Nachfolger der vorangegangenen Spezies ?

Münzen des alten Byzanz

Moderator: Wurzel

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Scheleck
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Nachfolger der vorangegangenen Spezies ?

Beitrag von Scheleck » So 19.11.06 10:26

In einem vorangegangenen Thread wurden östliche Beischläge eingestellt und darüber berichtet. Jetzt gilt es auch diesee einzuordnen. Ich denke es dürfte nicht allzu schwer sein, wenn man die Postings des vorangegangenen Thread gelesen hat.
Viele Grüße Scheleck
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Byzantine Coins Nr. 33 009a.jpg
Gew.: 3,66 gr., Dm.: 20,8 mm, AE
Byzantine Coins Nr. 33 011a.jpg
Gew.: 3,4 gr., Dm.: 19,3 x 22,5 mm, AE
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Gast
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Beitrag von Gast » So 19.11.06 10:57

Emesa im heutigen Syrien beherbergte seit dem ersten Jahrhundert eine große frühchristliche Gemeinde.

Vielleicht ist das der Grund, dass hier besonders viele schöne Beischläge nach byzantinischem Muster zu finden sind.

Die arabischen Zeichen en exergue unter dem M sehen für mich aus wie TML oder T'L (von rechts nach links gelesen) - kann mir allerdings bzgl. der Bedeutung keinen Reim machen.

Tolle Stücke, lieber scheleck !!!!!

petzi

spätrömer
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Beitrag von spätrömer » So 19.11.06 11:33

Hallo,

ganz wunderbar, die beiden, Glückwunsch! Was muß man von der veränderten Schreibweise halten? In meiner Münze (voriger Thread) stand für die Münzstätte richtig EMH CIC. In Schelecks Münzen sind H und I vertauscht: EMI CHC. Tieferer Sinn, oder waren die Griechisch-Kenntnisse der Eroberer dünn bzw. auf dem absteigenden Ast?

Viele Grüße von spätrömer
Dum vitant stulti vitia, in contraria currunt (Fehler vermeidet der Tor und rennt in entgegengesetzte; Sallust)

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Beitrag von Gast » So 19.11.06 11:47

Ich denke, das lag an den Griechischkenntnissen. Wenn ein Stempelschneider ein falsches Vorbild gab, war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß andere seine Schreibweise einfach nur kopierten.

Das ist etwas, was man sogar bei original byzantinischen Prägungen immer wieder beobachten kann.

petzi

ghost of anastasius
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Beitrag von ghost of anastasius » So 19.11.06 13:21

petzlaff hat geschrieben:Vielleicht ist das der Grund, dass hier besonders viele schöne Beischläge nach byzantinischem Muster zu finden sind.
Das sind, wie Scheleck schon im Titel des threads andeutet, keine Beischläge mehr, sondern die ersten echten Islamischen Prägungen, also keine Pseudo-Byzantiner,
sondern echte Arabo-Byzantiner.
Scheleck hat geschrieben:In einem vorangegangenen Thread wurden östliche Beischläge eingestellt und darüber berichtet. Jetzt gilt es auch diese einzuordnen.
Gruss
A.

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Beitrag von ghost of anastasius » So 19.11.06 14:07

Zu den Legenden:
Die Münze ist perfekt mit 2-sprachiger Legende versehen, von Analphabetentum kann hier absolut keine Rede sein.
Vorderseite auf Griechisch: KALON = gut und arabisch: bi-hims also die Münzstätte HIMS / (EMESA)
Rückseite griech. EMI - CHC für die Münzstätte EMESA / (HIMS)
und im Abschnitt Arab. Tayyib = gut

Datiert wird dieser 2. Typ ( sogen. Imperial bust type ) von Hims übrigens auf die Zeit von ca 685-690 AD

Spätrömers Münze ist Typ 1 mit stehendem Herrscher und arab. Legende auf der Vorderseite links ( ab ca 675-680 AD )
und grossem M auf der Rückseite ( im Gegensatz zum kleinen m bei Typ 2 )
Dieser Typ hat immer die griech. EMH-CIC Legende.
Gruss
Anastasius

