... und doch war diese markante Münze bislang hier kein Thema.
Beispielsweise hier und hier lässt sich der numismatische und historische Hintergrund des Bermuda-Pennies von 1793 nachlesen. Mein Exemplar hatte wohl jemand in den Händen, der Georg III. nicht wohlgesonnen war.
Nach der genialen Erfindung im Hermostal, blieb die Münzherstellung weit mehr als zweitausend Jahre im Grunde gleich. Erst um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert kamen dann jene entscheidenden technischen Verbesserungen auf, die dazu führten, dass Münzen in einer Beschaffenheit massenweise produziert werden konnten, wie wir sie heute als selbstverständlich nehmen: genau zentriert, auf einem ebenmäßig runden und planen Schrötling.
Bei diesen technischen Entwicklungen spielte die Soho Mint in Handsworth bei Birmingham eine entscheidende Rolle. Von dort aus verbreitete sich die neue Art Münzen zu prägen, rasend schnell innerhalb weniger Jahre um den Globus. Der Schweizer Jean-Pierre Droz (1746-1823) war zwar nicht der Erfinder der Ringprägung an sich, aber wohl der Prägung im segmentierten Ring. Matthew Boulton (1728-1809), der Besitzer der Soho-Mint, holte Droz 1788 nach England, wo dann die Droz'schen Erfindungen mit der neuen Dampfmaschinentechnologie verbunden werden sollten. Richtig grün waren sich die Beiden wohl nicht und Droz kehrte schon 1790 wieder nach Frankreich zurück. Susan Tungate unterstellte Droz in ihrer Dissertation 2011 eine Form von Industriespionage an der Soho Mint betrieben und später das in England erworbene Wissen als sein eigenes ausgegeben zu haben (S. 120). Ein Artikel in der Münzenwoche (a. d. Englischen) stieß schon 2010 in das gleiche Horn. Diesem Urteil entgegen stehen etwa das Lemma für Jean-Pierre Droz aus dem Forrer und zB. die zeitgenössische Oekonomische Encyclopädie.
Heinrich Gustav Floerke, Die Münzkunst und Münzwissenschaft. Oder vollständige Anleitung zur Kenntniß, Verfertigung und zur Kaufmännischen und politischen Würdigung der Münzen [Sonderdruck aus J. G. Krünitz (Hrsg.), Oekonomische Encyclopädie 97 (1805)] 954f.Ein Irrthum ist es übrigens, wenn behauptet wird, nur durch Hr. Boulton's Maschine könnten dgl. Münzen wie die neuen englischen Fabrikmünzen geprägt werden, die sich von anderen dadurch unterscheiden, daß sie, zum Theil vertiefte, zum Theil erhabene Schrift, - erstere auf einem breiten auf der Fläche rund um die Münzen laufenden Rand - haben; daß auch ihre Ränder mit vertiefter Schrift versehen, und daß sie immer vollkommen rund sind.
Ohne genaues Quellenstudium wird man diese Frage sicher nicht mehr entscheiden können, aber - wie so oft im Leben - werden eher Beide von einander profitiert haben.
Das Charmante am Bermuda-Penny ist nun für mich, dass er eine charakteristische frühe Maschinenprägung ist, die die typische inkus geprägte Signatur Droz' unten am Portrait Georg III. zeigt (bei meinem Stück leider nur noch schemenhaft zu erkennen), die später auch seine Napoleon I.-Münzen zierte. Die beiden Hauptprotagonisten der Revolution der Münzprägung - Boulton und Droz - sind also quasi im Bermuda-Penny vereint.
Viele Grüße,
Atalaya