Eine Trachy

Münzen des alten Byzanz

Moderator: Wurzel

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leodux
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Beitrag von leodux » Fr 16.01.09 01:40

Hallo,

ich glaube, den Erzengel Michael erkennen zu können. Die Kleidung würde jedenfalls sehr gut passen.
Dann wäre das eine Münze aus dem Lateinischen Kaiserreich, also aus der Zeit, in der Konstantinopel ab 1204 von den Kreuzfahrern besetzt war.
Auf der einen Seite müßte das Christusbrustbild zu sehen sein (ist aber meist sehr undeutlich) und auf der anderen Seite steht der Erzengel Michael.
Sear 2036

Viele Grüße

Peter

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soggi
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Beitrag von soggi » Fr 16.01.09 02:07

Dank dir Peter! Ist da links noch eine Person und das der Erzengel oder die Person in der Mitte? Gibt es im Sear da auch irgendeine Seltenheitsangabe oder sowas wie im RIC? Bzw. wie sieht es mit der Wertigkeit solcher Stücke überhaupt aus? Es ist ja nun nicht gerade prächtig erhalten und auch ziemlich unscheinbar.

Gruß
soggi
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dionysus
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Beitrag von dionysus » Fr 16.01.09 08:06

Hallo Soggi,

Leodux liegt mit dieser Zuordnung richtig. Ich hatte bisher noch nichts rausgefunden, daher mein Schweigen.
Um mein voriges Posting etwas zu erklären: Bei den Bulgaren kommen Kragen in dieser Form nicht vor. Die Perlen sind bei diesen immer Horizontal angeordnet.

Ich hab bei deiner Münze vermutet, dass darauf zwei Personen abgebildet sein sollten, daher hab ich die naheliegende Sear 2036 nicht erkannt.

Die Münze scheint für diese Ausgabe durchschnittlich erhalten zu sein. Unscheinbar sind fast alle Trachys aus dieser Zeit. Bei der Herstellung wurde oft ziemlich geschlampt, dann wurden die Teile oft noch beschnitten und manchmal auch noch überprägt.
Der Sear bewertet diese Münze mit 8,- (s.) bzw. 15,- (ss.) Pfund. Das wäre durchschnittlich. Eine Seltenheitsangabe kann man hierraus nicht ableiten, jemand hier aus dem Forum meinte mal, dass die Preise für die späten Byzantiner und Kreuzfahrer im Sear ausgewürfelt worden wären.
Den von dir bezahlten Preis würde ich als günstig ansehen wollen, insgesamt kommt die Münze nicht so häufig vor.

Hier übrigends mal ein vorzügliches Exemplar aus einer Forumancientcoins Gallerie. In dieser Erhaltung ein absolutes Rarissimum und wohl beinahe Einmalig.
http://www.forumancientcoins.com/galler ... 111&pos=54

Gruß
Maico
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leodux
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Beitrag von leodux » Fr 16.01.09 13:59

Hallo soggi,

wie Maico schon geschrieben hat, ist deine Münze für diesen Typ durchaus durchschnittlich erhalten. Und beschnitten sind sie auch sehr häufig. Leider findet man so schöne Ausprägungen und Erhaltungen wie bei dem Exemplar bei Forumancientcoins äußerst selten. Die Münze dort zeigt aber, wie schön auch diese sonst so unscheinbaren Lateiner sein können. Für mich ist das eine der schönsten Münzen, die die Kreuzfahrer geprägt haben.

Es gibt laut dem Petzlaff-Katalog (von 2005) drei Hauptvarianten dieser Münze.
Stempelvarianten gibt es auch zahlreich, die wurden aber nicht katalogisiert.
Zwei Varianten mit Cristusbüste auf dem Avers (Sear 2036):
- Large Module 26-31 mm, 2,6-3,8g (beschnitten 16-22mm, 1,0-2,0g)
- Small Module 22-24 mm, 1,8-2,2g
Und eine mit der thronenden Muttergottes auf dem Avers (Sear 2037):
- Large Module ca.29mm, ca.5,2g
Die ersten beiden mit der Cristusbüste sind nicht besonders selten. Wobei unbeschnittene Exemplare in guter Erhaltung und sauberer Ausprägung wie bei Forumancientcoins schon wieder zu den Raritäten zu zählen sind.
Die Variante mit der Muttergottes auf der (leider meist unkenntlichen) Vorderseite (das wäre dann Sear 2037, statt 2036) scheint dagegen äußerst selten zu sein.
Leider kann ich bei deiner Münze die Vorderseite nicht erkennen. Ich denke aber eher, daß es Sear 2036 ist.

Und was den Preis betrifft, den du bezahlt hast, das geht schon in Ordnung. Trotz der schlechten Erhaltung. Manchmal bekommt man solche Münzen zwar noch billiger, solange sie unbestimmt sind. Aber sobald sie bestimmt sind, muß man meistens schon mehr bezahlen.
Solltest du die Vorderseite in natura besser erkennen können als wir auf dem Foto und man diese eindeutig als Muttergottes anstatt Cristus identifizieren können, dann hättest du sogar einen richtig günstigen Kauf gemacht. Die Sear 2037 wäre nämlich wirklich selten. Du kannst ja mal nachsehen, ob du z.B. irgend einen Buchstaben erkennen kannst. Bei Jesus würde dort IC XC stehen und bei Maria MP OV.

Apropos Petzlaff, was ist denn eigentlich mit dem Schüsselmeister?
Ich war einige Zeit nicht im Forum aktiv und Petzlaff schreibt hier gar nichts mehr. Weiß jemand, was mit ihm ist? Er ist doch wohl hoffentlich nicht krank?

Viele Grüße

Peter

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Beitrag von soggi » Sa 17.01.09 01:05

Hallo ihr beiden,

ich danke euch für eure ausführlichen Antworten! Das verlinkte Stück ist natürlich eine echte Schönheit gegen meines. ;)

Die Erhaltung ist meiner Meinung nach immer etwas besser als auf den gezeigten Fotos zu sehen...besonders bei antiken/Mittelalter Stücken kommt die Erhaltung nicht so gut rüber. Die Münzen in meinem Römer-Bestimmungsthread sind z.B. teils echt sehr gut erhalten und haben eine wunderschöne grüne Patina, sind aber nicht so einfach abzulichten und ich kann mit Gewißheit sagen, daß ich in Sachen Münzen fotografieren kein Anfänger bin.

Zur Zeit habe ich das Stück leider nicht vor mir. Wo würden denn die von leodux/Peter genannten Buchstaben stehen? Für mich sieht die Figur übrigens wie die auf der oben verlinkten Münze aus.

Die Münze hat noch ein paar Schmutzanhaftungen (das graugrünliche), die ich bei Gelegenheit entfernen werde.

Was würde ich mir denn jetzt auf einem Beschreibungszettel notieren? Bei den Römern gibt es ja so ein klassisches Schema:
Crispus Caesar (317-326)
AE3 Follis
Av.: IVL CRIS-PVS NOB C - belorbeerte Büste n.r.
Rv.: CAESARVM NOSTRORVM - VOT / Punkt / X
Im Abschnitt ASIS Kranz
Prägestätte: Siscia
RIC VII Siscia 178 / R2
Seltenheit: R2

Durchmesser: 17 bis 18 mm
Gewicht: 3,15 g
Gruß
soggi
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Beitrag von leodux » Sa 17.01.09 02:01

Hallo soggi,

du solltest deine Münze nicht zu sehr mit dem Stück bei Forumancientcoins vergleichen.
Die Münze dort ist schon außergewöhnlich schön.

Stimmt, antike Münzen zu fotografieren ist ziemlich schwierig.
Jedenfalls habe ich damit auch meine Probleme.

Die Buchstaben sind rechts und links neben der abgebildeten Figur zu finden.
Auf der Münze bei Forumancientcoins sieht man links das IC und rechts noch das X von XC. Über den Buchstaben ist jeweils noch ein waagerechter Strich.
Bei der Maria könnte das MP OV etwas höher zu finden sein.

Für einen Beschreibungszettel hätte ich folgenden (unverbindlichen) Vorschlag:
Lateinisches Kaiserreich
Kaiser Balduin II. (1228-1261)
Billon-Scyphat (Trachy); large module, beschnitten
Av.: Cristusbüste zwischen IC und XC
Rv.: Erzengel Michael mit 3-endigem Zepter und Kreuzglobus
Prägestätte: Konstantinopel
Sear 2036; DOC 16.12; Petzlaff(2005) 2.61a2
Seltenheit: R1
Viele Grüße

Peter

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Beitrag von soggi » Sa 17.01.09 02:46

Jetzt sehe ich die Buchstaben auch @verlinkte Münze...soweit reicht die Beprägung bei meinem Stück nicht, wies mir scheint.

Dank dir für die Beschreibung, Peter! :)

Gruß
soggi
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Beitrag von soggi » Mi 25.02.09 00:54

Mal wieder ein neuer Byzantiner:

0,49 g
12 bis 15 mm

Gruß
soggi
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Beitrag von dionysus » Mi 25.02.09 09:50

Hallo Soggi,

dies ist ein sogenanntes Tetarteron des Alexius I. (1081 - 1118)

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 19&Match=1
http://www.wildwinds.com/coins/sb/sb1932.html

Liebe Grüße
Maico
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