die erste Münz-Prägemaschine der Welt in Hall i.T.

Wie zahlten unsere Vorfahren? Was war überhaupt das Geld wert? Vormünzliche Zahlungsmittel

Moderator: Locnar

heripo
Beiträge: 1518
Registriert: Fr 26.04.02 15:30
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

die erste Münz-Prägemaschine der Welt in Hall i.T.

Beitrag von heripo » Mo 10.11.03 18:50

Liebe Münzfreunde,
auf Einladung der Sammlerfreunde payler, upuauti und Nikephoros besuchten wir ( siehe im inneren meines Berichts ) das mittelalterliche
Städtchen Hall i.T. - und dies - zu Recht - nicht nur wegen der am Sonntag statttgefundenen 3. Haller Münzbörse !
Es wird Euch ja nicht verborgen geblieben sein - im Sommer wurde dort der Nachbau der ersten Prägemaschine der Welt - eine Walzenpräge eingeweiht. Es war für uns ein besonderes Erlebnis, den Erbauer Werner Nuding kenngelernt zu haben, der uns gerne (wenn auch auf Alu-Zainen)
die Funktion seiner Maschine erklärte und anhand der geprägten Stücke deren exakte Arbeit vorführte.
Auch Euch sollen unsere Genüsse nicht vorenthalten bleiben, wenn ich sie halt leider nur virtuell weitergeben kann! Viel Freunde dran. heripo
http://members.ebay.de/aboutme/heripo/

payler
Beiträge: 3899
Registriert: So 05.05.02 22:35
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Beitrag von payler » Mo 10.11.03 19:41

danke @heripo für die schönen bilder auf deiner page! :D

heripo
Beiträge: 1518
Registriert: Fr 26.04.02 15:30
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von heripo » Fr 21.11.03 16:27

...ich hätte gedacht, daß dies einen weltweiteh Ahaaaaa - oder WOW - Effekt auslösen würde .... ??? ( war wohl nur bei mir so ??? ) .... grüß mir den Werner und sag ihm - ich hab einen neuen "Traum" !!!!
und drum hier nochmals:
[ externes Bild ]

herzl. Gruß heripo

payler
Beiträge: 3899
Registriert: So 05.05.02 22:35
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Beitrag von payler » Fr 21.11.03 16:30

AAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!



WWWWWWWWWWOOOOOOOOOOOOOOOWWWWWWWWWWW!



TTTTTTTTTTTTTTOOOOOOOOOOOOOOOOOOLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLL!

beser jetzt! :wink:

Benutzeravatar
Obelix
Beiträge: 6323
Registriert: Fr 26.04.02 16:54
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Beitrag von Obelix » Fr 21.11.03 16:45

8O 8O
Ist die Maschine gerade in voller Arbeit?
[url=http://www.muensteraner-muenzen.de][img]http://www.muensteraner-muenzen.de/banner/msmuenzen_234x60.jpg[/img][/url]

heripo
Beiträge: 1518
Registriert: Fr 26.04.02 15:30
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von heripo » Sa 22.11.03 10:58

...nein Obelix - denn - schau mal g a n z g e n a u hin:
Du wirst feststellen - von links und von rechts kommt je eine Achse ... aber - sie treffen in der Mitte nicht e x a k t zusammen - vielmehr - sie enden ü b e r e i n a n d er !!! Dieses Mittelteil ist auch durch eine Eisenkonstruktion gesichert, denn - Du siehst hier die beiden Präge-Stempel-Walzen, die genau denjenigen Abstand zueinander haben, der die Dicke der zu prägenden Münze vorgibt !

Ergo: - der Zain mußte in Streifen vorbereitet werden - ca 5 cm breit und 6 mm dick - um dann zwischen den beiden Walzen durchgezogen und auf z.B. ca, 1,3 mm Dicke "reduziert" zu werden - dabei wird ein Press-Druck von sage und schreibe 250 to erzeugt !!! Wenn also die "Begegnungsstätte" der beiden Walzen in der Bildmitte nicht in Eisen gefasst wäre, würde der dicke Zain wie ein Keil wirken und die Maschine auseinanderreissen, bevor er sich "prägen" liesse ! ...

Vorgang verstanden ? @ payler ... richtig geschildert ??? ....
Man muß da einfach davor gestanden und mit eigenen Augen gesehen haben, wir diese riesengroße Maschine arbeitet - und dies fast völlig geräuschlos !!! ....die handgemachten Zahnräder gleiten lautlos ineinander, die Holz-Zähne greifen ineinander fast "ohne" sich zu berühren, kein Quietschen irgendwelcher Lager ... kein Öl- oder Fettschmutz ... nein, das "Ding" ist ja geradezu eine Vorzeigemöbel für jedes galante Wohnkabinett - würde ich mir sofort in die gute Stube stellen !!!

So - das wars abba ( meine immer noch "Liebeserklärung" an diese Maschine! Gruß heripo

PS.: - payler - wäre es denn nicht möglich ein Kurvideo zu drehen, wie ein längerer ( ???) Zainstreifen durch die Maschine läuft ...? ( auf die Homepage der TNG ? ) ... Übrigens, was ich Werner vergaß zu fragen: ... hinter den beiden Prägewalzen müßte sich eigentlich noch eine Stanze befinden, die den Zain "abschneidet" - es sei denn - der Zain war nicht "endlos" ( wie ich mir dies zunächst dachte ... so ca, 10 m aufgerollt ) ... Hatten die damals auch nur "kurze" Zains verwendet, auf die zwei oder drei Mü passten ? .... wegen der "Auswurf-Rutschen" die man auf dem Bild sieht !
- jetzt aber punkt.

Benutzeravatar
Obelix
Beiträge: 6323
Registriert: Fr 26.04.02 16:54
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Beitrag von Obelix » Sa 22.11.03 15:30

@heripo

Danke für Deine kurze Beschreibung!
Ich kam nur "in voller Arbeit", weil es so aussieht als wenn sich das recht Zahnrad drehen würde.

Von der Funktion hat mir payler schon am Telefon vorgeschwärmt.
Ich denke im nächsten Jahr schaue ich mir das gute Stück in natura an! :wink:
Zuletzt geändert von Obelix am So 23.11.03 12:06, insgesamt 1-mal geändert.
[url=http://www.muensteraner-muenzen.de][img]http://www.muensteraner-muenzen.de/banner/msmuenzen_234x60.jpg[/img][/url]

payler
Beiträge: 3899
Registriert: So 05.05.02 22:35
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Beitrag von payler » So 23.11.03 10:02

@heripo:

korrekt beschrieben!

klaupo
Beiträge: 3654
Registriert: Mi 28.05.03 23:13
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 282 Mal

Beitrag von klaupo » Di 22.06.04 23:16

Als mir kürzlich das abgebildete Stück unterkam, fiel mir der Bericht über dieses erstaunliche technische Gerät wieder ein. Wie es funktioniert wurde ja seinerzeit nicht nur hier erläutert, was es produzierte, wurde meines Wissens nicht gezeigt. Nun meine Frage: Könnte das abgebildete Stück mit dieser Technik hergestellt sein? Die Wölbung der Münze und Schleifspuren im Wappenfeld, die meiner Meinung nach nicht von scharfer Reinigung herrühren, sind deutlich zu erkennen, und nicht zu vergessen - eine Kleinmünze aus der damaligen Zeit in solcher Erhaltung finde ich schon bemerkenswert.

Gruß klaupo
Dateianhänge
Bay1625a.jpg

Benutzeravatar
mumde
Beiträge: 1507
Registriert: Mo 06.05.02 23:08
Wohnort: Weil am Rhein
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 18 Mal

Beitrag von mumde » Mi 23.06.04 00:17

Hallo Klaupo, im Münzenhandel gibt es für diese gleichmäßige Biegung von Münzen den Begriff "Walzenprägung". Wenn man in einem Auktionskatalog "Walzenprägung" liest, bedeutet das, daß das Stück so gebogen ist. Man findet das oft bei Münzen des 17. Jh. Die Biegung entstand, wenn die beiden Walzen mit ein wenig unterschiedlicher Geschwindigkeit liefen, die Maschine also nicht ganz präzise eingestellt war.
Gruß mumde

klaupo
Beiträge: 3654
Registriert: Mi 28.05.03 23:13
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 282 Mal

Beitrag von klaupo » So 04.07.04 12:54

Hallo mumde, nach ein paar Tagen Abwesenheit konnte ich deine Antwort erst jetzt lesen. Der Begriff "Walzenprägung" war mir bekannt, nicht aber, daß es sich dabei um einen Arbeitsablauf handelte, an dessen Ende eine Münze stand, die man heute vielleicht als häufige "Fehlprägung" bezeichnen würde? Und könnte denn nun das abgebildete Stück mit dem oben angesprochenen Maschinentyp hergestellt worden sein? Das war meine Überlegung gewesen, als ich es hier vorstellte.

