Lieber Wurzel, lieber Truben,
ihr habt die Herkunft der Münze richtig bestimmt, dazu meine große Anerkennung, denn es war nicht so leicht wie es dem ersten Anschein nach schien.

. Bei etwas oberflächlicher Betrachtung gab es genau genommen 4 Möglichkeiten und nicht nur zwei, wie ich Eingangs erwähnte. In der Literatur ( Hahn [M.I.B] ) sind nachstehende Münzen beschrieben:
1.) Pentanummion des Focas (schreibweise des Namens in den Legendenumschriften auf den Prägungen ) aus Karthago. Die Umschrift auf dem Avers lautet: DN FOCAS PEPP AVG. Auf dem Revers fehlt das Kreuz als Beizeichen über dem "V". Refer. Sear 689, M.I.B. 102.
Da keine Übereinstimmungen in wesentlichen Punkten im Vergleich gegeben sind, scheidet die Münze aus.
2.) Pentanummion des Heraklius, wie Wurzel schon anmerkte. Ref. Sear 880, M.I.B. 239, DOC 239. Hier traf die Legende auf dem Avers auch nicht zu, sie lautet: N.ERAKLIO PP.. wenngleich die weiteren Kriterien übereinstimmen, so kam auch diese Prägung nicht in Frage.
3.) Pentanummion z.Zt. der Herakliusrevolte. Hier bleibt festzustellen, dass der Sear keine Unterscheidung zwischen den wechselseitigen Prägungen zwischen Heraklius dem "Älteren" und Heraklius dem "Jüngeren" (Sohn) macht. Er erfaßt diese Ausgabe unter der Sear Nr. 716.
Tatsächlich gibt es aber, wenn man dem M.I.B. (Hahn) folgt zwei Varianten des Pentanummion. Auf der Variante M.I.B. 14.1 ist der Exarch Heraklius in Consulartracht mit Bart dargestellt.
4.) Auf der Variante M.I.B. 14.2 ist sein Sohn Heraklius Constantine in Consulartracht ohne Bart dargestellt. Auf beiden Reversseiten befinden sich links und rechts je 1 Stern mit je einem Punkt darüber und darunter über dem "V" befindet sich ein Kreuz.
Wie Truben schon richtig feststellte, handelt es sich bei der von mir eingestellten Münze um die Variante 2 (M.I.B. 14.2).
Im M.I.B. steht hierzu:
....Wie schon erwähnt, hat man im Avers der carthagischen Silber- und Kupfermünzen abwechselnd einmal den älteren, bärtigen Heraklius (Nr11,...Nr.14.1) und einmal seinen damals noch unbärtigen Sohn (Nr.10, ...Nr.14.2 )
dargestellt.
Kurz zur Historie
In der Geschichtsschreibung heißt es u.a., ob zu recht oder unrecht sei einmal dahingestellt, das Phocas infolge seiner tyrannischen Herrschaft und dem Niedergang des byzantinischen Reiches, verursacht im wesentlichen durch die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Persern, zunehmend an Macht verlor und letztlich dazu führte, dass der Exarch (Statthalter) von Afrika mit Sitz in Karthago, Heraklius mit seinem Sohn Heraklius Constantine im Sommer 608 gegen den byzantinischen Kaiser zu Felde zog. Sie besetzten im selben Jahr noch Ägypten und Cypern. Etwa 2 Jahre später schickte Heraklius d.Ä. seinen Sohn mit einer afrikanischen Flotte nach Constantinopel, dass er am 3. Oktober mit weiterer Hilfe anderer von der Seeseite ohne kämpferischen Einsatz einnehmen konnte. Nachdem Kaiser Phocas getötet worden war, wurde Heraklius der "Jüngere" zum Kaiser gekrönt.
Während dieser zwei Jahre wurden in den besetzten Gebieten namens der beiden Consuln Heraklii zunächst in Karthago dann auch in Ägypten (Alexandria) und Cypern eigene Münzen geprägt. In diesen Gebieten setzte daher schon zwei Jahre vor dem Sturz Phocas (im Jahre 610) die Münzprägung ein.
Aus der Brockhaus Enzyklopädie entnahm ich zu dem Begriff Exarch=
Statthalter. Er übte im Exarchat (Verwaltungsgebiet) der afrikanischen und italienischen Besitzungen des byzantinischen Reiches die oberste militärische und zivile Gewalt aus. Der Titel Exarch bezeichnete ursprünglich einen Offizier des römischen Heeres. Das Amt in seiner neuen Form schuf Kaiser Mauricius (582 -602), der dadurch die Sicherung gefährdeter Außenbezirke und zugleich Straffung des Reiches anstrebte.
@ Anastsius schrieb:
??
nachdem Wurzel Legendenteile als CONSVLI identifiziert hat, gibt es eigentlich keine Verwechslungsmöglichkeiten mehr ...
Heraclius senior ist bei den 5ern meines Wissens nicht belegt.
prinzipiell stimme ich Dir zu, allerdings der "Hahn" bildet im M.I.B. 2 Varianten ab, die er jeweils Heraklius dem Älteren und dem Jüngeren zuweist, daher mein Hinweis auf zwei unterschiedliche Ausgaben (Ausführungen).
Wie gesagt gab es vier Möglichkeiten bei besagter oberflächlicher Betrachtung der Münze.
Liebe Grüße Scheleck