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Byzanz Münzen bestimmen - nicht nur für Experten - Folge 3

Verfasst: Di 18.04.06 09:00
von Anastasius
Nun, wenn ihr so schnell seid, muss ich gleich noch eins nachlegen,
viel Spass:

Gruss
Anastasius

P.S. es ist kein Byzantinischer Euro :wink:

Verfasst: Di 18.04.06 14:26
von Wurzel
Ein Pentanummion ( 5 Nummi )
JUSTINIAN I ( 527 - 565 )
Münzstätte Konstintinopel
Ich meine unter dem Kreuz ein Dreieck zu erkennen, dann 4. Offizin es könnte aber auch ein verstümmeltes A sein, dann 1. Offizin.
Ich tendiere aber eher zu dem Dreieck.

Wie bin ich zu dieser bestimmung gekommen:

Kaiser: die Legende ist für mich kaum lesbar aber im Kaisernamen meine ich als vorletzten Buchstaben ein A zu erkennen, die zwei Striche am Ende des Namens lese ich als N. Da die Münze nach der Münzrefform des Anastasius geprägt ist und vom Stil her in die Justinianische Periode passt bleibt bei der Endung nur dieser Kaiser.

Münzstätte:Konstantinopel hat bei seiner Prägung immer das Münzstättenzeichen auf diesen kleinen Nominalen aus Platzgründen weggelassen und nur das Offizinzeichen geprägt.

Das große E ist die Nominalbezeichnung ( Griech. E = 5 )

Das Offizinzeichen habe ich oben schon erläutert.


So und jetzt bin ich mal gespannt ob ich richtig liege.

P.S.: alle anderen dürfen auch mitbestimmen.


Liebe Grüße Wurzel ( Michael )

Verfasst: Di 18.04.06 20:22
von Anastasius
Lieber Wurzel,

Glückwunsch, Du liegst schon wieder mit allen 3 Hauptfragen richtig,
Pentanummium des Justinianus, Münzstätte Constantinopel, alles korrekt.

Nun zum Offizin: neben dem schon erwähnten Prinzip der räumlichen Ausgewogenheit gibt es einige weitere "Spielregeln"
Die Byzantiner waren wahre Meister darin, Buchstaben und Zahlen gleich mehrere Funktionen zuzuordnen.
In höchster Vollkommenheit sieht man das an den hier jetzt noch nicht zur Diskussion stehenden Monogrammen,
aber auch unsere Münze ist ein gutes Beispiel hierfür.
Die Pentanummia der ersten 4 Officinae haben jeweils rechts neben dem grossen Epsilon die griech. Zahlzeichen A, B, Gamma, Delta ohne das Kreuz.
Ein Pentanummium der 5. Offizin würde jedoch niemals neben dem grossen Epsilon für die Wertbezeichnung ein 2. Epsilon für das Offizin zeigen.
Entweder man liess die Offizin 5 ganz weg wie bei einem äusserst seltenen Pentanummium des Anastasius und es war ( für Byzantiner ) vollkommen klar,
dass das grosse E sowohl für die Wertbezeichnung als auch für die 5. Werkstatt steht.
Eleganter war es jedoch, wie bei unserer Münze, einfach ein anderes Symbol wie hier das Kreuz an die Stelle des Offizinzeichens zu setzen.
So war der leere Raum ausgefüllt, man hatte ein christliches Symbol untergebracht und die vollkommen unsinnige Doppelverwendung einer Zahl vermieden.

Also, ergänzend zu Deiner Bestimmung: 5. Offizin

Gruss
Anastasius

Verfasst: Di 18.04.06 20:51
von Zwerg
Man lernt dazu!
Grüße
Zwerg

Andererseits
und es war ( für Byzantiner ) vollkommen klar, daß das große E sowohl für die Wertbezeichnung als auch für die 5. Werkstatt steht.
Bitte - für welche Byzantiner? Für die Arbeiter in der Münzstätte sicher, für einen Teil der Beamtenschaft möglicherweise, aber die zahlende Bevölkerung hat das einen, wie der Kölner sagt, "Driß" interessiert - Hauptsache, es stand "5" drauf.
Das gleiche Problem haben wir übrigens bei den Griechen und Römern auch. Wieviel von dem, was wir heute (glauben zu) wissen oder interpretieren war unseren Altvorderen so bewußt?

