Ach, da hätt´ich noch drei Fragen betreff...

Münzen des alten Byzanz

Moderator: Wurzel

secundus
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Ach, da hätt´ich noch drei Fragen betreff...

Beitrag von secundus » Mi 04.06.03 00:51

[ externes Bild ]

1) Die Münze gleicht sehr dem Tiberios aus der 3. Folge "Die Umlaufmünzen...", doch will diese merkwürdige Legende nicht dazu passen.
vgl:. http://sjoppich.bei.t-online.de/images/y009.jpg
Die Münzstätte ist ebenfalls Theopolis / Antiochia

[ externes Bild ]

2) Wer verbirgt sich in der Rostlaube aus Nikomedia ?

[ externes Bild ]

3) Welches Kaiserpaar hält hier das Lirum, Labarum oder den Löffelstiel ?


Sind sie nicht wunderschön, die Eine wie die Andere :?:

Gast
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Beitrag von Gast » Di 10.06.03 07:40

@secundus: Hatte ich doch noch nicht :D

von oben nach unten:

MAURICIUS TIBERIUS, Follis, Antiochia, Jahr 5 - Sear BC 532
TIBERIUS II, Follis, Nikomedia, Offizin A, Jahr ???? - Sear BC 440
CONSTANTIN X, Follis, (Constantinopel) - Sear BC 1853

Gruß - petzlaff

secundus
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Beitrag von secundus » Di 10.06.03 14:33

Danke petzlaff !
Kannst Du bitte noch diese merkwürdige Legende von Mauricius Tiberius dechiffrieren. Die ist zwar gut leserlich, macht mir aber keinen Sinn.
Bei wildwinds ist für Sear 532 die Legende " PTINOC ~ ~ TIANTAPPIV" angegeben, auf meiner Münze ist "PITITN ~ ~ LTIARRY " zu lesen.
Was ist das für ein griechischer Buchstabe, der für das Regirungsjahr 5 steht (wie ein Epsilon siet er nicht aus) ?

Gast
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Beitrag von Gast » Di 10.06.03 18:41

@secundus

die Legenden bei dieser Münze sind "verwahrloste" Imitationen der Legenden auf den Folles des Vorgängerkaisers TIBERIUS II. Lediglich im Regierungsjahr 8 ist das Kauderwelsch halbwegs sinnvoll lesbar. Sear führt als Beispiel "PTINOC~~TIANTAPPIV." an, was so etwas wie "TIBERIUS CONSTANTINUS" bedeuten soll. Der syrische Stempelschneider war mit Sicherheit des Lesens und Schreibens der lateinischen Schrift und Sprache nicht mehr mächtig und imitierte einfach die gewohnten Umschriften älterer Münzen. Erst die späteren Ausgaben (ab Jahr UIII / VIII) lauten dann auf D.N.MAUTI.CN.P.AUT oder ähnlich, in einem Mischmasch aus lateinischen und griechischen Buchstaben.

Ich lese übrigens bei Deiner Münze mit viel Fantasie "PITITN~~ATAPPV".

Die Jahreszahl zeigt sich als griechische Schreibweise (U) der lateinischen 5 (V). Das rechts unten etwas eckige U läßt sich übrigens sehr schnell mit der griechischen 6 verwechseln - letztere sieht aus wie eine Sichel, bei der Griff nach unten zeigt oder ein französisches C mit Cedille. Auf byzantinischen Münzen kommen häufig parallel beide Schreibweisen der 6 vor: die griechische in einem Zeichen und die griechisch-lateinische UI (statt VI).

Dass es sich um MAURICIUS handelt erkennt man an der für ihn typischen Krone mit dem "Dreiblatt-Ornament", das in dieser Form bei keinem anderen Kaiser vorkommt.

Gruß - petzlaff

secundus
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Beitrag von secundus » Di 10.06.03 23:51

Hallo petzlaff,

"PITITN~~ATAPPV" kommt hin, wenn man Legende, die zweifelsfrei mit griechischem Pi bei PITITN beginnt, im zweiten Teil lateinisch mit PP statt RhoRho bei ATAPPV buchstabiert.
Zum Glück hat Antiochia 610 dicht gemacht, sonst wären warscheinlich noch arabische Zeichen hinzugekommen. :D

Anastasius
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Beitrag von Anastasius » Di 13.01.04 12:42

@secundus
Zum Glück hat Antiochia 610 dicht gemacht, sonst wären warscheinlich noch arabische Zeichen hinzugekommen.
Du ahnst gar nicht wie Recht Du möglicherweise hast.
Nach neueren Theorien ist die Crew der Prägestätte Antiochia nach der
Eroberung der Stadt durch die Perser mit Sack und Pack nach Caesarea
( heute Israel ) umgezogen und hat dort ( halboffiziell ) weiter produziert.

