Meine Pfingstüberraschung

Münzen des alten Byzanz

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Meine Pfingstüberraschung

Beitrag von Gast » Mo 28.05.07 17:40

Liebe Gemeinde,

ich komme heute von der Nordsee nach Hause, öffne meinen Briefkasten und finde eine Münze, die es laut Literatur überhaupt nicht geben dürfte - und dann sogar ein originaler Byzantiner und keine Bulgarische Imitation.

Und dann auch noch klasse erhalten.

:twisted: leider nach Redaktionsschluß eingegenagen :cry:

Lieben Gruß
petzlaff
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Scheleck
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Beitrag von Scheleck » Mo 28.05.07 18:02

Lieber Petzi,
die Merkwürdigkeiten auf diesem schönen Isaak II. hören ja garnicht auf. Das Kreuzzepter ist wie ein Patriachenkreuz dargestellt. Die mittlere Perle im Kragen ist wie ein Stern geformt, ebenso die mittlere Perle im Gürtel läßt einen Stern vermuten. Das Manus Dei ist in der Vergrößerung leicht angedeutet erkennbar. Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Exemplar. (Sear 2003, Hendy Pl. 20 Nr. 9-13 ( Nr.10 kommt am nächsten)
Beste Grüße Scheleck
Das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt.

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Beitrag von Gast » Mo 28.05.07 18:08

Danke für die Blumen, lieber scheleck.

Es gibt also doch noch die Schnäppchen mit dem gewissen i-Tüpfelchen bei eBay 8)

Ich bin über diese Münze selbst völlig verwirrt. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Das Patriarchenkreuz sieht überhaupt nicht nach Zufall aus. Die Perle im Gürtel ist wohl eher ein Quadrat als ein Stern, die im Kragen tatsächlich ein Stern - aber der absolute Clou ist das Zepter.

Lieben Gruß
petzlaff

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Beitrag von schnecki » Mo 28.05.07 18:33

was heisst überhaubt bulgarische immitation,,,,,,,,,etwa gefälscht , oder prägestätte in bulgarien zur zeit der byzantiner ?
sorry aber ich als weströmer verstehe nicht immer so viel von ostrom , aber ich will mich ein bisschen umorientieren richtung osten ! :!: :?:
SI DEVS PRO NOBIS , QVIS CONTRA NOS ?

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Beitrag von Gast » Mo 28.05.07 18:58

Lass dich überraschen - steht alles im "petzlaff".

Hier eine Leseprobe:
Die Eroberung von Konstantinopel und Thessaloniki durch die Ritter des 4. Kreuzzuges und die darauf folgende Besatzung einiger Teile des Byzantinischen Reiches (1204 bis 1261) stellte nicht nur eine politische Zäsur in der Geschichte des "oströmischen" Erbes dar, sondern brachte fast den gesamten Balkan in den „Genuss“ einer Art gemeinsamer Währung.

Aber es waren nicht die Venezianer, die das monetäre System der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts diktierten, sondern die Zaren des zweiten bulgarischen Reichs mit Hauptstadt Turnovo, die insbesondere in Thrakien nicht immer friedliche nachbarschaftliche Beziehungen zum dynastisch verschwägert verbundenen Byzantinischen Reich pflegten.

Bereits im letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts prägten die Bulgaren Billon-Skyphaten in der Art und der Zeichnung der damals umlaufenden Byzantinischen Schüsselmünzen. Heute werden diese allgemein als "Imitationen" bezeichnet, was in meinen Augen völlig falsch ist.
Die Bulgaren imitierten nämlich nicht, sondern versahen ihre Prägungen im Namen der Byzantinischen Kaiser MANUEL I, ISAAK II und ALEXIOS III mit eindeutigen Merkmalen ("Codierung" der Perlen auf den kaiserlichen Gewändern), die niemals auf originalen Byzantinern zu finden sind. Am auffälligsten ist dieses Phänomen bei den Prägungen im Namen ALEXIOS III, auf denen die Gürtelschnalle des St. Constantin deutlich andere Formen als bei den Vorbildern aufweist. Ebenso sind von den Originalen abweichende Kombinationen des Perlenbesatzes in den Gewändern der dargestellten Personen vorhanden.

Möglicherweise wurden um 1200 auch durch die Byzantiner selbst in den nördlichen Provinzen, insbesondere im Thrakischen Grenzgebiet vereinfacht ausgeführte Billon-Skyphaten geprägt, die sich teilweise aber nicht eindeutig von den Bulgarischen Prägungen unterscheiden lassen. Allerdings gibt es auch Gepräge, die in der Zeichnung Byzantinische Vorbilder exakt kopieren. Letzteres spricht dafür, dass es sich bei diesen Münzen entgegen der herkömmlichen Meinung nicht um Bulgaren, sondern um Byzantinische Provinzprägungen handeln könnte, die möglicherweise durch die „Lateinische“ Besatzungsmacht veranlasst waren.

Originale und Imitationen vermischten sich wie beispielsweise moderne EURO-Prägungen unterschiedlicher Länder und wurden zur einheitlichen Leitwährung auf dem Balkan.
Lieben Gruß
petzlaff

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Beitrag von schnecki » Mo 28.05.07 20:00

achso !!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ich freue mich schon auf das buch !!!!! ( mit widmung !!! :D hihihi)
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Beitrag von tournois » Mo 28.05.07 21:04

Vielen Dank!
Wieder mal ein sehr interessanter Beitrag!
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"Wir leben in einem Zeitalter, in dem die überflüssigen Ideen überhand nehmen und die notwendigen Gedanken ausbleiben!"
Joseph Joubert 1754 - 1824

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Beitrag von Gast » Di 29.05.07 15:39

Liebe Freunde,

langsam kommt mir die Chose komisch vor - da steht schon wieder ein Patriarchenkreuz-ISAAK bei eBay.

Ich habe natürlich geboten, weil ich mir den Burschen gern direkt anschauen möchte.

Aber ... zweimal innerhalb von 14 Tagen eine Münze, die bsher nirgendwo katalogisiert ist .... Hmmmmmm :?:

petzlaff

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Beitrag von Wurzel » Di 29.05.07 22:38

Lateiner hat geschrieben:
Aber ... zweimal innerhalb von 14 Tagen eine Münze, die bsher nirgendwo katalogisiert ist .... Hmmmmmm :?:

petzlaff
Hallo, warum dies Skepsis? Immerhin ist es gut vorstellbar, das gerade ein neuer Fundkomplex über Ebay verkauft wird.
Daher kann ich es mir durchaus vorstellen, das dadurch mehrere ähnliche oder gleiche Exemplare auf den Markt kommen.
Hinzu kommt einfach die Tatsache, das Schüsseln ja eher ein "Mauerblümchen" der byzantinischen Numismatik sind. Hierzu gibt es ja leider vergleichsweise wenig veröffentlichungen.
Also ebenfalls nicht verwunderlich das immer wieder, im Detail, unbekannte Exemplare auftauchen

Lieben Gruß Micha
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

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Beitrag von Gast » Mi 30.05.07 16:44

@Micha

da hast im Grundsatz recht, zumal beide Exemplare doch eine ziemlich ähnliche Oberflächenstruktur aufweisen.

Andererseits ist das Patriarchenkreuz eine derart markante Abweichung von der "plain cross" Hauptvariante, dass es relativ seltsam erscheint wieso es bisher in der Literatur, nicht einmal in der jüngeren Bulgarischen Fundbeschreibungsliteratur auftaucht.

Ich bin inzwischen am Grübeln, ob die beiden P-Kreuze in irgendeiner mir unbekannten Weise manipuliert sind. Sie gleichen sich auf beiden Münzen fast wie ein Ei dem anderen, obwohl der Perlenbesatz des Loros total unterschiedlich ist.

Mal sehen, ob noch mehr solche Dinger auftauchen. Auf alle Fälle nehme ich diesen "Typ" erst einmal NICHT in den "Petzlaff" auf - wäre eh zu spät, da gerade 20 Stück beim Druck sind und auf die Abholung zum Versand warten.

Lieben Gruß
petzlaff

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Beitrag von Gast » Do 31.05.07 10:32

Scheleck hat übrigens doch recht:
die mittlere Gürtelperle ist ein Stern !!!!!

petzi

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