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...und nun das Sonntagsrätsel

Verfasst: So 21.05.06 01:03
von Scheleck
Wem verdanken wir diese Prägung ?
Gruß Scheleck

Verfasst: So 21.05.06 16:36
von Truben
Na., dann fange ich mal an. Ich tippe auf den sparsamen Mauricius. 20 Nummi, Frontalbüste mit bekreuzter Krone, Inschrift dN MAVRC - Tib P P AVG. Könnte MIB 120 sein, Carthago 592 bis 597. Das A unter dem großen K steht für das erste Offizin. Wer bietet mehr?
Gruß
Truben

Verfasst: So 21.05.06 17:02
von Chippi
Hallo Truben,

Maurice Tiberius ist richtig, die Legende lautet aber dN MAVRC Tb P P AVG.

Gruß Chippi

Verfasst: So 21.05.06 18:38
von Gast
@Chippi & Truben,

Glückwunsch - Ihr habt beide recht (M.I.B. 120D, Karthago, Sear 577, Constantine/Numidia, DOC 261).

Eine Anmerkung sei allerdings erlaubt. Das A unter dem K steht NICHT für "erste Offizin". Wir haben es stattdessen mit einem Anagramm zu tun: "K"-"A" steht für "Halbfollis (K)" aus Karthago ("KA").

Die Jahresangabe XI weist zwar auf 592593 hin, hat aber keine direkte Datumsfunktion. Tatsächlich wurde dieser Typ vermutlich in oder in der Nähe von Karthago während der gesamten Finanzperiode ("Lustrum") zwischen 592 und 597 mit Jahr "XI" ausgeprägt. Die Jahreszahl dokumentiert also nicht wie bei den Konstantinopolenser Prägungen das Ausgabejahr, sondern den Beginn des aktuellen Lustrum.

Die Herkunft ist umstritten. Mit der Interpretation des "KA" als "Karthago" schliesse ich mich Professor Hahn an - alles andere macht aus meiner Sicht keinen Sinn.

Interessieren würde mich jetzt nur noch, wie Ihr ausgerechnet auf Nordafrika gekommen seid.

@scheleck - schönes Teil :D

petzi

Verfasst: So 21.05.06 19:47
von Truben
petzlaff hat geschrieben:@Chippi & Truben,
Interessieren würde mich jetzt nur noch, wie Ihr ausgerechnet auf Nordafrika gekommen seid.
Lieber Petzi,
bei mir war das der reine Zufall. Habe zuerst die Inschrift so weit entziffert, bis der Herrscher klar war und dann im Hahn gesucht. In der Ausgabe "Zur Münzprägung ..." von moneytrend ist auf Seite 173 exakt diese Münze abgebildet. Die Kopfbedeckung, Inschrift und die Darstellung des Herrschers wechselte vor allem in den ersten Jahren. Also in der Tabelle auf der Folgeseite überprüft - "D" steht für die Bestandteile und Reihenfolge der Namenteile, also hier für Variante D. Auch sonst stimmte alles.
Übrigens geht Hahn in der Tabelle auf Seite 174 bei 120D davon aus, dass unter dem großen K das Offizin benannt wird. Woher kommt Deine Information mit dem Anagramm?
Liebe Grüße
Truben

Verfasst: So 21.05.06 20:20
von Wurzel
Truben hat geschrieben: Inschrift dN MAVRC - Tib P P AVG. Könnte MIB 120 sein, Carthago 592 bis 597. Das A unter dem großen K steht für das erste Offizin.
Glückwunsch Truben!

Na dann ist es ja kein wunder das ich, als ich getreu nach der Faustformel: keine Münzstätte = Constantinopel, bei Constantinopel nicht fündig geworden bin.
Da ich dann zudem noch Grand Prix geschädigt bin und letzte Nacht nur 3 Stunden geschlafen hatte forderte mein Körper seinen Tribut.

