Die Umlaufmünzen des Byzantinischen Reichs (6)
Verfasst: Fr 07.03.03 10:39
Weiter gehts ......
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In die Zeit des Bildersturms, in der die bildliche Darstellung Christus zeitweilig sogar bei Todesstrafe verboten war, fällt die erstmalige Alleinherrschaft einer Kaiserin auf dem Thron: die ebenso schöne wie brutale IRENE (797-802), Tochter des CONSTANTIN VI (780-797) muss mit ansehen, wie der Papst im Jahr 800 mit der Kaiserkrönung des fränkischen Stammesfürsten KARL (d. Große) ein neues römisches (West)reich etabliert. Kriegerisch schlagen sich die ROMAION im 9.Jh. weniger mit den Arabern als mit den erstarkenden Bulgaren herum. Im Westen wie im Osten beginnt das „Mittelalter“.
Auf den Münzen erscheint nun erstmals die Bezeichnung BASILEVS ROMEON (König der Römer).
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Die bisher übliche Bezeichnung IMPERATOR findet sich letztmals auf einer Münze MICHAEL III (842-867), dem letzten Herrscher aus der Reihe der kleinasiatischen und syrischen Herrscherdynastien.
Viele Kritiker der byzantinischen Numismatik lehnen die Beschäftigung mit den rohen Münzen als zu unattraktiv ab – aber – vergleicht man die Portraitdarstellungen der Romaion auf den byzantinischen Umlaufmünzen mit den Prägungen der meisten zeitgleichen Prägungen des Karolingerreiches, dann wird eine unglaubliche künstlerische und handwerkliche Überlegenheit deutlich.
Unter MICHAEL III endet der Bildersturm und es folgt beginnend mit BASILEOS I (867-886) das 190 Jahre dauernde Zeitalter der Makedonischen Herrscher. Nach über 100 Jahren numismatischer Abstinenz erlebt die Ausprägung von großformatigen kupfernen Folles eine unglaubliche Renaissance. Unter LEO VI (886-912), ALEXANDER ( 886-913) und CONSTANTIN VII (912-959) kehrt die ikonographische Darstellung des JESUS CHRISTUS (IHSYS XRiSTYs oder oft abgekürzt IC XC) auf die Vorderseite der Münzen zurück, während der BASILEVS ROMAION auf das Revers wandert. Unter der gemeinsamen Herrschaft von CONSTANTIN VII und ROMANOS I (920-944) wird das Bild des Kaisers durch religiöse Legenden ersetzt – es beginnt das spannende Zeitalter der sogenannten „anonymen“ Follesprägungen. Diese zählen zu den häufigsten byzantinischen Münzen überhaupt, leider aber auch zu den meist sehr schlecht erhaltenen. Das liegt daran, dass wieder einmal der Brauch der Überprägung einsetzt.
Unten Folles von CONSTANTIN VII und ein "Anonymer" Typ A1 über einem Follis des NIKEPHOROS II (963-969):
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Unter den Makedoniern gibt es sechs Haupttypen von anonymen Prägungen (allgemein als A1, A2, A3, B, C, D) bezeichnet, deren genaue Zuordnung zu den begebenden Kaisern seit Beginn der byzantinischen Numismatik umstritten ist. Lediglich aufgrund identifizierbarer Überprägungen lässt sich eine chronologische Reihenfolge bestimmen. Meist wird heute folgende Zuordnung „verwendet“: A1 – JOHANNES I (969-976), A2 – BAILEIOS II (976-1028), A3 BASILEIOS II (nach 1020), B – ROMANOS III (1028-1034), C – MICHAEL IV (1034-1041), D – CONSTANTIN IX (1042-1050). Die Klassen A1 bis A3 unterscheiden sich weniger durch das Münzbild als durch das Gewicht und Überprägungsmerkmale:
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(o. der Reihe nach Typ A3, Typ B über A3, Typ C - wohl die erste byzantinische Münze mit dem Bildnis der Mutter Gottes), Typ D
Trotz der Häufigkeit dieser Folles mit der Christus-Darstellung muß i.A. für ein Stück, das insgesamt die Erhaltung „s“ aufweist, meist ein Betrag von über 20 EUR investiert werden. Bessere Erhaltungsgrade sind selten und erzielen Preise bis zu 60 EUR. Sammelwürdig ist im Prinzip jeder anonyme Follis, auf dem die Ornamente im Nimbus um den Kopf Christi noch halbwegs erkennbar sind – sie stellen für manche Autoren (z.B. Bellinger) ein wichtiges Indiz für die zeitliche Zuordnung dar. Ebenso begehrenswert sind alle „Anonymen“, die Spuren von Überprägung auf älteren nicht-anonymen Münzen zeigen.
-------- sicher kein einfaches Gebiet für den Anfänger ------------ nichtsdestotrotz eines der spannendsten Kapitel der Münzgeschichte der Romaion.
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wie immer - Fortsetzung folgt bald !!
petzlaff
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In die Zeit des Bildersturms, in der die bildliche Darstellung Christus zeitweilig sogar bei Todesstrafe verboten war, fällt die erstmalige Alleinherrschaft einer Kaiserin auf dem Thron: die ebenso schöne wie brutale IRENE (797-802), Tochter des CONSTANTIN VI (780-797) muss mit ansehen, wie der Papst im Jahr 800 mit der Kaiserkrönung des fränkischen Stammesfürsten KARL (d. Große) ein neues römisches (West)reich etabliert. Kriegerisch schlagen sich die ROMAION im 9.Jh. weniger mit den Arabern als mit den erstarkenden Bulgaren herum. Im Westen wie im Osten beginnt das „Mittelalter“.
Auf den Münzen erscheint nun erstmals die Bezeichnung BASILEVS ROMEON (König der Römer).
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Die bisher übliche Bezeichnung IMPERATOR findet sich letztmals auf einer Münze MICHAEL III (842-867), dem letzten Herrscher aus der Reihe der kleinasiatischen und syrischen Herrscherdynastien.
Viele Kritiker der byzantinischen Numismatik lehnen die Beschäftigung mit den rohen Münzen als zu unattraktiv ab – aber – vergleicht man die Portraitdarstellungen der Romaion auf den byzantinischen Umlaufmünzen mit den Prägungen der meisten zeitgleichen Prägungen des Karolingerreiches, dann wird eine unglaubliche künstlerische und handwerkliche Überlegenheit deutlich.
Unter MICHAEL III endet der Bildersturm und es folgt beginnend mit BASILEOS I (867-886) das 190 Jahre dauernde Zeitalter der Makedonischen Herrscher. Nach über 100 Jahren numismatischer Abstinenz erlebt die Ausprägung von großformatigen kupfernen Folles eine unglaubliche Renaissance. Unter LEO VI (886-912), ALEXANDER ( 886-913) und CONSTANTIN VII (912-959) kehrt die ikonographische Darstellung des JESUS CHRISTUS (IHSYS XRiSTYs oder oft abgekürzt IC XC) auf die Vorderseite der Münzen zurück, während der BASILEVS ROMAION auf das Revers wandert. Unter der gemeinsamen Herrschaft von CONSTANTIN VII und ROMANOS I (920-944) wird das Bild des Kaisers durch religiöse Legenden ersetzt – es beginnt das spannende Zeitalter der sogenannten „anonymen“ Follesprägungen. Diese zählen zu den häufigsten byzantinischen Münzen überhaupt, leider aber auch zu den meist sehr schlecht erhaltenen. Das liegt daran, dass wieder einmal der Brauch der Überprägung einsetzt.
Unten Folles von CONSTANTIN VII und ein "Anonymer" Typ A1 über einem Follis des NIKEPHOROS II (963-969):
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Unter den Makedoniern gibt es sechs Haupttypen von anonymen Prägungen (allgemein als A1, A2, A3, B, C, D) bezeichnet, deren genaue Zuordnung zu den begebenden Kaisern seit Beginn der byzantinischen Numismatik umstritten ist. Lediglich aufgrund identifizierbarer Überprägungen lässt sich eine chronologische Reihenfolge bestimmen. Meist wird heute folgende Zuordnung „verwendet“: A1 – JOHANNES I (969-976), A2 – BAILEIOS II (976-1028), A3 BASILEIOS II (nach 1020), B – ROMANOS III (1028-1034), C – MICHAEL IV (1034-1041), D – CONSTANTIN IX (1042-1050). Die Klassen A1 bis A3 unterscheiden sich weniger durch das Münzbild als durch das Gewicht und Überprägungsmerkmale:
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(o. der Reihe nach Typ A3, Typ B über A3, Typ C - wohl die erste byzantinische Münze mit dem Bildnis der Mutter Gottes), Typ D
Trotz der Häufigkeit dieser Folles mit der Christus-Darstellung muß i.A. für ein Stück, das insgesamt die Erhaltung „s“ aufweist, meist ein Betrag von über 20 EUR investiert werden. Bessere Erhaltungsgrade sind selten und erzielen Preise bis zu 60 EUR. Sammelwürdig ist im Prinzip jeder anonyme Follis, auf dem die Ornamente im Nimbus um den Kopf Christi noch halbwegs erkennbar sind – sie stellen für manche Autoren (z.B. Bellinger) ein wichtiges Indiz für die zeitliche Zuordnung dar. Ebenso begehrenswert sind alle „Anonymen“, die Spuren von Überprägung auf älteren nicht-anonymen Münzen zeigen.
-------- sicher kein einfaches Gebiet für den Anfänger ------------ nichtsdestotrotz eines der spannendsten Kapitel der Münzgeschichte der Romaion.
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wie immer - Fortsetzung folgt bald !!
petzlaff