Darfs auch mal Güldenes sein ?

Münzen des alten Byzanz

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ghost of anastasius
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Darfs auch mal Güldenes sein ?

Beitrag von ghost of anastasius » Mi 07.06.06 14:00

wer wo wie wann warum ?
Viel Spass !
A.
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Wurzel
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Beitrag von Wurzel » Mi 07.06.06 19:12

Lieber Anastasius,

ich glaube das Dir da ein guter Fang gelungen ist.

Meine Bestimmung nach Sear:

HERACLIUS und HERACLIUS CONSTANTINE
Jerusalem
Sear Nr. 852
Diese Münze wurde nach der erhebung von HERACLIUS CONSTANTINE zum Mitaugustus ( AD 613 ), und vermutlich nach der Rückeroberung Jerusalems von den Persern, geschlagen.

Avers: dd.NN.hERACLIuS ET hERA. CONST. (P) Kaiser mit Sohn, beide mit Krone, Kreuz dazwischen.

REVERS: VICTORIA AVGu IX
Balkenkreuz auf dreistufigem Podest.

Die verschiedenen Nachschlagewerke scheinen diese Stück anderen Prägestätten zuzuweisen ( Alexandria= DOC oder Cypern= MIB )

Liebe Grüße Michael
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Beitrag von ghost of anastasius » Mi 07.06.06 21:12

Lieber Michael,
Glückwunsch, Du hast Dich hier in kürzester Zeit schon zum echten Profi entwickelt.
Diese Münze ist ein schönes Beispiel dafür, wie sehr die "Wissenschaft" sich bei der Zuordnung bestimmter Emissionen zu einer Münzstätte uneinig sein kann.
Ich persönlich ordne die Münze ( leider ) Alexandria zu, Zypern und Jerusalem dürften nach aktueller Fundlage eher obsolet sein.
Bis auf ein einziges Stück in der Ratto-Sammlung war diese Kombination
mit Avers ohne Abschniittsline und Revers mit VICTORIA AVGU IX unbekannt.
In der 2003 veröffentlichten Sammlung Bajocchi existieren jedoch gleich
2 Exemplare, davon eines ( nr. 303 ) sogar stempelidentisch !

Die Sammlung Bajocchi wurde in der 2. Hälfte des 20. Jhdts. in Ägypten zusammengetragen und enthält alleine 6 Exemplare der Sear 851-852A
und dürfte neben anderen Funden der Zuordnung nach Zypern oder Jerusalem entgültig den Todesstoss versetzen ...

Liebe Grüsse
Anastasius

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Beitrag von Wurzel » Mi 07.06.06 21:43

Hallo Anastasius,
das Lob aus berufenem Munde ehrt mich, aber ich möchte zu bedenken geben, daß ich ohne Dich, Scheleck und Petzlaff sowie auch Truben heute noch genausoviel wüsste, wie vor 3 Monaten.
Dafür nochmal meinen tief empfundenen Dank an euch alle, Ihr seit super Lehrmeister, von denen man gerne und mit Spaß lernt. :D

Noch etwas zur Historie:
Heraklius hat von Phokas ein total ruiniertes Reich übernommen, leere Staatskassen, große Gebietsverlußte an die Awaren und Perser sowie eine ineffektive und korrupte Verwaltung.
Unter diesem Gesichtspunkt muß man anerkennen, daß Heraklius die meisten Gebietsverlußte wieder wett machte, die Staatskasse füllte und die Verwaltung optimierte. Das hierzu benötigte Geld kam unter anderem aus den Schatzkammern der Kirche.
Der Patriarch von Konstantinopel öffnete bereitwillig seine Schatzkammern im ganzen Reich, und so stammt wahrscheinlich das Gold von Deiner Münze ursprünglich aus einem Kirchenschatz.
Übrigens sah der Patriarch von Konstantinopel den Krieg gegen die Perser als einen Krieg der Religionen, so kann man vielleicht diesen Krieg als ersten Kreuzug sehen, zwar nicht gegen Muslime sondern gegen die "Feueranbeter".

Die Anhänger Mohammeds, der seine Religion eben zu dieser Zeit stiftete, machten übrigens wenig später in den letzten Regierungsjahren von Heraklius sämtliche Gebietsgewinne wieder zunichte, zeigten sich aber in religiösen Fragen überaus Tolerant, toleranter als die Christlichen Kreuzritter ein paar Jahrhunderte später.
So sah Heraklius nicht nur sein Lebenswerk schwinden, sondern auch das Enstehen einer neuen mächtigen Bewegung.

All dieses hat Deine Münze gesehen und erlebt.

Liebe Grüße Michael
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