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- WANTED - drei antike ...wer kennt sie ???

Verfasst: Sa 08.02.03 15:28
von heripo
Hallo - und sei's auch nur zu Übungszwecken ... aber auch "alte Hasen" wissen, daß sie eigentlich nichts weissen, wenn's "ans Eingemachte" geht ... nun - mal sehen - wer hat ne Idee zu den drei Münzen ???
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danke für die Mithilfe, heripo

Verfasst: Sa 08.02.03 16:04
von Gast
Hallo heripo,

die erste Münze erinnert mich vom Portrait sehr stark an Honorius oder einen späten Theodosius I (letzteres eher unwahrscheinlich). Die Avers-Legende ist natürlich völlig irre. In der Revers-Legende sehe ich nichts Griechisches, sondern die Nachahmung des bekannten GLORIA ROMANORUM durch mal wieder irgend so einen Barbaren - zum GLORIA würde auch der stehende Kaiser mit Labarum und Globus passen (z.B, Honorius - RIC 46). Vandalen, Hunnen, Goten - vielleicht war der Stempelschneider ein Verwandter vom Urheber unseres "martialischen Kriegers" ??? Ist das Stück etwas auch so in der Grösse von etwa 20 bis 22 mm ???

Gruss, petzlaff

Nachprägungen des 4. Jahrhunderts

Verfasst: Mi 12.02.03 11:04
von berenike
Es dürfte sich bei dieser Münze um eine Nachprägung einer ganz normalen römischen Münze handeln, die am Rande des Imperiums, vmtl. an der nordwestlichen Grenzzone angefertigt wurde.
Seit aus den Hauptmünzstätten nicht mehr genug Kleingeld ins Grenzgebiet kam, um den täglichen Bedarf zu decken, haben lokale Werkstätten, z. T. mit Genehmigung der offiziellen Autoritäten solche Nachprägungen hergestellt. Da im Grenzgebiet viele nicht mehr schreiben konnten, haben wir relativ häufig so korrupte Legenden.
Die Münze ist ein ziemlich interessantes Zeugnis für den Übergang von der römischen Geldwirtschaft zur mittelalterlichen Tauschwirtschaft: Zentrale Geldversorgung läßt nach - inoffizielle Nachprägungen werden erstellt - reichen nicht aus - man beginnt wieder zu tauschen.

Also, kein bestimmter Kaiser, sondern nur Nachprägung Typ 4. Jh.

Beste Grüße
Berenike





Edit by tournois: Du hast diesen Beitrag aus Versehen 2x eingesetzt. Einen davon hab ich gelöscht.
Ich habe mich mal für den ohne mein Edit entschieden! :wink:

Verfasst: Sa 15.02.03 09:47
von heripo
... danke berenike ... genau auf D A S wollte ich auch hinaus - und wie Du siehst, auch Kollege petzlaff hat in diese Richtung "geahnt" ...

Nicht nur die von Dir genannten Tatsachen, auch die "Wirren der Völkerwanderung" hatten ja immensen Einfluß - u.a. auf die "Geldwirtschaft" und das Münzwesen ! - Wir hatten ja nun schon mehrfach solche und ähnliche "Barbaren" hier vorgestellt .... wäre echt ein
Spezialgebiet ... aber leider kann man sich da nur schwer mit Literatur eindecken !

Bei den sog. "Trugschriften" ( so las ich mal ) lohnt es sich gleichwohl oftmals gut zu beobachten - kann meist aber nur ein Sprachenwissenschaftler, denn - die Stempelschneider benutzen oftmals ihnen geläufige Buchstaben ihrer eigenen Sprache ... und dies könnte manchmal ein Schlüssel sein .

Vielleicht aber findet auch mal der richtige "Fachmann" hierher ... und das wollen wir ja mit unseren beiträgen auch mit bezwecken ....

daher - weiter so und bis zum nächsten mal ... Gruß, heripo

Die zweite von oben

Verfasst: Sa 15.02.03 10:25
von Gast
@heripo

... das ist schon so ein Graus mit den völkerwandernden Barbaren!
Die zweite Münze scheint von einem Stempelschneider zu stammen, der künstlerisch und kalligrafisch recht bewandert war.

