Löwe auf Schüssel? Gibt's das?

Münzen des alten Byzanz

Moderator: Wurzel

Antworten
Truben
Beiträge: 825
Registriert: Mo 24.05.04 09:31
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Löwe auf Schüssel? Gibt's das?

Beitrag von Truben » So 18.09.05 01:55

Ich will das recht ruhige Forum der Byzantiner mal ein wenig beleben!
Ich habe hier eine etwa 2 cm breite Schüsselmünze, die ich noch nicht bestimmt habe. Das will ich auch gerne noch versuchen. Der Grund meiner Anfrage ist ein anderer. Auf der rechten Seite der Rückseite befindet sich eine erhabene Stelle, die aussieht wie ein Tier. Eventuell ein Stier (mehrere Auswüchse am Kopf), eventuell ein Löwe (Figur des Objektes".
Gibt es so etwas oder bilde ich mir da was ein?
Das Fotographieren der Schüsseln ist wirklich ziemlich kompliziert. Ich habe deswegen mehrere Fotos mit unterschiedlichen Einfallwinkeln des Lichts gemacht.
Auf der Vorderseite der Münze ist kaum etwas zu erkennen. Die spare ich mir mal. Dort müsste eine Christusbüste oder Maria mit Oberkörper abgebildet sein. Ist kaum auf einem Foto zu erfassen.
Einen spannenden Sonntag noch!
Herzlichen Gruß
Truben
Dateianhänge
Tier Detail 3.JPG
Tier Detail 2.JPG
Tier Detail 1.JPG
Münze RV 2.JPG
Münze RV 1.JPG

Benutzeravatar
Scheleck
Beiträge: 1091
Registriert: Mo 22.11.04 10:48
Wohnort: 27798 Hude
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beizeichen / Gegenstempel ?

Beitrag von Scheleck » So 18.09.05 12:13

Hallo Truben,
bei der Münze könnte es sich um eine Trachy der lateinischen Herrscher handeln (Sear 2021). Allerdings habe ich dieses Beizeichen ? wenn es ein solches ist auf byzantinischen Münzen noch nicht gesehen. Bin gespannt was Petzlaff dazu sagt.
Gruß Scheleck
Das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt.

Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Gast » Mo 19.09.05 19:20

Hallo truben,

Aufgrund der Kombination Chlamys - Akakia - Labarum halte ich das Stück auch für einen Lateiner Typ A large module (Sear 2021).

Kontermarken sind bei dieser Ausgabe unbekannt, und Löwen gibt es zu der fraglichen Zeit auch nicht. Kontermarken auf dem Revers wären wohl auch vertieft und nicht erhaben! Wahrscheinlich ist die Ähnlichkeit mit einer Katze (die sehe ich noch eher als den Löwen) reiner Prägezufall - immerhin ein interessanter.

Es könnte eine unsauber geschnittene "verwilderte" Legende sein, die ein paarmal nachgearbeitet wurde. Mir scheint, es sind einige scheinbare Doppelkonturen zu sehen, die auf ein Nachschneiden schließen assen.

Möglicherweise könnten es auch Spuren eines beschädigten Unterstempels sein oder Reste einer vorher geprägten Münze, die während des Schlages zersprang, und von der sich ein kleiner liegengebliebener Rest durch den nächsten Schlag mit Deiner Münze verschweisste.

Auf alle Fälle ein attraktives Stück.

Gruß - petzi

Anastasius
Beiträge: 513
Registriert: Mi 26.11.03 18:14
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Anastasius » Mo 19.09.05 22:20

... da hat sich doch schon wieder der ruchlose Venezianische St. Marcus- Löwe
:twisted:
eingeschlichen ...
Verrat :evilbat: wohin man blickt ...


