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Schweres Rätsel für alte, junge und neue Experten

Verfasst: Di 20.06.06 12:29
von ghost of anastasius
das war schon in meinem "letzten Leben" geplant:

24 mm, 5,53 gr.

Viel Spass
A.

Verfasst: Di 20.06.06 13:35
von Wurzel
Hallo lieber Geist,

Ich kann zu Deinem Münzlein schon einmal den Kaiser beisteuern:

JUSTIN II AD 565 bis 578
Die Aversseite zeigt Justin mit seiner Frau Sophia, beide auf einem Thron Szepter haltent mit einem Globus mit Langkreuz zwischen den Personen.

Deine Münze stammt aus dem 8 Regierungsjahr ( uII = 8 ) also 572/73

Auf dem Revers steht das große K für 20 Nummi ( = halber Follis ) daher schließe ich eine reguläre Prägung im Italienischen bereich aus sonst würde dort anstelle des "K" ein"XX" stehen.

Unter dem "K" sehe ich ein "I" das weder für eine Offizine stehen kann noch eine Normale bezeichnung für eine Prägestätte sein kann.
Über dem "K" sehe ich die Reste einer Struktur die vielleicht ein "X" oder ein "M" mit einem Kreuz (+) darüber darstellen könnte. Vielleicht ist es aber auch garnichts.

Ich vermute eine mobile militärische Münzstätte.

Liebe Grüße Michael

Verfasst: Di 20.06.06 17:17
von Truben
Oh, das wird schwierig. Da hilft wohl normale Literatur nicht weiter :?
Was steht da rechts und links neben Kaiser und Kaiserin?
Gruß
Truben

Verfasst: Di 20.06.06 17:43
von Wurzel
Hallo Truben,

Laut Sear steht bei diesen Münztypen:

DN IVSTINVS PP AVG oder ähnliches in der Legende

( Habe als Beispiel einen ähnlichen Halbfollis aus Konstantinopel genommen )

Ich meine Links eine Rest des N+IV lesen zu können.

Was mir noch aufgefallen ist: das Kaiserpaar hat keinen Nimbus, das ist normalerweise der Fall, ohne ist eher die Außnahme.

Einer zum Vergleich aus Wildwinds:

http://www.wildwinds.com/coins/sb/sb0373.html
http://www.wildwinds.com/coins/sb/sb0373.1.jpg

Hier sind man den Nimbus sehr schön

http://www.wildwinds.com/coins/sb/sb0381.html


Liebe Grüße Michael

Verfasst: Di 20.06.06 18:26
von Truben
Nun, die beiden Buchstaben links könnten sogar hinkommen, aber da ist gar kein Platz mehr für die anderen des Namens und der Titel. Dito auf der rechten Seite. Die beiden Seiten der Münze sind auch vollständig geprägt. Das sieht man ganz gut an der Zahlseite. Wäre auf der Kaiserseite ein größerer Stempel als auf der Rückseite verwendet worden, dann lägen die jetzt dort sichtbaren Buchstaben weiter außen (und wären nicht mehr sichtbar). Nein, der Legende traue ich nicht.
Gruß
Truben

Verfasst: Di 20.06.06 18:33
von Wurzel
Du hast recht!

Ich halte das I auf dem Revers für wichtig, außerdem ist der Münzstil nun sagen wir ungewöhnlich. Vergleiche mal mit den regulären Prägungen aus Wildwinds.
es könnte auc KY oder CY links heißen

Michael

Verfasst: Di 20.06.06 20:17
von Wurzel
Hallo Truben,

schaue Dir mal diesen Link an:

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 0&Lot=1680

der Stil passt, finde ich.

