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Mit Byzanz verwandt

Verfasst: Mi 30.01.08 11:41
von helcaraxe
Liebe Byzantiner,

folgendes Stück stelle ich mit Absicht hier in diese Rubrik, wiewohl es wahrscheinlich kein Byzantiner ist, aber ich vermute, dass hier die Experten sitzen, die es richtig zuordnen können. 8)

Die Verwandtschaft lässt sich jedenfalls nicht leugnen. Ich vermute eine bulgarische oder serbische Münze.

Über Ideen oder Zuweisungen bei diesem sehr hübschen Stück (20 mm; 2,00 g) freue ich mich. :-)

Verfasst: Mi 30.01.08 11:51
von klaupo
Mit der Legende S M VENET solltest du eigentlich eher nach einer karnevalistischen Hochburg an der Adria suchen. :D

Gruß klaupo

Verfasst: Mi 30.01.08 11:59
von dionysus
Hallo Helcaraxe,

meiner Meinung nach ist das ein echter Venezianer.
Ich lese die Legende als FRADAN.... SM VENETI / DVX.
Das passt auf den Dogen Francesco Dandolo (1328–1339) als Herausgeber.

Die Bulgaren sehen stilistisch anders aus oder tragen andere Inschriften.
siehe: http://www.orthodoxcoins.com/bul/index.php?l=en&s=5

Liebe Grüße
Maico

Verfasst: Mi 30.01.08 16:50
von helcaraxe
Um mit Loriot zu sprechen: Ach was?

Auf Venedig wäre ich da nie gekommen. Bei den vielen Perlen dachte ich sofort an Byzanz und Verwandte. :-)

Wer hat denn da eigentlich von wem die Perlenmünzerei übernommen?

Verfasst: Mi 30.01.08 17:36
von memyself
Um mit "anastasius" zu sprechen:

Die Perlenzählerei haben die von ihm so genannten "Sumpfbewohner" (die Venezianer mögen verzeihen) natürlich von den Byzantinern übernommen und nicht umgekehrt.

:-))))

LG
MMS

Verfasst: Mi 30.01.08 17:49
von dionysus
Hallo Helcaraxe,

mit der Perlenmünzerei haben natürlich ursprünglich die Byzantiner begonnen. :)

Die Herausgabe von Münzen in dem vorliegenden Muster haben allerdings die Venezianer begonnen (wohl aber unter byzantinischem Einfluß).
Der venezianische Grosso wurde zum Ende des 12. Jahrhunderts eingeführt.
Die Byzantiner und Bulgaren sowie die Serben haben dieses Muster etwa 100 Jahre später angefangen zu kopieren, nachdem der Venezianische Grosso seinen Siegeszug angetreten hatte.

Hier einige Venezianische Grossi:
http://www.coinarchives.com/w/results.p ... dig+grosso

Einige Beispiele für Byzantiner in diesem Muster:
http://www.coinarchives.com/a/results.p ... =basilikon

Ein Serbe in dieser Zeichnung:
http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 5&Lot=1109

Viele Grüße
Maico

Verfasst: Mi 30.01.08 17:55
von helcaraxe
Vielen Dank - man lernt nie aus. :-)

Dieses Stück war Bestandteil eines Römerlots und obwohl nicht eigentlich mein Sammelgebiet, wird es wohl fürs Erste in meiner Sammlung verbleiben.

Verfasst: Mi 30.01.08 18:23
von heripo
lieber helcaraxe,
eine gute Entscheidung, denn, wenn Du Dir z.B. die Kuppel des Markusdom in Venedig (von innen natürlich) vor Augen hältst, wirst Du auch dort den Stil erkennen, den wir "byzantinisch" nennen - und ebenso wie auf der oben gezeigten Münze wirst Du diesen Einfluß auch z.B. bei den Bulgaren und den Serben erkennen können.
Ob man der Geschicht mit dem - deshalb in Anführungszeichen - Wort "byzantinisch" dabei immer gerecht wird ??? ich denke, schon zur Zeit Konstantinopels beginnt sich eine kulturelle Spezifizierung abzuzeichnen. Ich sehe daher in den betr. Münzen dahur durchaus auch Hinweise der Entwicklung einer eigenständigen Kultur, die sich dann v.a. in der Ausgestaltung von Kirchen und sonstigen geistlichen Abbildungen ( Gemälde,
Ikonen ) parallel beobachten lässt.
Die "Bulgaren" sind offenbar noch relativ häufig und daher, wie ich meine, sogar preisgünstig zu haben.
Gruß heripo

Verfasst: Mi 30.01.08 19:08
von memyself
Dieser Münztyp (bezgl. der bildlichen Darstellung betrachtet) gelangte in Byzanz ja auch erst im Zeitalter der Paläologen, also nach der Venezianischen Besatzung der Metropole im 13. Jh. als eigenständiger Münzwert zur Geltung.

Ich denke, dass wir es hier mit einer gegenseitigen stilistischen, kulturellen und monetären Beeinflussung aller genannten Staatsgebilde zu tun haben, die für die damalige Ökonomie des östlichen Mittelmeerraumes im weitesten Sinn nachhaltig sehr positiv zu beurteilen ist.

Genau das hat "heripo" meiner Ansicht nach auch gemeint.

Die Bulgarischen Typen dieser Art sind tatsächlich sehr häufig. Allerdings handelt es sich bei den z.B. online angebotenen Münzen meist um Massenware (IVAN ALEXANDROV bzw. MICHAIL ASEN). Es gibt darüber hinaus qber ganz spannende Prägungen weniger bekannter Zaren, die richtig selten sind. Da sich die besagten Münzen teilweise fast wie ein Ei dem anderen ähneln, ist hier sehr gute Literatur unbedingt erforderlich, um Stücke zu erkennen, die über dem Durchschnitt liegen.

Aus meiner Sicht handelt es sich um eine ungemein spannende Materie, die sehr preiswert ist und zur Spezialisierung einlädt.

MMS

Verfasst: Do 31.01.08 00:03
von helcaraxe
Das finde ich jetzt auch als Römer höchst spannend!

D. h. dieser Münztyp war so eine Art Weltmünztyp, bezogen zumindest auf die "östliche" Welt mit Byzanz und verwandtem Kulturkreis. Bis wann und wo lief dieser Münztyp etwa um, lässt sich soetwas näher eingrenzen?

Verfasst: Do 31.01.08 00:47
von Wurzel
Nun ja,

Venedig war ja eine Handelsmacht, und es macht ja durchaus Sinn, das selbe Geld zu benutzen wie der Handelspartner. So ist der Tausch unnötig und das Geld vertraut. Das verringert die Kosten, da kein Geldwechsler zu bezahlen ist, man nicht ständig Wechselkurse im Kopf haben muss usw.

Aus den selben Gründen hat man übrigens den Euro eingeführt. Letztensendes als keine neue Idee.

Nächtliche Grüße
Micha