Gültigkeit der Münzen im Alten Reich vor 1806

Wie zahlten unsere Vorfahren? Was war überhaupt das Geld wert? Vormünzliche Zahlungsmittel

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Gansguoter
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Gültigkeit der Münzen im Alten Reich vor 1806

Beitrag von Gansguoter » Sa 04.05.13 23:52

Guten Abend,

inwieweit wurden Münzen eines Landes vro 1806 im Alten Reich in einem anderen Land akzeptiert? Ich finde es auffällig, dass z.B. die Stüberprägungen von Jülich-Berg und Kurköln sehr ähnlich sind (18. Jh.), sich nicht wesentlich mehr unterscheiden als heute Euromünzen aus verschiedenen Ländern. Wurden die Münznen aus Kurköln auch in Berg problemlos akzeptiert, so dass es im Prinzip ein Währungsgebiet war mit verschiedenen Ausgabeländern - oder musste man seine Kurkölner Stüber in Bergische Stüber wechseln?

Wer hat dazu belastbare Informationen?

Gansguoter

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KarlAntonMartini
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Re: Gültigkeit der Münzen im Alten Reich vor 1806

Beitrag von KarlAntonMartini » So 05.05.13 14:21

Die Territorien des alten Reiches waren so kleinteilig und verwinkelt, daß sie schon deshalb kein Währungsgebiet in heutigem Sinn abgeben konnten. Regionale Münzen wie Stüber liefen einfach dort um, wo die Leute das Geld kannten. In Kriegszeiten auch weit darüber hinaus. Kleingeld war immer knapp. Grüße, KarlAntonMartini
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fareast_de
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Re: Gültigkeit der Münzen im Alten Reich vor 1806

Beitrag von fareast_de » So 05.05.13 18:24

Abgesehen von lokalen oder regionalen Scheidemünzen im Kleingeldbereich, die es auch damals schon gab, war für die Leute dieser Zeit oft weniger wichtig, was draufstand, sondern was drin war. Neben der damals weit verbreiteten Falschmünzerei gab es auch "Landmuntz", deren innerer Wert mit dem aufgeprägtem Nominal nicht viel zu tun hatte. Schnell fielen diese Stücke beim Geldwechseln auf ihren wahren, den inneren Wert.
Zu Deiner eigentlichen Frage: in meinem Sammelgebiet Brandenburg- Preußen liefen vor allem in der ersten Hälfte des 18. Jhdts. zahlreiche ausländische Münznominale um, bis hin zu Laubtalern und frz. Louisd´ors. Dies änderte sich erst nach der Graumann´schen Münzreform 1750.
Die damaligen Zeiten müssen ein wahres Eldorado für Geldwechsler gewesen sein und erforderten erhebliche Fachkenntnisse über die unterschiedlichen Münzfüße, Feingehalte etc.. Die Profession wurde über Jahrhunderte insbes. von Angehörigen des mosaischen Glaubens ausgeübt, aus denen sich nach der Judenemanzipation im 19. Jhdt. eine Reihe von Privatbanken entwickelten.

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Lutz-der-liebe
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Re: Gültigkeit der Münzen im Alten Reich vor 1806

Beitrag von Lutz-der-liebe » Fr 10.05.13 16:21

Hallo Gansguoter,

Geld ist im weiteren Sinne alles, was als Tausch-Äquivalent geeignet ist.
Im währungstechnisch zersplitterten Deutschland waren das viele verschiedene Münzen: Gold- und (Groß-)Silbermünzen wurden anhand ihres Silbergehaltes akzeptiert und zur Zahlung verwendet - völlig unabhängig davon, wer sie geprägt hat. Allerdings war das auch eine Frage des Vertrauens: Enthielt die Münze wirklich soviel Silber, wie sie sollte? Da hielt man sich dann eher an bekannte Münzen, denen man traute: z.B. sächsische Taler und Talerteilstücke, da dort Bergwerke das Silber lieferten und man annahm, dass da nicht soviel gemogelt wurde. Oder die preußischen Taler ab 1750, da man dem Münzherren vertraute (das Thema Münzbetrug im 7jährigen Krieg mal außer Acht gelassen). Auch für Steuerzahlungen wurde "solides Silber" gern genommen.
Bunter wird es bei den unterwertigen "Landmünzen": für Steuerzahlungen im Herkunftsland oft nur in beschränktem Maße zugelassen, waren sie "im Ausland" dafür meist gar nicht zu verwenden. Allerdings musste "der kleine Mann" kaufen/verkaufen und das ging nicht nur mit "Großgeld". Bei Kleingeldmangel wurde alles genommen und gegeben, was am Markt war. In Frankfurt(Main) wurden Anfangs des 19.Jahrhundert sogenannte "Judenpfennige" geprägt und als Kleingeldersatz genommen, die waren von gar keiner staatlichen Institution emittiert....
Um den "Kleinhandel" zu erleichtern und die eigenen Scheidemünzen möglichst weit (weg) zu streuen, haben sich manche Münzherren an bekannten Bildern und Münzstückelungen ihrer Nachbarn orientiert - so kamen z.T. kleine "Währungsgebiete", obwohl die Gültigkeit der Einzelmünzen offiziell nur beschränkt war. Spätestens beim Steuernzahlen waren man "wieder dran"...

Insgesamt ein sehr buntes, interessantes Gebiet der Wirtschafts- und Währungsgeschichte...
Viele Grüße
Lutz

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