Anastasius
:angel: :angel:

Truben
Beiträge: 825
Registriert: Mo 24.05.04 09:31
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von Truben » Mo 19.09.05 22:55

Hallo sehr geschätzter Anastasius. Es ehrt mich, zu Deiner heiteren Zerstreuung beigetragen zu haben. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich beschrieb was ich sehe und danach fragte, ob das sein kann. Löwen, Katzen oder Stiere habe ich auf byzantinischen Münzen nämlich nirgends gesehen. Oder gibt es die doch?
Gruß
Truben
Zuletzt geändert von Truben am Di 20.09.05 09:52, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Pscipio
Beiträge: 8228
Registriert: Fr 15.10.04 13:47
Wohnort: Bern, CH
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 16 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Pscipio » Di 20.09.05 09:05

@Truben: kein Grund zum Ärger, Anastasius lebt nur wieder mal seinen Hass gegen die "Kreuzfahrer" von 1204 aus :twisted: Kommt dieses traurige Kapitel der Geschichte zur Sprache (und sei es auch nur aufgrund einer entfernten Ähnlichkeit einer Erhebung auf einer Münze mit dem venezianischen Löwen), schon macht es "klick" und der Hass sprüht wieder :wink:

Gruss, Pscipio

PS: ich fand den Kommentar von Anastasius köstlich :mrgreen:
Nata vimpi curmi da.

Truben
Beiträge: 825
Registriert: Mo 24.05.04 09:31
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von Truben » Di 20.09.05 09:51

@ Pscipio
Ja sicher ist er köstlich. Die vielen Smilies zeigen auch, daß er emotional hoch aufgeladen geschrieben wurde.
Gruß
Truben

Anastasius
Beiträge: 513
Registriert: Mi 26.11.03 18:14
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Anastasius » Di 20.09.05 20:04

Truben hat geschrieben:Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich beschrieb was ich sehe und danach fragte, ob das sein kann. Löwen, Katzen oder Stiere habe ich auf byzantinischen Münzen nämlich nirgends gesehen. Oder gibt es die doch?
Lieber Truben,

nichts liegt mir ferner als mich über Dich oder andere Teilnehmer,
die hier Münzen einstellen, zu amüsieren.
Ich spiele lediglich mit Vergnügen meinem Pflichtpart als "Verteidiger des Reiches"
( durchaus im Bewusstsein, dass die Byzantiner ebensolche Schurken
wie ihre Zeitgenossen waren. )

Du sprichst aber ein hochinteressantes Thema an.
Während bei den frühen Islamischen Münzen ( und vor allem Gegenstempeln !! )
des 7. Jahrhunderts eine ganze Reihe von Tieren vorkommen,
geht es da bei Byzanz eher "nüchtern" zu.
Hier gibt es neben den Darstellungen der Herrscher und / oder christlicher Bilder und Symbole
eigentlich fast nur noch Astronomische Zeichen
( Sonne, Mondsichel, Sterne mit sogar einer gelegentlichen Supernova )

Es gibt jedoch einige Ausnahmen, in der Hauptsache auf
( winzigen und seltenen ) 1 Nummus Münzen des Justinianus.
Sear 283A ( Carthage ) zeigt beispielsweise einen Pferdekopf
Sear 311 ( ROM ) einen Löwen ( sic ! )

Daneben taucht bei Münzen die den Kaiser in Konsulartracht zeigen,
zumindest ein stilisierter Adler ( in Form eines Adlerzepters )
auf ( Sear 420, 421, 429, 430, 441, 444, 448, u.a. )

Ansonsten gilt oben Gesagtes bis zur 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts,
danach taucht ab und an ein Pferdchen auf, damit die
Herren Kaiser nicht zu Fuss in die Schlacht ziehen müssen,
oder in Trapezunt auch mal ein Wappenadler.

Gruss
Anastasius

:angel: :angel:

Truben
Beiträge: 825
Registriert: Mo 24.05.04 09:31
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von Truben » Di 20.09.05 22:18

Lieber Anastasius, danke für Deinen Exkurs über die Abbildung von Tieren auf byzantiniaschen Münzen. Byzanz charakterisiert sich durch eine starke Konzentration der Gesellschaft auf einen Gott und einen Herrscher. Daß dies auch die Bandbreite der Symbolik - auch auf Münzen - einschränkt, ist fast folgerichtig. Andererseits scheint dies in meist unruhigen Zeiten eine Gesellschaft gewesen zu sein, die den Menschen ihrer Zeit so viel Lebenssicherheiten beließ, dass sie sie ihrerseits mehr als 1000 Jahre bestehen ließen. Und heutige Maßstäbe darf man wohl nicht zur Bewertung anlegen. Die sind erst später erfunden worden. Daher sehe ich mich eher an Deiner Seite.
Gruss
Truben

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste