Anonymer Follis - dachte helcaraxe - lag er aber falsch! :-)

Münzen des alten Byzanz

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Anonymer Follis - dachte helcaraxe - lag er aber falsch! :-)

Beitrag von helcaraxe » So 18.02.07 21:01

Liebe Oströmer!

Truben hat uns heute ja schon mit einer ganzen Reihe hochinteressanter Münzen beehrt, so dass ich nicht hoffen kann ihm gleichzuziehen.

Dennoch will ich es wagen und Euch eine Münze vorliegen, die sich meinen bescheidenen Bestimmungskünsten wiedersetzt.

Es handelt sich um einen byzantinischen anonymen Follis, aber welcher Klasse ist mir durchaus unklar!

Leide scheint sie mir nicht sehr gut erhalten, vor allem auf dem Avers. Ich bin nicht einmal sicher, ob es sich bei der Büste um Jesus oder einen Kaiser handeln soll. (Da es sich aber um einen anonymen Follis handelt, tendiere ich zu ersterem ... ;-))
Ich kann in der dritten Zeite auf dem Rv. Basileus lesen, der Sinn der anderen verschließt sich mir jedoch. (1. Zeile vielleicht CON = Konstantinopel??)

Vielleicht könnt ihr mir Rat geben.

Dm: 23 mm, 6,05 g.

Euer
Mattias.
Zuletzt geändert von helcaraxe am So 18.02.07 21:16, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
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Beitrag von Truben » So 18.02.07 21:06

Neee, anonym ist der nicht! :-)
Gruß
Truben

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Beitrag von helcaraxe » So 18.02.07 21:15

:oops:

So, da habe ich mich wohl mal wieder blamiert! Naja, was solls - mir macht die Münze trotzdem Freude. Und ich weiß ja, dass ihr allenfalls freundlich über mich lacht! ;-)

Ich kann allerdings keine sinnvolle Umschrift auf dem AVers erkennen - wer hilft mir auf die Sprünge? :-)
Viele Grüße
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Beitrag von Wurzel » So 18.02.07 21:23

1 Zeile Con = Konstantin
2 Zeile €NΘ€O = ?
3 Zeile SILEVS = BASILEUS= König
4 Zeile Om€O = Romeon= Römer

also Konstantin irgendwas König der Römer

Den Kaiser hätten wir schoneinmal ;-)

Micha
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Beitrag von Truben » So 18.02.07 21:30

Edit: Wurzel war wieder schneller!


Hallo Helcaraxe,
die anderen sind wohl müde von den vielen Byzantinern ;-)
Da nutze ich doch die Gelegenheit...
Ich vermute, dass es sich um eine Münze von Constantin VII ("Porphyrogenitos" was ich mir mit der Pupurgeborene übersetze, das spielt auf die schon bei den Römern im Umfeld der Kaiser eingesetzte rötliche Farbe und einen besonderen Stein an) handelt. Er war Kaiser von 913 - 959.
Die Umschrift der AV lautet +Const'basil'ROM', also Constantin, König der Römer oder von ROM.
Auf der RV steht:
+ COnST'
En O(mit Querstrich)EO bA
SILEVS R
OmEon
Die Münze ist im Sear Byzantine Coins and their Values unter der Nummer 1761 katalogisiert.
Gruß
Truben
Zuletzt geändert von Truben am So 18.02.07 21:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Wurzel » So 18.02.07 21:33

MMMH

Wie wäre es mit Konstantin den VII?

Dann Sear 1761 Konstantinopel

http://www.wildwinds.com/coins/sb/sb1761.1.jpg
http://www.wildwinds.com/coins/sb/sb1761.html

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Beitrag von Wurzel » So 18.02.07 21:37

Ok,

da war Truben jetzt schneller :-)

Kleine Anmerkung, ich bin nicht müde vom vielen Bestimmen, im Fernsehen wird lediglich gerade das Bernsteinzimmer gejagt ;-)

Zum Porphyrogenitos: Der Kaiser wurde tatsächlich, im übetragenen Sinn, im kaiserlichen Purpur geboren. Dazu kommt noch der Stein Porphyr, der ebenfalls bei den Byzantinern sehr beliebt war. Wenn ich mich richtig erinnere war einer oder mehrere Räume im kaiserlichen Palast m,it diesem Stein ausgekleidet, gut möglich das einer dieser Räume auch sein Geburtszimmer war.

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Beitrag von helcaraxe » So 18.02.07 21:38

Jungs, ihr seid einfach klasse!!!!!

Ich werde diese Münze mit Freuden unter dieser Klassifikation in meine Sammlung aufnehmen!! :-)

Vielen Dank!

Langsam wächst meine byzantinische Sammlung (schon 8 Stück! ;-) so dass ich mir bald mal wohl den Sear zulegen muss! :-)
Viele Grüße
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Beitrag von Wurzel » So 18.02.07 21:47

Danke für das Lob :oops:

Zum Purpurstein:
Porphyr wurde bereits im Alten Ägyptischen Reich am Mons Porphyrites in Ägypten abgebaut, dem damals einzigen bekannten Abbaugebiet. Größere Abbauspuren stammen von dort auch aus römischer Zeit. Porphyr aus Ägypten war zur Zeit des römischen Kaisers Konstantin (3. und 4. Jahrhundert) sehr beliebt. Es war ausschließlich ihm und seinen Bildnissen vorbehalten. Es gab Porphyrkreise in den Fußböden seiner Empfangshallen, die nur er betreten durfte, und auch seine Söhne wurden in porphyrgetäfelten Zimmern geboren und in Porphyrsarkophagen beerdigt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Porphyr


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Beitrag von helcaraxe » So 18.02.07 21:53

Hallo Micha!

Sehr interessant!

Lt. Wikipedia ( http://de.wikipedia.org/wiki/Konstantin ... genennetos ), die ja zwar auch nicht immer der Weisheit letzter Schluss ist, bedeutet Porphyrogenitos, dass er geboren wurde, als sein Vater bereits Kaiser war, also in Purpur gekleidet. Aber dann sollten doch - ohne dies durch eine profunde Kenntnis belegen zu können - noch mehr byzantinische Kaiser diesen Titel tragen, oder nicht?

Andererseits - auch andere sollten dann in porphyrgetäfelten Zimmern geboren worden sein, schließlich haben sie in den selben Räumen gelebt, oder nicht? ;-)
Viele Grüße
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Beitrag von Wurzel » So 18.02.07 22:06

MMMH,

es ist interessanterweise tätsächlich zu dieser Zeit eher die Ausnahme, das der Thronfolger geboren wurde wärend der Vater bereits Kaiser war. Vor allem, das der Sohnemann so lange überlebt hat um selbst noch Kaiser zu werden ;-)

Turbulente Zeiten damals.....

Micha
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Beitrag von helcaraxe » So 18.02.07 22:19

Heute hieße das dann wohl Kanzleramtogennetos... ;-)

Kann man eigentlich davon ausgehen, dass die Münze nach 944 geprägt wurde, als er Alleinherrscher war, oder wurden schon vorher Münzen mit nur seinem Portrait ausgegeben?
Viele Grüße
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Beitrag von Wurzel » So 18.02.07 22:38

helcaraxe hat geschrieben:Heute hieße das dann wohl Kanzleramtogennetos... ;-)
:lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

Das arme Kind..... 8O :wink: :roll:

Ich vermute das Du mit deiner annahme bezügl. der Alleinregierung richtig liegst.

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Beitrag von Gast » Mo 19.02.07 07:32

Wenn dann schon die Herkunft der Porphyr geklärt ist, möchte ich auch etwas zur "Purpurfarbe" beitragen.

Der Purpurfarbstoff wurde bereits vo nden Phöniziern aus der im Mittelmeer sehr häufig vorkommenden europäischen Stachelschnecke "Nucella Purpurea Lapillus" gewonnen. In deren sog, Purpurdrüse ist der urpur als farblose Flüssigkeit vorhanden, die erst unter Lichteinwirkung und Sauerstpffzufuhr rot wird. Purpuschnecken bohren Miesmuscheln und Seepocken an, um sie mit ihrem Rüssel auszusaugen.

Die Viecher schmecken übrigens sehr gut und werden häufig auf spanischen Märkten angeboten. Nicht zu lange kochen . dann wrd das Fleisch zäh. Nur in Knoblauchöl andünsten, bis sie tot sind und dann mit Bagette und Kräuterbutter verspeisen - guten Appetit.

petzlaff

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Beitrag von Wurzel » Mo 19.02.07 09:48

Obiges Rezept empfehle ich übrigens nicht für Porphyr, dieser ist von Natur aus sehr zäh und daher eher ungenießbar.

:wink:

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