Gruß klaupo

Benutzeravatar
mumde
Beiträge: 1507
Registriert: Mo 06.05.02 23:08
Wohnort: Weil am Rhein
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 18 Mal

Beitrag von mumde » Mo 05.07.04 00:40

Hallo klaupo, ich habe jetzt auf die Schnelle nichts darüber gefunden, wann sich die Münchener Münzstätte ihr erstes Walzwerk angeschafft hat, und ob darauf Halbbatzen geprägt wurden. Ein Verzeichnis der im Münchener Kabinett erhaltenen Stempel und Walzen existiert nicht.
Eine Alternative wäre ein Taschenwerk. Beim Walzwerk waren ja fünf Talerstempel oder entsprechend mehr Kleinmünzenstempel auf eine Walze graviert. Wenn nun ein Teil schadhaft wurde, konnte man die ganze Walze wegwerfen. Deshalb entwickelte man vor allem für die Kleinmünzenprägung das Taschenwerk, das auf den gleichen technischen Grundsätzen basierte und auch von Wasserkraft angetrieben wurde. Da hatte man ein Walzensegment mit einem Vorderseitenbild und ein Walzensegment mit einem Rückseitenbild, aber die liefen nicht immer auf zwei Walze rundherum, sondern sie bewegten sich gegeneinander hin und her.
Stell Dir vor, daß die Walzen von Pleuelstangen nur so weit bewegt werden, daß eine Münze geprägt wird, und dann werden die Walzen wieder von den Pleuelstangen zurückbewegt. Es läuft also kein Zain von einer Seite zur andern durch, sondern ein Schrötling wird eingezogen und mit der Gegenbewegung wieder ausgespuckt. Für solch eine Maschine braucht man selbstverständlich keine ganze Walze. Aber die Stempel müssen, genau wie bei der Walze, auf eine gewölbte Fläche graviert sein.
Der Vorteil war, daß man die Walzentechnik anwenden konnte, und jeden Stempel auswechseln konnte, sobald er Schäden aufwies. Der Nachteil war, daß die Münzen bei nicht ganz präziser Einstellung der Maschine so gebogen herauskamen, wie Dein Halbbatzen es ist. Eine Rändelung solcher gebogener Münzen ist unmöglich, und deshalb sind die späteren gerändelten Münzen schon wieder mit anderen Maschinen geprägt worden.

Zusammenfassung: Walzenprägewerk nach Haller Vorbild kann ich nicht ausschließen, weil mir da die Informationen fehlen. Denkbar wäre jedoch ein Taschenwerk, das im Prinzip die gleiche Technik benutzt.
Gruß mumde

Benutzeravatar
klosterschueler
Beiträge: 1714
Registriert: So 25.03.07 20:37
Wohnort: Steiermark
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von klosterschueler » So 22.07.07 09:13

Hallo Heripo!

Habe beim Herumschnurteln diesen alten (wunderbaren und interessanten - DANKE) Thread ausgegraben.
Hast du vielleicht noch die Bilder - würd mich sehr interessieren.

Herzlichen Dank und einen schönen Sonntag wünscht
Der Klosterschüler
„Was du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“

Benutzeravatar
Locnar
Administrator
Beiträge: 4482
Registriert: Do 25.04.02 17:10
Wohnort: Halle/Westfalen
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 4 Mal

Beitrag von Locnar » So 22.07.07 13:46

@heripo;

ich kann dich auf Ebay nicht finden!
Gruß
Locnar

Benutzeravatar
Gerhard Schön
Beiträge: 1662
Registriert: Mi 16.02.05 23:09
Wohnort: München
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 37 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Gerhard Schön » So 22.07.07 15:19

mumde hat geschrieben:Deshalb entwickelte man vor allem für die Kleinmünzenprägung das Taschenwerk, das auf den gleichen technischen Grundsätzen basierte und auch von Wasserkraft angetrieben wurde. Da hatte man ein Walzensegment mit einem Vorderseitenbild und ein Walzensegment mit einem Rückseitenbild, aber die liefen nicht immer auf zwei Walze rundherum, sondern sie bewegten sich gegeneinander hin und her. Stell Dir vor, daß die Walzen von Pleuelstangen nur so weit bewegt werden, daß eine Münze geprägt wird, und dann werden die Walzen wieder von den Pleuelstangen zurückbewegt. Es läuft also kein Zain von einer Seite zur andern durch, sondern ein Schrötling wird eingezogen und mit der Gegenbewegung wieder ausgespuckt.
Welche Nachweise gibt es für die Verwendung einer solchen Maschinerie?
Zuletzt geändert von Gerhard Schön am Fr 16.05.08 23:18, insgesamt 1-mal geändert.
Deutscher Münzkatalog, Euro Münzkatalog, Weltmünzkatalog.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste