Hallo allerseits,
war jemand schon in der Byzanzausstellung in Bonn?
Posa
Byzanz in Bonn
Moderator: Wurzel
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Re: Byzanz in Bonn
Kann ich dir u.U sagen, falls ich Sonntag tatsächlich hinfahre. Was Ausstellungen im Allgemeinen angeht, ist die Ausstellungshalle Bonn meines Erachtens immer eine Reise wert, Paderborn auch - war es auch bei der Byzanzausstellung. München habe ich eher als unspektakulär in Erinnerung (ich war damals aber nur teilweise zurechnungsfähig). Da verspreche ich mir von Bonn schon ein paar Kabinettstückchen mehr, auch wenn man bestimmt vieles dann zum dritten Mal sehen wird.
Posa
Posa
Re: Byzanz in Bonn
Hallo Posa,
die Ausstellung lohnt allemal. Ich habe sie mir angeschaut und bin insgesamt begeistert. Es sind hunderte Leihstücke aus aller Welt ausgestellt und viele davon wurden noch nie außerhalb ihrer Heimat gezeigt. Die Präsentation ist nicht mangelfrei, aber sehr aufwendig. Und man braucht Zeit, ich war - ohne zu trödeln - fast vier Stunden drin. Es gibt einen wahnsinnig umfangreichen Ausstellungskatalog, der zusätzliche Informationen und Fachbeiträge rund um Byzanz enthält. Und er kostet, gemessen am Aufwand und Umfang, nicht viel. Bei einigen Texten auch in der Ausstellung (bspw. an der Wand rechts neben dem Ausgang in die Vorhalle) war ich etwas irritiert, weil etwa die Araber und Lateiner als Totengräber von Byzanz aufgezählt werden, die Türken jedoch das multikulturelle Erbe fortsetzten und ihre Architektur n e b e n das antike Erbe stellten. Das ist vernutlich politisch korrekte Rücksichtnahme gegenüber einem der beiden Schirmherren der Ausstellung. Und mir ist ein Thema aufgefallen, das wohl fast völlig fehlt: Musik und die Notenschrift der Byzantiner.
Gleichwohl ist meine Empfehlung: ansehen. In der Kunsthalle kann man übrigens auch ganz ordentlich Mittag essen...
Gruß
Truben
die Ausstellung lohnt allemal. Ich habe sie mir angeschaut und bin insgesamt begeistert. Es sind hunderte Leihstücke aus aller Welt ausgestellt und viele davon wurden noch nie außerhalb ihrer Heimat gezeigt. Die Präsentation ist nicht mangelfrei, aber sehr aufwendig. Und man braucht Zeit, ich war - ohne zu trödeln - fast vier Stunden drin. Es gibt einen wahnsinnig umfangreichen Ausstellungskatalog, der zusätzliche Informationen und Fachbeiträge rund um Byzanz enthält. Und er kostet, gemessen am Aufwand und Umfang, nicht viel. Bei einigen Texten auch in der Ausstellung (bspw. an der Wand rechts neben dem Ausgang in die Vorhalle) war ich etwas irritiert, weil etwa die Araber und Lateiner als Totengräber von Byzanz aufgezählt werden, die Türken jedoch das multikulturelle Erbe fortsetzten und ihre Architektur n e b e n das antike Erbe stellten. Das ist vernutlich politisch korrekte Rücksichtnahme gegenüber einem der beiden Schirmherren der Ausstellung. Und mir ist ein Thema aufgefallen, das wohl fast völlig fehlt: Musik und die Notenschrift der Byzantiner.
Gleichwohl ist meine Empfehlung: ansehen. In der Kunsthalle kann man übrigens auch ganz ordentlich Mittag essen...

Gruß
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Re: Byzanz in Bonn
Hallo Truben, Basil et al.
Ich war jetzt tatsächlich in Bonn. Abgesehen davonn, dass ich eh in der Gegend war, ist es die Reise allemal wert gewesen. Faszinierende Exponate, von denen man viele aus einschlägigen Kultur- oder Kunstgeschichten kennt.
Der Untertitel lautet "Pracht und Alltag", man erwartet also zurecht ein breites Spektrum, bekommt allerdings viel Pracht aber wenig echten Alltag geboten (gute Ausnahme: der Epheseossektor). Ein Problem, an dem m.E. die ganze Byzantinistik leidet; seit die natürlich etwas zu programmlastigen Ostblockforschungen weggefallen sind, ist auf breitenwirksamen Gebiet Byzanz wieder zu einer Kaiser-Gold-Ikonensache geworden. Zugegeben, man weiß eben nicht viel, aber das wäre eben auch Aufgabe einer solchen Ausstellung gewesen, das deutlich(er) zu transportieren.
Klug gemacht ist eine Darstellung auch nach Orten: Was heißt "Byzanz" in Thessaloniki, Chersonesos (fand ich mal besonders spannend, hatte ja weder Bilder noch Ahnung davon), Ravenna, Ephesos,... ? Das Problem dabei war, dass auf dafür knapper Fläche viele Orte präsentiert werden sollen, das heißt im Einzelfall natürlich etwas Sparsamkeit. Und wenn dann Ravenna mit zwei Mosaikfragmentrepliken, einer Kathedrareplik, einer echten Chorschrankenplatte und einem echten Mosaikfragment präsentiert wird, dann wünsche ich mir: lieber kein Ravenna und dafür mehr wo anders. Oder wenn aus Thessaloniki wüstest verprägte, bis aufs Kupfer geputze Münzen in der Vitrine liegen, dann hätte man sich diese Kosten und Mühen sparen können.
Ich denke das Konzept als Mischung aus Themen- und Ortsbetrachtung ist bei Byzanz sehr gewinnbringend, dennoch bleiben bei 1000 Jahren groß-europäischer/m Pracht und Alltag etwas zu sehr die Feinheiten/ die Präzision auf der Strecke.
Der Katalog ist mit 32€ sicher nicht überbezahlt, auch wenn nicht alle Fotos überzeugen (ein Urlaubsfoto wird nicht besser, nur, weil es in einem Katalog landet, ein Foto von einem kleinen Gegenstand wird nicht schärfer, wenn ich es großskaliere, die Pixel werden eben größer...); zu den Texten kann ich freilich noch nichts sagen. (Ich würde hier eh gerne mal einen eigenen Thread zur Vorstellung von Literatur aufmachen....)
Es wurden sogar ein paar Gewichte sehr unterschiedlicher Ausprägung gesehen.
Zum Ausstellungsvergleich: M.E. spannenderes, abwechslungsreiches Konzept, teilweise einfach exquisitere Exponate, mehr Video/Computeranimation (immer nett, aber mehr auch oft nicht). München war natürlich stärker monothematisch: das hat Stärken und Schwächen (Dort wurden z.B. die Pilgeramulette erläutert und gewichtig präsentiert, in Bonn liegen eben 10 Stück auf dem Haufen und mann kann nachlesen: oho, aha: Pilgeramulette, irgendwann packte einen in München dann aber halt doch die Langeweile bei so viel Weihegerätschaft).
Gruß Posa
Bei uns gab es übrigens nur Eis und Kuchen für Papa, Frau und Nachwuchs, war ok, in meinem Zitronenkuchen hatten sie wohl die Zitrone vergessen.
Kleiner Nachtrag: Zwei Rezensionen zur Ausstellung:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... allen.html
http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407 ... ntent.html
Spannend, was das wohl für eine Ausstellung geworden wäre, wenn sich jeder (einschließlich mir) hätte etwas wünschen dürfen. Ob die noch jemand hätte sehen wollen?
Ich war jetzt tatsächlich in Bonn. Abgesehen davonn, dass ich eh in der Gegend war, ist es die Reise allemal wert gewesen. Faszinierende Exponate, von denen man viele aus einschlägigen Kultur- oder Kunstgeschichten kennt.
Der Untertitel lautet "Pracht und Alltag", man erwartet also zurecht ein breites Spektrum, bekommt allerdings viel Pracht aber wenig echten Alltag geboten (gute Ausnahme: der Epheseossektor). Ein Problem, an dem m.E. die ganze Byzantinistik leidet; seit die natürlich etwas zu programmlastigen Ostblockforschungen weggefallen sind, ist auf breitenwirksamen Gebiet Byzanz wieder zu einer Kaiser-Gold-Ikonensache geworden. Zugegeben, man weiß eben nicht viel, aber das wäre eben auch Aufgabe einer solchen Ausstellung gewesen, das deutlich(er) zu transportieren.
Klug gemacht ist eine Darstellung auch nach Orten: Was heißt "Byzanz" in Thessaloniki, Chersonesos (fand ich mal besonders spannend, hatte ja weder Bilder noch Ahnung davon), Ravenna, Ephesos,... ? Das Problem dabei war, dass auf dafür knapper Fläche viele Orte präsentiert werden sollen, das heißt im Einzelfall natürlich etwas Sparsamkeit. Und wenn dann Ravenna mit zwei Mosaikfragmentrepliken, einer Kathedrareplik, einer echten Chorschrankenplatte und einem echten Mosaikfragment präsentiert wird, dann wünsche ich mir: lieber kein Ravenna und dafür mehr wo anders. Oder wenn aus Thessaloniki wüstest verprägte, bis aufs Kupfer geputze Münzen in der Vitrine liegen, dann hätte man sich diese Kosten und Mühen sparen können.
Ich denke das Konzept als Mischung aus Themen- und Ortsbetrachtung ist bei Byzanz sehr gewinnbringend, dennoch bleiben bei 1000 Jahren groß-europäischer/m Pracht und Alltag etwas zu sehr die Feinheiten/ die Präzision auf der Strecke.
Der Katalog ist mit 32€ sicher nicht überbezahlt, auch wenn nicht alle Fotos überzeugen (ein Urlaubsfoto wird nicht besser, nur, weil es in einem Katalog landet, ein Foto von einem kleinen Gegenstand wird nicht schärfer, wenn ich es großskaliere, die Pixel werden eben größer...); zu den Texten kann ich freilich noch nichts sagen. (Ich würde hier eh gerne mal einen eigenen Thread zur Vorstellung von Literatur aufmachen....)
Es wurden sogar ein paar Gewichte sehr unterschiedlicher Ausprägung gesehen.
Zum Ausstellungsvergleich: M.E. spannenderes, abwechslungsreiches Konzept, teilweise einfach exquisitere Exponate, mehr Video/Computeranimation (immer nett, aber mehr auch oft nicht). München war natürlich stärker monothematisch: das hat Stärken und Schwächen (Dort wurden z.B. die Pilgeramulette erläutert und gewichtig präsentiert, in Bonn liegen eben 10 Stück auf dem Haufen und mann kann nachlesen: oho, aha: Pilgeramulette, irgendwann packte einen in München dann aber halt doch die Langeweile bei so viel Weihegerätschaft).
Gruß Posa
Bei uns gab es übrigens nur Eis und Kuchen für Papa, Frau und Nachwuchs, war ok, in meinem Zitronenkuchen hatten sie wohl die Zitrone vergessen.
Kleiner Nachtrag: Zwei Rezensionen zur Ausstellung:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... allen.html
http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407 ... ntent.html
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