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Beitrag von Scheleck » So 19.11.06 14:52

Lieber Ghost,
vielen Dank für die detailierten Beschreibungen, bringen sie doch Licht in das Dunkel der Arabo-byzantinischen Prägungen. :D
Viele Grüße Scheleck
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Beitrag von Zwerg » Di 21.11.06 13:25

Im Feuilleton der FAZ von heute steht ein ausgesprochen interessanter Artikel:

Wir müssen uns wehren - Appell für eine neue Islamwissenschaft:

Ein Viertel dieses Artikel befasst sich mit arabo-byzantinischer Numismatik, da die Münzen eine der wenigen Primärquellen zur Gründung der islamischen Religion sind.

Leider ist der Artikel (noch) nicht online. Unserer Byzanzfraktion kann ich ihn nur empfehlen.

Grüße
Zwerg
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Beitrag von Scheleck » Di 21.11.06 17:44

Hallo Zwerg,
vielen Dank für diesen guten Hinweis. Ich habe mir die FAZ sogleich besorgt und kann Dir nur zustimmen. Dieser Artikel sei allen Byzanzsammlern nur zu empfehlen.
Viele Grüße Scheleck
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Schuster, bleib bei deinen Leisten

Beitrag von Zwerg » Sa 02.12.06 22:07

Heute gab es in der FAZ einen Leserbrief auf den von mir so enthusiastisch propagierten Artikel.
Ich bleibe doch bei meinen Griechen und Römern und überlasse die Byzantiner den entsprechenden Spezialisten.

Die arabische Münzprägung

Zum Artikel "Wir müssen uns wehren - Appell für eine neue Islamwissenschaft" (FAZ-Feuilleton vom 21. November): Wenn Karl-Heinz Ohlig die Anwendung der "historisch-kritischen Methode" von Islamwissenschaftlern in Orient und Okzident einfördert und eine "neue" Sicht der Geschichte des frühen Islams sowie der Person des Propheten Muhammad propagiert, kann dies zunächst nur Zustimmung finden. Daß es keine kritische Edition des Koran gibt, ist bekannt. Dies kann und muß man beklagen. Auch daß zahllose Einzelheiten der Biographie des Propheten der Literatur des neunten und zehnten Jahrhunderts entstammen, ist ein ernster Hinweis auf unsere lückenhafte Kenntnis der. Geschichte des frühen Islams. "Geschichte kann aber ... nur rekonstruiert werden durch den Rekurs auf zeitgenössische Quellen." Wer wollte dem nicht zustimmen?

Aber eben diese zeitgenössische Literatur (griechische, lateinische, syrische, armenische, koptische) scheint Ohlig kaum zu kennen, denn sonst hätte er sich nicht zu Aussagen wie dieser verstiegen: "Nun gibt es eine Fülle an christlicher Literatur, die unter angeblich islamischer Herrschaft verfaßt wurde." Der Islam käme nur in "wenigen Zeilen" vor. Abhilfe soll dagegen der "Rekurs" auf die arabische Münzprägung bringen. Geboten werden zwei Beispiele (eine Münze und eine Inschrift beide bekannt und in der relevanten Fachliteratur behandelt), die komischerweise mit dem byzantinischen Kaiser Herakleios (610 641) in Verbindung gebracht werden. Es folgen eine falsche Jahreszahl (622 statt 628) sowie die absurde Zuweisung einer "Reichsreform" an diesen Kaiser, bei der es sich um nicht mehr als eine Erfindung des ausgehendend 19. Jahrhunderts handelte, von der heute kein Kenner der byzantinischen Geschichte mehr spricht. Nach dem Tod des Kaisers (641) "fühlten sich die arabischen Herrscher frei von allen Verpflichtungen". All das ist Unsinn. Wir sind einigermaßen über die Ereignisse der fraglichen Jahrzehnte informiert, um solche Interpretationen ablehnen zu können.

