bewunderten Riesensteine wurden mit europäischen Schiffen importiert, wobei manch ein Yapbewohner meherer Kokusnussernten verpfänden musste um diesen Transport zu bezahlen.
Wirklich ne interessante Story.

Verfasst: Di 25.06.02 19:01
von Locnar
Hab ich vergessen.
Nicht nur auf Yap gab es Steingeld auch in Afrika.
Hier ein Exemplar von mir aus Togo, Durchmesser 7cm
[ externes Bild ]
Bei den Einheimischen werden die Steine Sokpé "Donnersteine" genannt, weil sie vom Himmel gefallen sein sollen. Sie wurden als Zahlungsmittel für magische und rituelle Zwecke verwendet.
Verfasst: Di 25.06.02 23:01
von Wuppi
Sorry, meinte natürlich 4 M ... hatte beim absenden Routerausfall (nur bei mir @home! - sah genauso aus wie der HDD-Crash - ich war am schwitzen!!) so mußte ich das 2mal aus gedächtnis schreiben
Die deutschen waren ja in ihren paar Kolonien recht beliebt! Mehr als manch eine andere Kolonialmacht in ihren Kolonien. In nem Bericht auf 3sat (? oder nen drittes) wurde das mal über unser

Erbe berichtet. So ne kleine Inselgruppe (Mikronesien? kann sein - schon EWIG her!) ist der von deutschland eingeführten Bürokratie heute immer noch verfallen - und darüber sogar glücklich das wir ihnen sowas gebracht haben *G* (wir verfluchens, die liebens *G*) und jeden morgen zu deutscher Marschmusik Flagge hießen und was da so zugehört - marschieren *G*! Heute noch! (natürlich andere Flagge als damals ...) ... und das obwohl wir letztendlich genauso wenig zimperlich mit den eingeborenen umgegangen sind wie anderen Kolonialmächte ... schon fazinierend

und heute haben wir keine Kolonien mehr

wär doch was: nen mikronesien-euro

Rückseite Kokosnüsse *G* und Steine

... ich schweif vom Thema ab, sorry ...
"Die Münze" von der Austrian-Mint ist echt interessant! Steht auch viel zur Geschichte drin ... und halt nen bissel eigenewerbung

(12er Satz Euro für 188€ find ich aber nen bissel teuer ....)
Bis dann
Wuppi
Aha
Verfasst: Di 25.06.02 23:26
von zorianer
Verfasst: So 07.07.02 13:00
von Canadian Coins
Hier nochmal ein Original - Yap - Stein.
Gewicht : 8 Kilogramm --- Durchmesser : 35 cm.
[ externes Bild ]
Bild mit freundlicher Genehmigung von Rolf Braun.
Schöne Grüße.
Verfasst: So 14.07.02 16:00
von Canadian Coins
Und hier noch ein nette Photo von der Insel Yap.
[ externes Bild ]
Steingeld auf der Insel Yap. Foto: Anonym, vor 1910
Verfasst: So 14.07.02 18:31
von Wuppi
Irgendwo hab ich diese Steinteile schonmal gesehen .... Südamerika?
Verfasst: Sa 11.11.06 12:00
von verscherbler
Hallo,
yepp - ganz interessant, das "
Pálang"! Gewissermaßen auch eine Art "Kolonialgeld" aus Aragonit.
Das Foto "Anonym, um 1910" stammt wohl aus dem Buch
SANDER, L. (1906) Die deutschen Kolonien in Wort und Bild. - 736 S., 8 Originalbilder, zahlr. Abb. - Verlag für Allgemeines Wissen, Leipzig.
Ich habe mal ein paar interessante Stellen herausgescannt:
[ externes Bild ]
[ externes Bild ]
(Sander 1906; S. 591-592)
[ externes Bild ]
(Sander 1906; S. 593)
[ externes Bild ]
(Sander 1906, S. 594)
Wäre sicherlich interessant, mal so ein Stück zu besitzen.
Aber die Transportkosten....

Verfasst: Sa 11.11.06 12:19
von chinamul
verscherbler hat geschrieben:
Wäre sicherlich interessant, mal so ein Stück zu besitzen.
Aber die Transportkosten....

Wo ist da ein Problem? Man zieht die Stücke auf eine Schnur, und dann sind sie ganz einfach zu handhaben und auch zu transportieren!
Gruß
chinamul
Verfasst: Sa 16.12.06 21:15
von helcaraxe
Ja, wenn man Obelix heißt!

Verfasst: Fr 12.01.07 09:17
von Fridericus
Übrigens: wer gerne mal ein Original sehen möchte: Das Übersee-Museum in Bremen hat eines in seiner Ozeanien-Ausstellung.