Kleiner Ausflug zu den Nachbarn gefällig ?

Münzen des alten Byzanz

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg » Sa 20.01.07 22:58

Hallo Geist,
diese Münze ist etwas ganz Besonderes. Der Sultan wollte eigentlich seine Geliebte portraitieren - ging wegen des Bilderverbotes nicht - also wählte man das Horoskop.
Was mich ärgert - ich habe den Verweis im Netz sehr schnell nur in Englisch gefunden - ebenso wie Du die Münze.

http://www.forumancientcoins.com/histor ... 2/j481.htm

Grüße
Zwerg
ΒIOΣ ΑΝЄΟΡΤAΣΤΟΣ ΜΑΚΡΗ ΟΔΟΣ ΑΠΑNΔΟKEYTOΣ
Ein Leben ohne Feste ist ein langer Weg ohne Gasthäuser (Demokrit)

ghost of anastasius
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Beitrag von ghost of anastasius » Sa 20.01.07 23:38

dionysus hat geschrieben:Die Sonne sieht vom Gesicht her sogar ein wenig byzantinisch aus. :wink:
Hübsche Münze!

Grüsse
Maico
ja klar, war ja auch die gleiche Sonne, die auf Byzanz und die Seljucs geschienen hat :D :D
Anastasius

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Wurzel
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Beitrag von Wurzel » Sa 20.01.07 23:40

Zwerg hat geschrieben:Was mich ärgert - ich habe den Verweis im Netz sehr schnell nur in Englisch gefunden - ebenso wie Du die Münze.

http://www.forumancientcoins.com/histor ... 2/j481.htm

Grüße
Zwerg
Hallo Zwerg,

die hier abgebildete Münze stammt aber nicht von Forumancientcoins, sonder von hier:

http://www.vcoins.com/ancient/byzantium ... roduct=720

Es sind unterschiedliche Münzen

Liebe Grüße
Michael
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

ghost of anastasius
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Beitrag von ghost of anastasius » Sa 20.01.07 23:41

Zwerg hat geschrieben:ich habe den Verweis im Netz sehr schnell nur in Englisch gefunden - ebenso wie Du die Münze.
na ja ist ja auch meine Münze / Beschreibung, war nur zu faul, die wieder zurück zu übersetzen ...

Anastasius

8)

klaupo
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Beitrag von klaupo » Sa 20.01.07 23:56

Na endlich ... :D

Ich hab da schon einiges zusammengetragen und übersetzt. Hier eine Kostprobe:
Die Artuqiden waren eine Turk Dynastie. Sie herrschte in der Provinz Diyarbakr im Südosten der Türkei in zwei Zweigen: in Hisn Kayfa und Amid (1098 - 1232) und in Mardin (1104 - 1408). Artuq ibn Ekseb, der Gründer der Dynastie, erhielt für seine Dienste vom Seljuqen Sultan (diese Gruppe der Muslime waren möglicherweise „Sklaven“ unter den Seljuqen) im Jahr 1086 Palästina. Kurz darauf wurden die Artuqiden von den Fatimiden aus Ägypten aus Palästina vertrieben, und Artuq’s Nachkomme Mu’in ad-Din S Nakmen kehrte 1102 nach Diyarbakr zurück und baute dort seine Hauptstadt. Während die Muslime mit den Kreuzfahrern aus Europa beschäftigt waren, hat es anscheinend eine äußerst tolerante und symbiotische Beziehung zwischen Nestorianern, syrischen Christen und Muslimen gegeben. Einige Christen stiegen am Artuqidenhof zu hohen Ämtern auf und konnten Kunst, Literatur und Wissenschaften - und wie es aussieht, die Kunst des Stempelschneidens maßgeblich beeinflussen. Insbesondere ein namentlich bekannter syrischer Christ namens Simeon schrieb über Wissenschaft, Psychologie und die Künste und stand im Ruf als „jemand, der in unseren Palästen, auf den Ruinen der Wissenschaft aufbaut und jemand, der die alten Disziplinen in unserer Zeit neu errichtet“, so nannte ihn der große Artuqiden Autor Bar cEbroyo.

Die Artuqiden von Mardin prägten eine phantastische Serie von Münzen, die typischerweise ein Obverse mit christlicher Bildkunst und ein Reverse mit islamisch kufischer Schrift aufweisen. Die Bildsete entlehnte dabei in großem Stil sowohl bei byzantinischen wie reichsrömischen Motiven. Andere Designs zeigen die Frontalbüsten, die für römische Provinzbronzen typisch sind, möglicherweise die Frontalbüste Christi auf späteren byzantinischen Münzen und die Büste Konstantins mit dem Blick gen Himmel gerichtet. Es muß am Artuqidenhof einige Münzsammler gegeben haben. ...
Und jetzt fehlt euch eigentlich nur noch der byzantinische Doppeladler! Hier ist er:

http://mehmeteti.150m.com/artuqids/UE-1445.htm

Gruß klaupo

Nachgereicht ... und hier ist meiner! :D
Dateianhänge
Hisn_Kayfa_ Eagle.jpg

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Beitrag von klaupo » So 21.01.07 10:53

Zum Sonnenlöwen - übrigens einem uralten Motiv, das es fast bis in die Gegenwart geschafft zu überdauern (persisches Staatswappen bis zur islamischen Revolution) - gibt es hier noch eine tolle Variante mit zwei Löwen und einer interessanten Diskussion, in der die westliche Version von der Geliebten des Sultans etwas zurechtgerückt wird:

http://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=20867

Gruß klaupo

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Beitrag von Wurzel » Mo 22.01.07 04:17

Hallo Klaupo und "Geist",

habt ihr vielleicht einen Literaturtipp zu den geschichtlichen Hintergründen, zu diesen Münzen? Anders ausgedrückt, würde ich gerne mehr zu von den Schöpfern dieser sehr schönen Münzen wissen.

Danke auch euch beiden für den Blick über den Tellerrand. :-D

Es grüßt herzlich euer Michael

(der etwas übermüdet von der Arbeit aus schreibt)
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Beitrag von ghost of anastasius » Mo 22.01.07 12:14

hätte sogar eine Ausstellung parat, eben zufällig gefunden:

http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/hig ... enzen.html

Gruss
Anastasius

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Beitrag von klaupo » Mo 22.01.07 15:06

Hallo Anastasius,

danke für den Link. Mir gefällt besonders der sog. "Melonenesser" (die Mondpersonifikation). Ich habe bisher nur verstreute Infos zusammentragen können, die alle mehr oder weniger aus der gleichen Quelle schöpften:

W. F. Spengler und W. G. Sayles, Turkoman Figural Bronze Coins and their Iconography, 1992

Und die Ikonographie ist ja offensichtlich (s. Link oben) auch heute noch für die numismatisch Interessierten aus den Anrainerstaaten in vielen Fällen rätselhaft. Vielleicht liegt das einfach an der Zäsur, die durch das Erscheinen der Mongolen in der Region ausgelöst wurde, die den Gemeinwesen der Seljuqen, Artuqiden und Zangiden ein Ende setzte?

Gruß klaupo

Gast
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Beitrag von Gast » Mo 22.01.07 15:14

Besonders zu empfehlen natürlich auch das "Zeno"-Forum:

http://www.zeno.ru

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Beitrag von Wurzel » Di 23.01.07 02:36

Vielen Dank an euch für die Tipps :-D

Lieben Gruß Micha
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