Die Umlaufmünzen des Byzantinischen Reichs (7)

Münzen des alten Byzanz

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Die Umlaufmünzen des Byzantinischen Reichs (7)

Beitrag von Gast » Fr 28.03.03 16:21

.......... Hat diesmal etwas länger gedauert, aber ich habe meine Leser nicht vergessen ........ (Bevor ich mich in Urlaub verabschiede der 7. Teil)

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Mit ISAAK I (1057-1059) besteigt zum ersten Mal ein Mitglied der Familie KOMNENUS den Thron der Romaion. Die Abkömmlinge dieser Dynastie sollten gemeinsam mit den verschwägerten DUCAS und ANGELOI für viele Jahre eine der bedeutendsten Herrschergeschlechte auf dem Balkan und in Kleinasien werden. Im autonomen Trepezunt an der Schwarzmeerküste werden die Komnenen als Kaiser im 15. Jh. sogar die Romaion in Konstantinopel um einige Jahre überleben, bevor auch sie ihre Macht an die Sultane und Kalifen abgeben müssen. ISAAKs Nachfolger CONSTANTIN X DUCAS (1059-1067) wurde nach seiner Abdankung (er verbrachte sein Alter als Mönch) der Erste, der wieder Kupfermünzen mit dem Bild des Kaisers ausgab, prägte aber ebenso wie seine Nachfolger ROMANUS IV (1068-1071) und NIKEPHOROS III (1078-1081) auch noch „anonyme“ Folles im Namen Christi.

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In den Jahren vorher war der traditionelle Goldsolidus durch den schüsselförmigen Histamenon Nomisma abgelöst worden. Die Zeit vor Beginn des ersten Kreuzzuges war dadurch gekennzeichnet, dass selten ein Kaiser alleine, sondern z.B. unter ROMANUS IV (1068-1071) bis zu 4 Kaiser gleichzeitig über das schrumpfende Reich der Romaion herrschten. ALEXIOS I (1081-1118) war ein genialer Herrscher, der alle notwendigen Ambitionen und Geschicke gehabt hätte, das alte Reich zu neuer Ausdehnung und Blüte zu führen. Leider deckten sich seine Vorstellungen nicht mit denen der Kreuzfahrer, die wohl vorrangig politische und territoriale Ziele auf ihre Fahnen geschrieben hatten, die Machtgelüste der Westeuropäer aber propagandistisch religiös verbrämten (Die kurz zuvor erfolgte Spaltung zwischen der römischen und der griechischen Kirche kam dabei noch gelegener als die Bedrohung durch den Islam). Nachdem sich die Kreuzfahrer im Heiligen Land ihre Stützpunkte errichtet hatten und Jerusalem besetzt worden war, wandte sich BOHEMUND in offener Agression gegen Byzanz.

Vorher hatte ALEXIUS die Kreuzfahrer ökonomisch unterstützt. Er gab sogar Kleingeld zum Gebrauch für die Kreuzfahrer im Stil der „anonymen“ Folles aus. Man erkennt diese Stücke nur an Beizeichen und leichten Änderungen in der Zeichnung gegenüber den byzantinischen Originalen:

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ALEXIUS ging nicht nur als letztlich betrogener Kollaborateur der Kreuzfahrer in die Geschichte ein, eine Tatsache, die 100 Jahre später durch die Eroberung Konstantinopels durch den 4. Kreuzzug eine tragische Kulmination erlangte. Er war auch der erste Herrscher der Romaion, der das traditionelle byzantinische Münzwesen von Grund auf reformierte. Im Jahr 1092 starb mit dem Histamenon die vor langer Zeit durch CONSTANTIN d. Großen eingeführte Währungseinheit des Solidus, und wurde durch eine schüsselförmige Elektron-Münze (Gold-Silber-Legierung) abgelöst. Die zweitniedrigere Einheit war eine ebenfalls schüsselförmige Billon-Münze

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und das Kleingeld bestand aus kleinen flachen Kupferlingen, die Tetarteron genannt wurden.

Damit beginnt der vorletzte Teil der numismatischen Geschichte der Romaion (Doch dazu mehr im nächsten Teil).

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ohne politisch werden zu wollen: erinnert doch manches an die Ereignisse der letzten Jahre in fast der gleichen Gegend :(
Zuletzt geändert von Gast am Fr 28.03.03 19:23, insgesamt 1-mal geändert.

payler
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Beitrag von payler » Fr 28.03.03 19:09

....und wieder eine Bereicherung. Danke!

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nikephoros1
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Beitrag von nikephoros1 » So 30.03.03 11:18

wie immer saubere arbeit!
liebe Grüsse

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Vespasian83
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Beitrag von Vespasian83 » Do 03.04.03 21:50

Petzlaff,

Sehr interessant geschrieben und angenehm zu lesen!!!

Freue mich wie viele andere auch auf die Fortsetzung...

Gruss
Vespasian
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