Diese halboffiziellen "Imitationen" der Heracliuszeit ( nach 610 ) sind Gegenstand
eines sehr spannenden Buches, das demnächst erscheinen wird.
Dazu gegebenenfalls später mehr !
Anastasius

secundus
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Beitrag von secundus » Di 13.01.04 20:52

Findet sich hierfür auch eine Abbildung ?
Bei Coinarchives führt die Eingabe"Heraclius and Caesarea" ins Nirvana.

Anastasius
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Beitrag von Anastasius » Di 13.01.04 23:13

Nein, das sind alles noch inoffizielle Theorien, Gott Sei Dank wissen die Herren Auktionatoren :) :(
noch nicht alles, was wir Sammler so treiben :idea: 8)

Ich suche aber mal bei Gelegenheit mir nach einem Bild.

Gruss
Anastasius

secundus
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Beitrag von secundus » Mi 14.01.04 18:53

all in one:
[ externes Bild ]
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 52&Lot=845

Jerusalem:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 6&Lot=1459

Spanien:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 7&Lot=1429

Gold aus Afrika (kann Jemand aus der Legende etwas Sinnvolles extrahieren ? )
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 6&Lot=1189



Sicherlich wird sich noch einiges an babylonischem Sprachwirrwarr in Alexandria so kurz nach 642 finden lassen.

Gast
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Beitrag von Gast » Mi 14.01.04 19:08

Übrigens ....

... da habe ich doch neulich bei Ebay USA (Herkunft Libanon - eigentlich ein relativ seriöser Anbieter) folgendes Stück gesehen und mich spontan darin verliebt (war ja nicht so teuer) - deswegen liegt es jetzt in meiner Asservatenkammer:

[ externes Bild ]
[ externes Bild ]


Sieht irgendwie echt aus, dieser HERACLIUS: Überprägung CON auf NIKA (Jerusalem Offizin 1) - gab es sowas jemals in dieser Form ???? :roll: ???? (Frage an:) @Anastasius :?:

petzi
Zuletzt geändert von Gast am So 08.02.04 07:27, insgesamt 1-mal geändert.

Anastasius
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Beitrag von Anastasius » Do 15.01.04 10:51

@ secundus:

Die von Dir gezeigten Beispiele sind schon der übernächste Schritt, also Münzen,
die in der Zeit nach der Arabischen Eroberung Syriens ( und Nordafrikas ) entstanden sind.
Die Caesarea-Imitationen datieren zwischen 610 und ca 635

@ petzlaff:

Hier muss ich Dich wohl leider enttäuschen, aber wie kommst Du auf Jerusalem ??

Das ist ein Sear 806 von CON, überprägt auf einem früheren Heraclius von NIC, vermutlich Sear 834

Gruss Anastasius

Gast
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Beitrag von Gast » Do 15.01.04 17:31

@anastasius -

... wegen des NIKA (gibt es als Jerusalem Offizin A).

Ist aber egal und auch keine Enttäuschun: nachdem heute endlich mein neuer DO II eingetrudelt ist (im November bestellt) bin ich auch über meinen "Libanesen" im Bilde :)

petzlaff

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Beitrag von secundus » Do 15.01.04 19:15

Nachtrag zur Rostlaube aus Nikomedia:
Nach petzlaff "Während die Münzen aus dem ersten Regierungsjahr noch das gewohnte lateinische M (bzw. K und I) für die Denomitation der Kupfermünzen trugen..." Kann mein Tiberius II nur aus dem Jahr II/II = 578 stammen. Schräg ins Licht gehalten, kann man auch I?/I? erkennen.

Gast
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Beitrag von Gast » Do 15.01.04 19:29

@secundus

da liegst Du absolut richtig - ich hatte ursprünglich "Jahr ????" geschrieben, weil das auf dem Scan nicht zu erkennen ist.

Manches wird klarer, wenn man es ans Licht hält 8)

@all

Nach eingehender Diskussion erkenne ich meinen "Libanesen" erstens echt und zweitens hat er wohl nichts mit Jerusalem zu tun (dann würde da irgendwo statt "NIKA" "XC NIKA" zu erkennen sein). Stattdessen hat mich Freund Anastasius überzeugt, daß es sich um einen HERACLIUS Sear 806 CONstantinopolis (Offizin 3) überprägt auf HERACLIUS Sear 834 NIKomedia (Offizin 1) handelt.

Die ursprüngliche Prägung stammt aus dem Jahr 3, 4 oder 5 (612-615), die Überprägung aus der Zeit zwischen 616 und 623 a.D.

Gruß - petzlaff

Anastasius
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Beitrag von Anastasius » Fr 16.01.04 14:30

@ secundus:

Noch einmal zum Thema Antiochia Imitationen nach 610:

http://www.tritonauctions.com/coin.asp?ITEM_ID=43880

Gruss
Anastasius

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