Lieber Michael,
diese Münze, über deren Erwerb ich mich sehr freue, ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie sich eine falsche Bildbeschreibung konstant durch die gesamte Literatur zieht.
Selbst im DOC unter CONSTANTIN IV, No. 60 ist beschrieben:
Av: No inscription, Bust facing,beardless (sic!), wearing cuirass and helmet with plume. In right hand, globus cruciger
Rv: M - above -monogram Sear/"Wurzelpedia" 35 = meine Anmerkung - To left and right, HERACLIUS and TIBERIUS standing, each wearing chlamys and crown with cross, and holding globus cruciger. In exergue SCL
Dieses ist tatsächlich ein CONSTANTIN IV, Sear 1207 geprägt in Syrakus, und zwar im Frühherbst 681 zur Zeit der nur wenige Wochen währenden gemeinsamen Regierung der Brüder CONSTANTIN, HERACLIUS und TIBERIUS.
Das Gesicht zeigt wirklich einen kurzen Bart, der aber bei den meisten erhaltenen Stücken nicht wirklich zu erkennen ist. Auf allen anderen Folles dieses Kaisers in 3/4-Büsten-Darstellung trägt CONSTANTIN eine Lanze hinter dem Rücken und keinen Kreuzglobus.
Das beste Foto dieses Typs findet sich in der exzellenten Monografie "LA MONETAZIONE DI RAME DELLA SICILIA BIZANTINA", 2006 von Alberto Trivero. Bei seinem vorzüglichen Exemplar ist ganz deutlich ein kurzer Bart zu erkennen, obwohl auch Alberto die falsche Beschreibung übernommen hat
... Buste imberbe di Constantino IV ...
Weitere Referenzen: Spahr 172, Calciati 36, Sear 1207, Morrison 14SyAe0, DOC 60, Tolstoi 78, Ratto 1663, MIB 104, Berk 741
Für mich ist das Besondere an diesem Stück, daß es nur minimale Spuren der Überprägung auf einen älteren Follis des CONSTANS II zeigt und zwar links oberhalb des Kopfes nahe am Rand; man muss schon sehr genau hinschauen - das ist ungewöhnlich.
Hier noch die Masse: Durchmesser 27mm (!), 4,72 Gramm - leider ist die Rückseite nicht so gut ausgeprägt wie das Avers. Am begehrtesten sind die Prägungen, die ein schönes planes duch den Prägedruck hervorgerufenes mattglänzendes Feld aufweisen. Ich finde, das Avers kommt dem schon sehr nahe. Der Münzmeister muss wohl schon ein Goliath gewesen sein. Bedenkt bitte, daß der Prägevorgang einen kleinen CONSTANS II von ca. 23mm auf immerhin 27mm hat anwachsen lassen- dementsprechend dünn ist die Münze dann natürlich auch geworden.
in gemischter Vorfreude auf die nächste Briefkastenleerung (

Der Ghost hat mich schon gewarnt) - egal wie auch immer sie ausfällt, ich werde sie Euch nicht vorenthalten.
petzi