Hallo liebe Zielgruppe,
bin ich der Einzige, der hier schöne und/oder interessante Münzen der nicht-gräcoromanischen Welt der Antike zeigt?!? Ja, wirklich?! Schade eigentlich...
Also okay, dann muß ich wohl noch mal...
Hier zwei Goldstatere der Kushana - nämlich von
Vasudeva I sowie seinem Sohn/Thronfolger
Vasudeva II:
Ich habe sie extra mal direkt zusammen gescannt, damit neben den stilistischen Unterschieden (zunehmende - wenn auch zu diesem Zeitpunkt noch nur relativ leichte - "Barbarisierung" des gleichen Grundtyps), vor allem auch die auffällige Größendifferenz bei nahezu gleichem Rauhgewicht sichtbar wird.
Zu den "technischen Daten":
Münze 1 (links):
Vasudeva I (ca. 292-312 u.Z.), AV-Stater, Münzstätte (mutmaßlich) Peshawar; 7,96 g, Durchmesser: 21 mm; Stempelstellung: 12 h. Eine präzise XRF-Feingehaltsanalyse liegt mir leider noch nicht vor; lt. Tauchwägung aber ca. 95%iges Gold.
Av.: König steht l. mit Dreizack vor Altar, hinter diesem ein weiterer Dreizack
Rv.: Oesho (=Shiva) steht v.v. mit Dreizack und Kranz vor Buckelstier Nandi nach links; im Feld links oben Tamgha. Göbl MK 509 (Stempel O8/R8)
Das Exemplar ist beidseitig aus ganz frischen Stempeln geprägt und hat eine unglaublich schöne, unverletzte und gleichmäßig tief bräunliche Goldpatina.
Leider ist es ebenso wie der weiter oben von mir präsentierte Vasishka (das ist dann der Nachfolger von Vasudeva II) auf dem Revers durch eine "Schürfspur" beschädigt worden: extrem tiefer Kratzer links im Feld und Abrieb des Gesichtes von Shiva/Oesho sowie zwei starke Randfehler bei 1 und 5 Uhr. Diese Beschädigungen sind zweifelsfrei antik, da sie oberflächlich komplett mit Goldpatina belegt sind (in dem Kratzer im Feld bei ca. 10 Uhr sowie der "Druckstelle" am Rand bei 5 Uhr ist diese sogar ausgesprochen dick). Wie diese "Macken" seinerzeit entstanden sind, darauf kann ich mir derzeit noch keinen rechten Reim machen - irgendwie habe ich verdammt den Eindruck, als ob das ein gezielter Fassungs- oder sonstiger Bearbeitungsversuch war....?! Wer hat dazu eine andere plausible Idee?

(Ohne diese Beschädigung wäre dieses ansonsten stilistisch und von der Prägequalität her prachtvolle Exemplar für einen "Normalsterblichen" wohl auch kaum erschwinglich...)
Ein passendes Vergleichsstück zur vorgestellten Münze hier:
http://www.acsearch.info/record.html?id=604395
Münze 2 (rechts):
Vasudeva II (ca. 312-350 u.Z.), AV-Stater, Münzstätte (mutmaßlich) Kabul; 7,92 g, ovaler Schrötling - Durchmesser: 23...26 mm; Stempelstellung: 12 h.
Eine präzise XRF-Feingehaltsanalyse liegt mir leider noch nicht vor; lt. Tauchwägung aber ca. 80...85%iges Gold. (Da der Legierungszusatz offenbar mehr Silber als Kupfer ist, ist die Farbe insgesamt merklich heller als die der Münze links daneben - das sieht man sogar auf diesem nicht farbkorrigierten Scan noch recht gut.)
Av.: König steht l. mit Dreizack vor Altar, hinter diesem ein weiterer Dreizack; zwischen den Beinen des Königs linkshakiges Swastika, rechts im Feld das buddhistische Triratna-Zeichen ("Die Drei Juwelen") sowie Prüf-/Offizinszeichen: ein Punkt.
Rv.: Oesho (=Shiva) mit Nimbus steht v.v. mit Dreizack und Kranz vor Buckelstier Nandi nach links; im Feld links oben Tamgha, links unten Beizeichen: drei Punkte. Göbl MK 680 (Aversstempel O57; Reversstempel bei dieser Serie von Göbl nicht durchnumeriert: stempelgleich mit abgebildeter Münze 1 der Serie 680)
Interessant an dieser Serie ist übrigens, daß das die letzten Exemplare sind, wo der Schrötling zwar schon immer größer (und damit dünner) wird, jedoch insgesamt noch nahezu plan ist - spätere Serien werden dann zunehmend skyphat, was dazu führt, daß dann der auf der Innenseite der "Schüssel" liegende Shiva durch Doppel-/Mehrfachschläge immer weniger erkennbar und die am Rand der Außenseite liegende Averslegende im Gegensatz zur hier gezeigten Münze kaum noch voll ausgeprägt und dadurch mehr und mehr unlesbar wird. (Ein besonders extremes Beispiel dafür sind die späteren Kushano-Sassanidischen Goldskyphati, siehe exemplarisch hier:
http://www.acsearch.info/record.html?id=4644 ... leider ist der Effekt auf einem naturgemäß nur zweidimensionalen Foto kaum ausreichend erkennbar; sowas muß man in der Hand haben; diese Stücke sind dann 30 mm und mehr im Durchmesser sowie tlw. über 1 cm hoch...)
Ein passendes Vergleichsstück zur vorgestellten Münze hier:
http://www.acsearch.info/record.html?id=41337
PS: Ich hoffe, daß ich auf den in der BRD wegen der geltenden "Rechtslage" manchmal (gerade auch im numismatischen Kontext) angebrachten Disclaimer bzgl. ausschließlich rein künstlerischen bzw. wissenschaftlich-historischen Hintergrundes des "Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" (oder diesen "ähnlich" sehender Darstellungen) i.S. § 86a Abs. 3 StGB der BRD im vorliegenden Fall verzichten kann. Immerhin ist das dargestellte Objekt ca. 1600 Jahre vor Anno 1933 entstanden...