Grüße
Zwerg

PS - ich habe in meinem Quote die alte Rechtschreibung wieder eingeführt, bin da schrecklich konsequent :D

Verfasst: Di 18.04.06 22:04
von Wurzel
Interessant.
Ich hatte zuerst in meinen Überlegungen die Möglichkeit miteinbezogen, daß das E auch für die ( das ? ) 5. Offizin steht.
Manchmal sollte man beim ersten Gedanken bleiben :wink:
Dem Kreuz habe ich keine praktische Bedeutung beigemessen, da mir bekannt ist das die Byzantiner sehr religiös waren und ich daher davon ausgegangen bin, daß ein Kreuz einfach dazugehört ( so wie bei mir der Senf zur Bratwurst :wink: )

@ Zwerg
Ist das nicht Heute auch noch so? Ich kenne jedenfalls keinen Menschen der im normalen Zahlungsalltag darauf achtet ob "sein" Geldstück in Hamburg oder Berlin geprägt wurde. Mann stelle sich das bei Aldi an der Kasse vor: "Nein, ich möchte bitte nur Münzen Prägebuchstabe A als Wechselgeld" :lol:


Zusammenfassend möchte ich mich nochmal bei Anastasius für seine Mühen bedanken.

Danke

Das ganze ist sehr lehrreich für mich. :idea:
Bei der ersten Münze habe ich gelernt den Kaiser zu erkennen.
Bei der zweiten, Dinge zu sehen die nur noch zu erahnen zu sind.
Bei der dritten, nicht Dinge zu erkennen die nicht da sind ( Das " Dreieck " gehört zum Kreuz )

Liebe Grüße Wurzel ( Michael )

Verfasst: Di 18.04.06 23:15
von Wurzel
Bevor ich es vergesse,
eine Frage habe ich da noch.
Die Münze sieht so "sandig" aus, ist das die vielgerümte Sandpatina, oder wie kommt das heutige Aussehen der Münze zustande?


Liebe Grüße Wurzel ( Michael )

Verfasst: Mi 19.04.06 09:31
von Anastasius
Zwerg hat geschrieben:Bitte - für welche Byzantiner? Für die Arbeiter in der Münzstätte sicher, für einen Teil der Beamtenschaft möglicherweise, aber die zahlende Bevölkerung hat das einen, wie der Kölner sagt, "Driß" interessiert - Hauptsache, es stand "5" drauf.
Das gleiche Problem haben wir übrigens bei den Griechen und Römern auch. Wieviel von dem, was wir heute (glauben zu) wissen oder interpretieren war unseren Altvorderen so bewußt?
Na klar. Sagen wir also, es war jedem Byzantiner klar, der das wissen wollte oder musste.
Das scheussliche ß :mad: habe ich schon vor 30 Jahren abgeschafft, das hat mit amtlicher Rechtschreibreform nichts zu tun,
und werde auch belieben, das ss dafür weiter zu verwenden :wink:


@ Wurzel,

mit dem Senf und der Bratwurst triffst Du den Nagel auf den Kopf,
nur kam bei den Byzantinern der Senf auch noch auf Brot, Gemüse, Olivenöl, Fisch und in der Fastenzeit gab es Senf pur ... :?

A propos Münzen und Lebensmittel:
Ein kleiner Einblick zum Thema Kaufkraft.
Anfang des 6. Jahrhunderts konnte man sich für 1 Follis ( 40 Nummia ) in etwa die Tagesration Grundnahrungsmittel ( Brot, Gemüse, Olivenöl )
eines erwachsenen, arbeitenden Mannes kaufen.
Fleisch war für "normale" Bewohner der Stadt oft nur 1-2 mal im Jahr drin.

Zurück zu unserem Pentanummium:
ja das ist die wegen des schönen Kontrast allseits sehr beliebte sogenannte Sandpatina.
Provenienz solcher Stücke ist überwiegend der Syrische Raum.
Man hüte sich übrigens sehr davor, Münzen mit einer solchen Patina reinigen zu wollen.
Ein bischen Olivenöl oder auch nur Wasser und die fragile Schönheit ist dahin.

Gruss Anastasius :D

Bild unserer Tagesration siehe hier, schätze den kannst Du inzwischen recht locker bestimmen.

Verfasst: Mi 19.04.06 09:58
von Wurzel
Follis JUSTINIAN I
Constantinopel, Offizin 1
DN IUSTINIANUS P P AVC Kaiser sieht nach rechts

Ich kanns nicht lassen. :D :oops:

Liebe Grüße Wurzel

Verfasst: Mi 19.04.06 10:45
von Anastasius
Bingo !

juckt ´s Dich noch nicht in den Fingern, Deinen ersten echten Byzantiner in der Hand zu haben ? :wink:

Gruss
Anastasius

Verfasst: Mi 19.04.06 11:43
von Wurzel
Ihr macht aber auch ganz geschickt Werbung :wink:


Liebe Grüße Michael

Verfasst: Mi 19.04.06 21:47
von Anastasius
na ja, auf Dauer sind nur virtuelle Münzen doch etwas trocken ... :(
Dennoch, demnächst kommt noch mehr Virtuelles ...

Gruss Anastasius