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Byzantinische Bronze
Verfasst: Fr 10.08.07 06:50
von ELEKTRON
Hallo
Kann man auf dieser byzantinischen Münze etwas entziffern?
Der Buchstabe >K < müßte ein halber Follis sein, aber die beiden Regenten kann ich nicht bestimmen. Kann jemand diese Münze bestimmen?
Gruß Elektron
Verfasst: Fr 10.08.07 07:50
von petzlaff
Hallo ELEKTRON,
zunächst einmal herzlich willkommen in unserem Forum.
Bei deiner Münze handelt es sich um einen Halbfollis (Die Wertbezeichnung ist das grosse K auf der Rückseite - K steht als griechisches Zahlzeichen, welches 20 Nummi bezeichnet. Nummi war eine auf die spätrömischen Minimi-Münzlein bezogene Rechnungseinheit).
Der Münzherr ist Kaiser JUSTIN II (Nvember 565 - Oktober 578). Die Vorderseite zeigt ihn gemeinsam mit seiner Gemahlin SOPHIA auf einem Doppelthron.
Die Münze wurde in Thessaloniki (die Zeichen unter dem K zeigen eine Abkürzung für Thessaloniki in griechischen Buchstaben) in seinem zehnten Reierungsjahr (also 574-575) geprägt. Das Jahr ist ebenfalls auf der Rückseite vermerkt: links vom grossen K kannst du vertikal ANNO erkennen, und recht das X ist einfach die Römische Ziffer für 10.
Katalogreferenzen: Sear 366, M.I.B. 68e. Der Sear verweist unter 366 auf M.I.B. 70 - das ist einer von vielen Fehlern in diesem eigentlich recht ordentlichen Werk. Bei der M.I.B. 70 steht TES in lateinischer Schrift unter dem K. Allerdings wird auf Varianten mit griechischem Münzzeichen hingewiesen.
Die Halbfolles aus Thessaloniki sind recht häufig (insbesondere die Varianten mit TES) und meist besser erhalten. Der realistische Wert deiner Münze bewegt sich leider nur im unteren einstelligen Eurobereich.
Sonst gibt es nur noch zu bemerken, dass die Münze, wie fast alle byzantinischen Kleinmünzen des ersten Jahrtausend nach Chr. nicht aus Bronze, sondern aus fast reinem Kupfer ist.
LG
Halbfollis
Verfasst: Fr 10.08.07 09:20
von ELEKTRON
Hallo Petzlaff
Vielen Dank für die ausführliche Bestimmung des Halbfollis, super.
Gruß Elektron
....und schönes Wochenende
Verfasst: Fr 10.08.07 18:42
von ghost of anastasius
petzlaff hat geschrieben:Katalogreferenzen: Sear 366, M.I.B. 68e. Der Sear verweist unter 366 auf M.I.B. 70 - das ist einer von vielen Fehlern in diesem eigentlich recht ordentlichen Werk. Bei der M.I.B. 70 steht TES in lateinischer Schrift unter dem K.
Lieber petzi,
Den Fehler hat hier nicht David Sear gemacht, das ist vielmehr im Tabellenteil des moneytrend-Buchs auf S. 125 falsch dargestellt.
In der 4. Spalte muss stehen 70a, und dann 70b, 70c, 70d, 70e, 70f. Schau Dir die Fotos auf S. 124 an, da ist es richtig.
Diese Ausgaben gibt es ausschliesslich mit TES unter dem K, nichts mit Griechischen Zeichen, diese stehen nur als Varianten über dem K.
Es gibt überhaupt keine MIBE Nr. 68e ( MIBE 68 bezieht sich auf die Einzelbüste, die es als 68a oder 68b gibt )
Die korrekte MIBE Nr. ist also durchaus 70c, e oder f, genau ist das bei diesem bescheiden erhaltenen Stück nicht mehr lesbar.
Liebe Grüsse
Anastasius
1/2 Follis aus Thessaloniki
Verfasst: Sa 11.08.07 10:59
von Scheleck
Lieber Petzi, lieber Ghost,
mir kam die Inschrift auf dem Revers der Münze auch irgenwie verdreht vor und ich habe sowohl im M.I.B., Sear und DOC nachgesehen, habe aber nichts gefunden, was die Prägungen der Inschriften anbetrifft. Lieber Ghost Du hast da wohl recht mit Deiner Katalog Interpretation. Allerdings die Inschriften auf der Rückseite scheinen mir irrtümlich verkehrt geprägt zu sein. So wie es den Anschein hat, steht "TES" oben und OKC oder O+C unten und "Anno" von unten beginnend nach oben gechrieben zu sein. Danach könnte es sich um M.I.B. 70 c oder 70 e handeln. Prüft das bitte doch noch mal. Hier scheint mir eine etwas konfuse Prägung vorzuliegen.
Gruß Scheleck
Verfasst: Sa 11.08.07 20:00
von Basil
Hallo,
ich lese das ANNO von unten nach oben retrograd. Wenn das stimmt, dann kann der Rest völlige Fantasie sein, aber analphabetischer Stempelschneider wäre zu einfach.
Gruß Basil
Verfasst: Mo 13.08.07 15:25
von ghost of anastasius
Stellt das Bildchen mal auf den Kopf:
Offensichtlich ist der Revers komplett horizontal retrograd geprägt -
gehe dennoch von einer imperialen ( also nicht imitativen ) Prägung aus.
Das ist auch von Anastasius und Justinus I bekannt, allerdings von Antiochia.
Gruss Anastasius
Verfasst: Mo 13.08.07 15:33
von Wurzel
Und ich sage noch: "lass das nicht den Azubi machen "
Aber mal ernsthaft, das Ding ist echt interessant!
Micha
Verfasst: Mo 13.08.07 15:48
von petzlaff
Auf den vierten Blick gebe ich euch recht
LG