Mit dem Avers muss ich mich noch etwas eingehender befassen - aber das Revers weist nach längerer Betrachtung eindeutig eine VOT X .... usw. -Legende auf. Schliesslich haben wir da noch ein wunderschönes TS (Thessaloniki) als "Münzzeichen". Unheimlich sexy ist der Perlenkranz um die Legende.

Ich denke, es handelt sich um eine (frühe) Ostgotische Prägung etwa aus der Zeit um 400 herum - vermutlich aus Thrakien.

Gruss - petzlaff

Verfasst: Sa 15.02.03 11:29
von heripo
... ja petzlaff - wenn es nicht v i e r Textzeilen ( wie üblich ) gewesen wären, dann wär mit das Münzlein gar nicht erst aufgefallen - dacht auch an das "normalle" VOT MVLT XXX ... aber die vierte Zeil ... nie zuvor gesehen ! Das sind so die "Feinheiten" aus den 1.--€ pro Stück - "Wühlkisten" ... drum krabble ich immer wieder noch gern in solchen ... :-))) - nur so findet man ( und zudem billigst ) auch mal Exoten, wie den bereits vorgestellten Ur-Eritreaer .... Gruß, heripo

Der Verdacht erhärtet sich !

Verfasst: Mi 19.02.03 18:14
von Gast
@heripo -

habe heute ein interessantes Buch aus USA bekommen, in dem viele "barbarische" Imitationen spätrömischer Münzen beschrieben und z.T. auch abgebildet sind.

zum zweiten Stück:

der von mir als "sexy" bezeichnete Perlenkranz findet sich in der dargestellten Form sehr häufig bei den Siliquae und Bronzen der Ostgoten. Bronzen in dieser Form mit vierzeiliger z.T. verstümmelter Inschrift prägten vor Allem ATHALARIC (526-534) unter der Regentschaft seiner Tochter AMALASUNTHA und sein Nachfolger THEOHADAT (534-536), ein entfernter Verwandter von ATHALARIC (Ich kenne nur die englische Schreibweise der Namen) - Frage am Rande: ist ATHALARIC etwa ALARICH ?

Auch wenn die Legenden nicht zu passen scheinen - der Stil stimmt auf alle Fälle !!

typische Legenden wären z.B.

DN ATHALARICVS
INVICTA ROMA
DN THEODAHATVS (REX)


Zur ersten Münze: bei den autonomen Prägungen aus Rom und Ravenna unter den Gotischen Barbaren findet sich auf der Avers-Legende häufig irgendwas mit INVICTA / IMVICTA / MVICT - (ROMA)

Erinnert das vielleicht an den "VICT(OR)" ????


Gruß - petzlaff

ATHALARIC

Verfasst: Do 20.02.03 08:57
von Gast
Ergänzung zu meinem letzten Beitrag:

ATHALARIC war nicht ALARIC !!!

(ändert aber nichts Inhaltliches)

petzlaff

Verfasst: Do 20.02.03 14:16
von heripo
W O W ...@ petzlaff .... das wäre ja der hammer - für Alarich - der großen Erober des Römerreichs würd ich ja glatt 'nen neuen Schuber anfangen !!!
Eine der bedeutendsten Figuren der Völkerewanderungszeit !
Danke - heripo

Verfasst: Di 25.02.03 19:20
von berenike
Spielen wir also weiter heiteres Rätselraten.
Übrigens zu den fremden Dialekten und Schriften auf Münzen, da sind vor allem die Provinzialprägungen aus dem Inneren der heutigen Türkei interessant. Soweit ich mich erinnere hat Johannes Nollé in seinem Band der SNG Pfälzer Sammlungen Pisiden darauf hingewiesen, daß die völlig verunstalteten pisidischen Legenden dem einheimischen Dialekt verdammt entsprechen würden. Ist wirklich eine spannende Sache, aber soweit ich weiß gibt es bis jetzt noch keine grundsätzliche Arbeit drüber.

Gruß
:D
Berenike

Verfasst: Mi 26.02.03 11:49
von heripo
...tja, berenike, dann lass uns mal weiter nach "dem Haar" suchen ....:-)

Verfasst: Mi 26.02.03 14:46
von tournois
Hallo @berenike,
kennen wir uns? Vielleicht aus Dortmund?? :)
Aua, sorry! Willkommen im Forum!! :wink: