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Kleiner Ausflug zu den Nachbarn gefällig ?

Verfasst: Sa 13.01.07 13:45
von ghost of anastasius
Zeitgleich mit den Byzantinischen Schüsseln haben die "Feinde" des Reiches teiweise sehr attraktive grosse Bild-Münzen geprägt, diese hier stammen von den Urtuqiden von Mardin.
Mardin ist auch uns Byzantinern ein Begriff, die bekannten Islamischen Gegenstempel auf Anonymen Folles stammen von eben dort und diesen Herrschern.

Gruss
Anastasius

Verfasst: Sa 13.01.07 13:47
von ghost of anastasius
Teil 2

Verfasst: Sa 13.01.07 16:23
von Gast
Tolle Teile !!

Lieber Anastasius - gib der Allgemeinheit doch bitte ein paar weitere Informationen zu den Uturkiden und Mardin.

Lieben Gruß,
petzlaff

Verfasst: Sa 13.01.07 17:31
von dionysus
Hallo,

Ich find die zweite von oben wirklich wunderschön.
Hast du dazu eventuell weiterführende Informationen die Darstellung betreffend ?

Gruss
Maico

Verfasst: So 14.01.07 00:26
von Truben
Lieber Anastasius,
viele Münzen der Urtuqiden sind (obwohl feindliches Geld :wink: ) phantastische Prägungen. Sie haben manchmal einen unvergleichlichen, geradezu expressionistischen Stil und wer einige von ihnen einmal gesehen hat, wird sie nie vergessen.
Einigen sagt man ja nach, dass sie am byzantinischen Vorbild geformt wurden, hier eine die an Heraclius und seinen Sohn erinnert, aber eine besondere Konstellation von Merkur und Sonne darstellen soll.
Sie haben sogar eine Münze herausgebracht, die einen Doppelkopfadler zeigt, der schon an den byzantinischen erinnert.
http://mehmeteti.150m.com/artuqids/UE-1250.htm
http://www.grifterrec.com/coins/islam/z ... _79_o4.jpg
Oder schaut Euch mal diese an, hier fliegen kleine Engel auf einer islamischen Münze über einem Typ mit irren Haaren.
http://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=37596
Ich würde mich sehr freuen, mehr über diese eigentümlichen Münzen und ihre Schöpfer zu erfahren.
Gruß
Truben

Verfasst: Mo 15.01.07 18:20
von ghost of anastasius
gerne !
Diese Münzen fallen ja in eine äusserst interessante Zeit,
klangvolle Namen wie Saladin und andere mehr sind Zeitgenossen.

Zu den Artukiden ( artuqids ) weiss Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Artukiden

Zu den Zengiden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Zengiden

Die BilderMünzen dieser beiden Gruppen sind in einigen Einzelexemplaren ganz gut im Katalog der Köhler-Osbahr Sammlung in Paderborn dokumentiert. ( Band V-3 )
Ausserdem gibt es 2 ganz tolle, bezahlbare und wirklich sehr empfehlenswerte englische Bücher von Spengler / Sayles, die diese Münzen komplett darstellen.

Dazu gehören eigentlich auch die Rumseldschuken:

http://de.wikipedia.org/wiki/Sultanat_Rum

Gruss
Anastasius

Verfasst: Mo 15.01.07 19:38
von spätrömer
Hallo ghost of anastasius,

die Köhler-Osbahr-Sammlung ist im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg fest ausgestellt, dort bekommt man auch die Kataloge. (Aus eigenem Erleben). Paderborn müßte ein Irrtum sein, obwohl ich Paderborn nicht kenne.

Viele Grüße von spätrömer

Verfasst: Mo 15.01.07 21:59
von ghost of anastasius
@ spätrömer.

ja natürlich, vielen Dank dass Du meine Schlamperei korrigierst.
Natürlich ist die Köhler-Osbahr Sammlung in Duisburg.

In Paderborn war 2001 eine fantastische Byzanz-Ausstellung, ich war wegen Byz. Münzgewichte in den letzten Tagen mehrfach mit dem Katalog zugange,
daher hatte sich Paderborn in meinem Hinterkopf festgesetzt...

Wen es interessiert:

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de ... stellungen

Liebe Grüsse
Anastasius

Verfasst: Mi 17.01.07 09:24
von ghost of anastasius
dionysus hat geschrieben:Hast du dazu eventuell weiterführende Informationen die Darstellung betreffend ?
Sorry, hat ein bischen gedauert, aber ich wollte Dir diese Infos nicht vorenthalten, zumindest in Kürze und in der Reihenfolge der Bilder:

Nr. 323 = Spengler/Sayles Type 36
Artuquids of Mardin, Husam al-Din Yuluq Arslan ( 1184-1201 AD )
Stellt einen behelmten "Türken" = Turkmenen mit Schwert dar.
Dieser hält in der linken Hand den abgeschlagenen Kopf ( eines Kreuzfahrers ? ) am Helmschopf.

Nr. 325 = Spengler/Sayles Type 38
Artuquids of Mardin, Nasir al-Din Artuq Arslan ( 1201-1239 AD )
Zentaur-Bogenschütze zielt auf den Drachen, der aus dem Schwanz des Zentauren erwächst.

Nr. 326 = Spengler/Sayles Type 39
Artuquids of Mardin, Husam al-Din Yuluq Arslan ( 1184-1201 AD )
Mann reitet auf einem Leoparden

Nr. 319 = Spengler/Sayles Type 30
Artuquids of Mardin, Najm al-Din Alpi ( 1152-1176 AD )
2 Köpfe / Jugendlicher weiblicher Kopf
Als Vorbild wird die Byzantinische Goldmünze der
Gemeinschaftsregierung der Justin II und Tiberius II Const. genannt,
was mir aufgrund der extremen Seltenheit dieser Münze unwahrscheinlich vorkommt.

Nr. 321 = Spengler/Sayles Type 34
Artuquids of Mardin, Husam al-Din Yuluq Arslan ( 1184-1201 AD )
Stellt einen grossen Kopf im Römischen Stil und daneben einen kleineren in Byzantinischem Stil dar.

Nr. 322 = Spengler/Sayles Type 35
Artuquids of Mardin, Husam al-Din Yuluq Arslan ( 1184-1201 AD )
Die Beweinung Saladins !

Gruss
Anastasius

Verfasst: Mi 17.01.07 09:59
von dionysus
Hallo Ghost,

Ich danke dir sehr für diese ausführliche und informative Aufstellung.
Allerdings bringt mich das auch zu einer Frage. Wie lässt sich der Zentaur auf Münze 325 in der Arturquidischen Mythologie unterbringen? Der Ursprung der Zentauren ist ja griechisch. Auf welchen Umwegen ist er hier auf der Münze gelandet?

Gruss
Dionysus

Verfasst: Mi 17.01.07 11:44
von ghost of anastasius
Lieber dionysus,

die Turkmenen haben ganz offensichtlich alles mit Begeisterung aufgegriffen, was an Antiker Kultur greifbar war.
Es gibt eine ganze Reihe Münzen, die Griechische, Römische und ältere Byzantinische Motive und Münzen sehr ähnlich nachempfinden,
daher ist auch der Zentaur nicht wirklich verwunderlich.
Dazu kommen dann die ganz "tagesaktuellen" Motive wie die mit der Trauergruppe, die den Tod Saladins beweint.

Liebe Grüsse
Anastasius

Verfasst: Mi 17.01.07 12:18
von dionysus
ghost of anastasius hat geschrieben:
die Turkmenen haben ganz offensichtlich alles mit Begeisterung aufgegriffen, was an Antiker Kultur greifbar war.
Da frag ich mich schon, ob sie sich zur damaligen Zeit noch der ursprünglichen mythologischen Bedeutung dieser Abbildungen bewusst waren oder einfach blind das kopiert haben, was ihnen in die Finger kam.

Gruss
Maico

Verfasst: Mi 17.01.07 15:07
von ghost of anastasius
Nun ich denke, für ein kriegerisches Reitervolk, das sehr gut mit Pfeil und Bogen umzugehen wusste, ist ein Zentaur nichts,
was sich einem "mythologischen Verständnis" entzieht, auch wenn die Griechischen Quellen nicht mehr 100% bekannt waren.
Ob die Artuqiden dieses Wesen selbst als Zentauren bezeichneten oder ob das nur die Interpretation des humanistisch gebildeten Numismatikers ist, wissen wir nicht.
Die Idee von Mischwesen wie einem Zentaur ist ausserdem natürlich nicht auf Griechenland beschränkt, ähnliche Produkte menschlicher Fantasie gibt es weltweit.

Gruss
Anastasius

Verfasst: Sa 20.01.07 22:25
von ghost of anastasius
und jetzt noch ein silberner von den Rum-Seljuken

Seljuqs of Rum: Kay Khusraw II. ( 1237-1246 ) AR Dirham, Konya mint
Obv. Lion advancing right, personification of sun facing / rev. 3-lined legend ( 2,97 g. - 21 mm )

Gruss
Anastasius

Verfasst: Sa 20.01.07 22:37
von dionysus
Die Sonne sieht vom Gesicht her sogar ein wenig byzantinisch aus. :wink:
Hübsche Münze!

Grüsse
Maico