was sind eigentlich " SARAZENEN " ???
Verfasst: So 15.06.03 10:11
... da ich gerade aus meiner geliebten Provence zurückkomme, wo ich mich leidenschaftlich gerne in den alten Sarazenen-Nestern ( villages perchées) herumtreibe - komme ich - anlässlich der im vorvorherigen Beitrag genannten byzantinischen ( oströmischen ) Münzstätte Ravenna
hier mal kurz zum Begriff "Sarazenen" - warum?
Wer gerne Provence, Toscana - eigentlich den gesamten Mittelmeerraum - bereist, wird in Reiseführern immer wieder den Begriff "Sarazenen" lesen und meist kann niemand "so genau" drauf antworten - was ist denn das ??
Nun das "dunkle Mittelalter" hat gerade im Mittelmeerraum eine sehr wechselhafte Geschichte: Bedingt durch die wandernden Völker ( alle mußten quasi von Pannonien kommend südlich der Alpen durchziehen) und bedingt durch das Weiterbestehen des Oströmischen Reiches mit seinem Hauptsitz in Byzanz - jedoch mit vielen "Stützpunkten", besonders
wichtigen hafenstädten - wie auch bedingt durch die Hilferufe des damals noch schwächelnden Papsttums an (zunächst) die frühen Frankenkönige
(Merowinger, Pippiniden) - fanden natürlich mannigfache Auseinander-
setzungen im gesamten Mittelmeerraum statt.
Natürlich liest es sich für die Turisten so abenteuerlich, daß die "Sarazenen" seefahrende arabische - maurische - onder sonst nordafrikanische "Seeräuber" waren, die halt die Mittelmeerküste heimge-
sucht und permanent beraubt hätten ... Damit wäre also das Wort "Sarazenen" nichts anderes als ein Überbegriff "undefinierter" mehr oder weniger arabischer bzw. mohammedanischer "Räuberbanden" gewesen ! - Nun - das ist dann ungefähr so, wie man aus allen Germanen
einfach "Barbaren" gemacht hatte ....
Ausser in den wenigen - meist sehr gut befestigten Hafenstädten ( den
Stützpunkten der Byzantiner ) - gab es damals in nahen Hinterland des
Mittelmeers jedoch nicht allzuviel zu "rauben" ... damit werden die "Sarazenendörfer" als "Stützpunkte der Seeräuber" doch eher zum Märchen ...
Es war einfach nicht "opportun" mit Landheeren durch die heißen Lande zu ziehen ( diesen Blödsinn unternahmen dann später erst einige Kreuzfahrer ) ... vielmehr: wer über Schiffe verfügte ( kleine, wendige
Segler mit Ruderunterstützung ) konnte auch mit relativ "kleinen Haufen"
in den unstabilen Regionen viel anrichten ... man denke z.B. an die Nor-
mannen und Bretonen, die auf dieses Weise z.B. Sizilien, Malta ... usw.
vorübergehend erobeern konnten.
Als Karl Martell die Heere der Almohaden (Mauren) in Fankreich zersprengte ( er hat sie nicht "vernichten" können), wichen viele von ihnen
nach Südfrankreich aus - und als Mohammedaner - wurden sie z.T. zu
wichtigen Verstärkungen für das ferne Byzanz; gerade in der Provence, in der Lombardei und der Toscana gehen so viele Gründungen kleinerer
Ortschaften - die alle in typisch arabischer Bauweise auf strategisch
günstigen Hügeln und Bergkanten liegen - auf diese "arabischen Stämme"
zurück; die heute so "malerischen" alten Dörfchen, wurden von ihnen als
quasi "Schutznester" angelegt - und zwar weniger als "Seeräuberstützpunkte" - sondern, eher vergleichbar mit dem ca. 300
Jahre später folgenden "Burgenbau" der "fränkischen" Könige.
War mir also ein Anliegen das Wort "Sarazenen" etwas "geradebiegen" zu dürfen ... es zu entzerren, wie z.B. die " germanischen Barbaren" ....
Und gerade in der Numismatik ... ( vgl. das Beispiel unten ) ist die Vermengung der Kulturen - wenn auch in raren Stücken - immer wieder
zu sehen.
Es freut mich daher ganz besonders, daß Freund Petzlaff hierzu sehr wertvolle Beiträge liefert ... und wer ein Auge dafür hat ... die byzantinischen Münzen erzählen durch ihre "Bilder" ( auch wenn man die
Schrift nicht zu entziffern vermag ) sehr viel über den Wandel der Kulturen
im Mittelmeerraum, den Einfluß insbesondere der Goten und dann auch
des Christentums.