Und dann habe ich noch mal in einem Heft, welches mir ein sehr geschätzter Forumsfreund überlassen hat gelesen:
....As an example, let us examine one special situation, the issues of Baysan, Greek Scythopolis, in northern Palestine. This mint struck unusual coppers closely imitating the Nikomedia issues of Justin II and Sophia of A.D. 565-78. These coins are large and relatively heavy, raging from 5 to 15 grams. Most have only Greek inscriptions some have Arabic as well. This mint is also alone in having struck imitation halffolles. ((...........)Because of the similarity of these Scythopolis issues to their presumed prototype in apperance, diameter and weight, and because this town was the Byzantine military headquaters in southern Syria, these have been regarded as the earliest Arab-Byzantine issues, perhaps struck almost immediately after the first Arab victories;.........
Zitat aus "The Arab-Byzantine Bronze Coinage of Syria: An Innovation by `Abd al-Malik" von Michael L. Bates

In diesem Heft hätte ich auch die Lösung zu Deinem Rätsel gefunden. (nachher ist man immer schlauer :oops: )


Liebe Grüße Wurzel

Verfasst: Mi 21.06.06 02:02
von Scheleck
Lieber Ghost,
auf den ersten Blick fällt auf, dass eine stilistische Ähnlichkeit der Aversseite mit dem 1/2 Follis von Justin II. & Sophia aus Antiochia gegeben ist, denn auch die Zepter sind jeweils nach außen gerichtet. Allerdings ist der Nimbus nicht vorhanden wie @Wurzel schon schrieb oder er ist nur ganz schwach und eng am Kopf ausgeprägt und die Legende ist nicht stimmig. Meine Vermutung geht in Richtung arabische Imitation eines 1/2 Follis Stückes aus unbekannter Münzstätte. Bislang ist dieses Stück meines Wissens noch nicht in der Literatur hinreichend beschrieben. Ich hab mal im Walker nachgesehen, aber diesen 1/2 Follis dort allerdings auch nicht abgebildet und beschrieben gesehen. Allerdings ist auch eine unbekannte Militärmünzstätte nicht ausschließen. Ein sehr begehrenswertes Stück um es mit Petzlaffs Worten zu sagen.
Gruß Scheleck

Verfasst: Mi 21.06.06 09:38
von ghost of anastasius
Wurzel hat geschrieben:the issues of Baysan, Greek Scythopolis, in northern Palestine. This mint struck unusual coppers closely imitating the Nikomedia issues of Justin II and Sophia of A.D. 565-78.
This mint is also alone in having struck imitation halffolles.
Because of the similarity of these Scythopolis issues to their presumed prototype in apperance, diameter and weight, and because this town was the Byzantine military headquaters in southern Syria, these have been regarded as the earliest Arab-Byzantine issues, perhaps struck almost immediately after the first Arab victories
Liebe Grüße Wurzel
Bingo !! Super, ich hätte nicht erwartet, dass Ihr so schnell drauf kommt ...
Scheleck hat geschrieben:Lieber Ghost,
auf den ersten Blick fällt auf, dass eine stilistische Ähnlichkeit der Aversseite mit dem 1/2 Follis von Justin II. & Sophia aus Antiochia gegeben ist, denn auch die Zepter sind jeweils nach außen gerichtet. Allerdings ist der Nimbus nicht vorhanden wie @Wurzel schon schrieb oder er ist nur ganz schwach und eng am Kopf ausgeprägt und die Legende ist nicht stimmig.
Gruß Scheleck
Exakt ! Die Vorlage für diese Prägungen waren die Halbfolles der Münzstätte Antiochia !

Arab-Byzantine: Extremely rare AE Half Follis (large module) (5,83g) of the SCYTHOPOLIS mint
These half folles are imitating the half folles of Justin II and Sophia of the Antioch mint.
More than 90 % of all known coins from Scythopolis are Folles, Half Folles are exceedingly rare.

Ref.: Yarmouk Num. vol. 1, (1989) no. 7
Amitai-Preiss, Berman, Quedar, "The coinage of Scythopolis-Baysan and Gerasa-Jerash"
in Israel Numismatic Journal. vol. 13, 1994-99, p. 133 ff. / pl. 19, B1
M. Oddy, ARAM vol. 6 (1994) p. 417, no. 9 ( ex Spink, Zurich, 20.06.1989, lot 195 ) ( not in SICA )

Gruss A.