Professor Dr. Wolfram Brandes,
Frankfurt am Main
PS. habe ich eingescannt - Fehler bitte ich zu entschuldigen
Grüße
Zwerg

(Sollte jemand den Originalartikel benötigen - bitte eine PN)
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Beitrag von Wurzel » Mi 06.12.06 00:53

Hallo,

bin gerade über diese Seite "gestolpert":

Christen im frühen Islam

Eine rätselhafte Darstellung des Stufenkreuzes im Münz-bild früher arabischer Mün-zen aus Syrien und Palästina

Bildliche Darstellungen aus der Frühzeit des Islam (V)

http://www.phil.uni-sb.de/projekte/impr ... 40706.html


Ein recht netter Aufsatz zum Thema "Christliche Symbole auf Islamischen Münzen"

Liebe Grüße Michael
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

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Beitrag von Truben » Mi 06.12.06 15:25

Lieber Michael (und Ihr anderen natürlich auch),
ich habe mir mal das Umfeld Deines Links ein wenig angeschaut und bin da auf eine Abfolge von Artikeln gestoßen, die alle mit byzantinischer Geschichte, Islam und Christentum und fast immer mit christlich anmutenden Münzen aus der Frühzeit des Islam zu tun haben.
Das ist eine wirklich hochspannende Lektüre - vor allem für diejenigen, die sich für die arabo-byzantinischen Münzen interessieren. Wer wissen will, wo der Islam herkommt, sollte sich das ohnehin durchlesen. Und wer etwas über die Irrtümer unseres Geschichtsbildes wissen will, ist gleichfalls herzlich eingeladen...
Autor der Artikel ist Volker Popp. Die Artikel lagern auf dem Server der Uni Saarbrücken.
Hier also die Links zu den Artikeln. Die Reihenfolge entspricht der Abfolge der Artikel. Auf der sich öffnenden Seite einfach jeweils den Artikel von Popp anklicken.
http://www.phil.uni-sb.de/projekte/impr ... _2_04.html
http://www.phil.uni-sb.de/projekte/impr ... _3_04.html
http://www.phil.uni-sb.de/projekte/impr ... _5_04.html
http://www.phil.uni-sb.de/projekte/impr ... _7_04.html
http://www.phil.uni-sb.de/projekte/impr ... _1_05.html
http://www.phil.uni-sb.de/projekte/impr ... _2_05.html
http://www.phil.uni-sb.de/projekte/impr ... _5_05.html
http://www.phil.uni-sb.de/projekte/impr ... _8_05.html

Viel Spaß und neue Erkenntnisse
(@Scheleck: der Mondkalender kommt auch vor :wink: )
Gruß
Truben

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Beitrag von Zwerg » Mi 28.02.07 22:10

In der FAZ von heute wird die Diskussion weitergeführt - 3/4 Seite byzantnisch/arabische Münzprägung. Bei Interesse scanne ich den Artikel gerne ein

Grüße
Zwerg
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Beitrag von tournois » Mi 28.02.07 22:58

@truben

ich bin etwas irritiert, weil Teil 3 der Ausführungen fehlt. Ich habe versucht ihn zu finden, aber leider ohne Erfolg.
[b]tournois[/b]
[img]http://www.my-smileys.de/smileys3/zensurmann.gif[/img]
"Wir leben in einem Zeitalter, in dem die überflüssigen Ideen überhand nehmen und die notwendigen Gedanken ausbleiben!"
Joseph Joubert 1754 - 1824

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Beitrag von Truben » Do 01.03.07 08:18

Hallo tournois,
ich hatte per Mail nach diesem fehlenden Artikel und den logischen Zusammenhang mehrer weiterer Artikel gefragt. Mir wurden die Fragen nicht beantwortet, sondern alleine auf ein demnächst erscheinendes oder jetzt schon vorliegendes Buch zum frühen Islam verwiesen. Diese Artikel sind also Nebenprodukte der Arbeit an dem Buch. Ich krame heute mal, ob ich die Notiz mit seinem Titel noch finde. Ich wollte es mir sowieso kaufen...
Grüße
Truben

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