Also, jeder, der mal die schönen "Sarazenendörfer" besucht, mag dabei durchaus auch das "Sarazenengeld" in sein Interesse einbeziehen.
Mit diesem kleinen "Schlenker" - einen schönen Sonntag - heripo
hier mal kurz zum Begriff "Sarazenen" - warum?
Wer gerne Provence, Toscana - eigentlich den gesamten Mittelmeerraum - bereist, wird in Reiseführern immer wieder den Begriff "Sarazenen" lesen und meist kann niemand "so genau" drauf antworten - was ist denn das ??
Nun das "dunkle Mittelalter" hat gerade im Mittelmeerraum eine sehr wechselhafte Geschichte: Bedingt durch die wandernden Völker ( alle mußten quasi von Pannonien kommend südlich der Alpen durchziehen) und bedingt durch das Weiterbestehen des Oströmischen Reiches mit seinem Hauptsitz in Byzanz - jedoch mit vielen "Stützpunkten", besonders
wichtigen hafenstädten - wie auch bedingt durch die Hilferufe des damals noch schwächelnden Papsttums an (zunächst) die frühen Frankenkönige
(Merowinger, Pippiniden) - fanden natürlich mannigfache Auseinander-
setzungen im gesamten Mittelmeerraum statt.
Natürlich liest es sich für die Turisten so abenteuerlich, daß die "Sarazenen" seefahrende arabische - maurische - onder sonst nordafrikanische "Seeräuber" waren, die halt die Mittelmeerküste heimge-
sucht und permanent beraubt hätten ... Damit wäre also das Wort "Sarazenen" nichts anderes als ein Überbegriff "undefinierter" mehr oder weniger arabischer bzw. mohammedanischer "Räuberbanden" gewesen ! - Nun - das ist dann ungefähr so, wie man aus allen Germanen
einfach "Barbaren" gemacht hatte ....
Ausser in den wenigen - meist sehr gut befestigten Hafenstädten ( den
Stützpunkten der Byzantiner ) - gab es damals in nahen Hinterland des
Mittelmeers jedoch nicht allzuviel zu "rauben" ... damit werden die "Sarazenendörfer" als "Stützpunkte der Seeräuber" doch eher zum Märchen ...
Es war einfach nicht "opportun" mit Landheeren durch die heißen Lande zu ziehen ( diesen Blödsinn unternahmen dann später erst einige Kreuzfahrer ) ... vielmehr: wer über Schiffe verfügte ( kleine, wendige
Segler mit Ruderunterstützung ) konnte auch mit relativ "kleinen Haufen"
in den unstabilen Regionen viel anrichten ... man denke z.B. an die Nor-
mannen und Bretonen, die auf dieses Weise z.B. Sizilien, Malta ... usw.
vorübergehend erobeern konnten.
Als Karl Martell die Heere der Almohaden (Mauren) in Fankreich zersprengte ( er hat sie nicht "vernichten" können), wichen viele von ihnen
nach Südfrankreich aus - und als Mohammedaner - wurden sie z.T. zu
wichtigen Verstärkungen für das ferne Byzanz; gerade in der Provence, in der Lombardei und der Toscana gehen so viele Gründungen kleinerer
Ortschaften - die alle in typisch arabischer Bauweise auf strategisch
günstigen Hügeln und Bergkanten liegen - auf diese "arabischen Stämme"
zurück; die heute so "malerischen" alten Dörfchen, wurden von ihnen als
quasi "Schutznester" angelegt - und zwar weniger als "Seeräuberstützpunkte" - sondern, eher vergleichbar mit dem ca. 300
Jahre später folgenden "Burgenbau" der "fränkischen" Könige.
War mir also ein Anliegen das Wort "Sarazenen" etwas "geradebiegen" zu dürfen ... es zu entzerren, wie z.B. die " germanischen Barbaren" ....
Und gerade in der Numismatik ... ( vgl. das Beispiel unten ) ist die Vermengung der Kulturen - wenn auch in raren Stücken - immer wieder
zu sehen.
Es freut mich daher ganz besonders, daß Freund Petzlaff hierzu sehr wertvolle Beiträge liefert ... und wer ein Auge dafür hat ... die byzantinischen Münzen erzählen durch ihre "Bilder" ( auch wenn man die
Schrift nicht zu entziffern vermag ) sehr viel über den Wandel der Kulturen
im Mittelmeerraum, den Einfluß insbesondere der Goten und dann auch
des Christentums.
Also, jeder, der mal die schönen "Sarazenendörfer" besucht, mag dabei durchaus auch das "Sarazenengeld" in sein Interesse einbeziehen.
Mit diesem kleinen "Schlenker" - einen schönen Sonntag - heripo