@Petzlaff

was habe ich unter dem"aktuellem Lustrum" zu verstehen? Sear spricht auch von "Indiction" ich nehme an das meint das gleiche, kann aber mit beiden Begriffen nichts anfangen.
Oder meint Lustrum ein libidosteigerndes Getränk auf Alkoholbasis ( Lust-Rum) das der Herrscher in bestimmten Zeitabständen trinken musste, damit er fleißig Thronfolger zeugen konnte? :wink:

Liebe Grüße Wurzel

Verfasst: So 21.05.06 21:45
von Truben
Lieber Wurzel, naja jede Regel hat ihre Ausnahmen. Und auf den kleineren Münzen steht oft garnichts. Bei Münzen diesen Typs ist mal was drauf, mal auch nicht. Und ich bin ja gespannt, ob Petzi das mit KA genauer erklärt. Dann würde auch diese Münze die Münzstätte ausweisen, allerdings nur erkennbar für kundige Augen. Oder wie der wunderbare Spruch von Scheleck lautet: Das Auge schläft... :-)
@Chippi - ja, Du hast recht, da klang in meinem Kopf der Name zu laut beim Schreiben mit. Die Inschrift ist ohne "I". Danke!
Einen lieben Gruß Euch allen
Truben

Verfasst: So 21.05.06 23:00
von Gast
In Karthago gab es nur eine einzige Offizin, deswegen wäre die Angabe der Offizin "A" völlig überflüssig gewesen.

Aus diesem Grund muss angenommen werden, dass man aus Symmetriegründen im Design einfach das A verwendet hat, um das besagte Anagramm zu bilden.

Es ist ja auch bekannt, dass z.B. bei früheren Halbfolles aus Konstantinopel völlig auf das übliche CON verzichtet hat, weil das K ausreichte, die Münzstätte anzuzeigen, während für andere Münzestätten, wie z.B. Nikomedia extra Kennzeichnungen erfolgten (Anastasius). Bei Dekanummia wurde etwa auch die Legende "Con Cord(ia)" mit Münzstätte Konstantrinopel gleichgesetzt.

Anagramme dieser Art sind also sehr häufig anzutreffen.

Eine Indiktion dauerte 12 Jahre - 5 aufeinanderfolgende Indiktionen (also 60 Jahre) wurden in 12 Lustrae unterteilt. Wenn man so will - ein "5-Jahresplan" auf die einzelnen "Abrechnungsjahre" aufgesplittet.

petzi

Verfasst: So 21.05.06 23:51
von Truben
Danke Petzi, gibt es eine Übersetzung für Indiktion und Lustrae? Wo liegt der praktische Sinn für die Teilung von 60 Jahren in 12 Lustrae, wo doch nur selten ein byzantinischer Herrscher diese Zeiträume von 60 Jahren überlebte? Welchen praktischen Sinn haben eine Teilung in 5- und 6-jährige Spannen?
Warum wird in einem System, das die Kennzeichnung der Offizine vorsieht, von der Kennzeichnung des einzigen Offizins im Falle Karthagos abgesehen?
Sorry wegen der Fragen an einen arg eingespannten Pendler :-). aber nicht die Fragen sind das Problem, sondern die "Verhältnisse". Eine gute kurze werktätige Woche wünscht
Truben
PS @Scheleck: Wo sammelst Du denn bloß Deine byzantinischen Schätze ein? Ein Ebäh reicht da doch garnicht!

Verfasst: Mo 22.05.06 00:02
von Wurzel
Ich habe mal Gegoogelt:

Lustrum:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lustrum


Indiktion:
http://de.wikipedia.org/wiki/Indiktion
http://de.wikipedia.org/wiki/Indiktionsjahr

Jetzt verstehe ich mehr

Liebe Grüße Wurzel

Verfasst: Mo 22.05.06 01:24
von Scheleck
Liebe Rätselfreunde,
zunächst einmal herzlichen Glückwunsch an Truben der das Rätsel gelöst hat und an Chippi, der die Lösung ergänzt hat. Petzi danke ich für die Aufklärung der Sigle und der Erklärung über die Bedeutung der Jahreszahl und des Sigle,
dass bei Hahn u.a. auch als Offzin A bezeichnet wird, wohl aber auch eine Doppelbedeutung hat, nämlich wie Petzi schon sagte auch als Hinweis auf die Münzstätte Kartago in Form eines Anagrams (KA). Mein Dank geht auch an Wurzel, der diesem Tread durch seine Recherche über Google und der Wikipedia eine Erklärung der Begriffe "Lustrum" und "Indiktion" auf die Petzi in seinem Beitrag hinwies, hinzufügte.
Mein lieber Truben das Stück habe ich von Anastasius erworben.
Mit besten Grüßen Scheleck