Hallo MR,
OK, dann werde ich es mal versuchen:
6) Nummer 6 sieht zwar auf den ersten Blick wie eine Schüssel von Kaiser Manuel I. aus, aber ich glaube, dass es sich hier im eine bulgarische Imitation (Typ A) handelt.
Meine Begründung: Ungewöhnlicher Stil, z.B. bei den Gesichtern von Manuel und Maria, 7 Perlen im Kragen des Kaisers und die typischen Sterne auf der Vorderseite, die es zwar auch auf offiziellen Prägungen gibt, die aber besonders häufig bei den Imitationen der bulgarischen Zaren vorkommen.
Vorbild war diese Münze:
Manuel I. (1143-1180)
Billon Aspron Trachy
Konstantinopel
Thronender Christus / Manuel wird von Maria gekrönt
Sear 1966
Der Stil deiner Münze ist allerdings grenzwertig und ich kann mich deshalb evtl. auch irren und es ist doch eine offizielle Prägung Manuels, bei der nur ein Aushilfsstempelschneider seinen Chef vertreten hat.
Solange aber niemand der wirklichen Byzanz-Spezialisten (die anscheinend alle im Urlaub sind) meiner Vermutung widerspricht, würde ich der Schüssel einen bulgarischen Namen geben.
7) Schüssel 7 ist einfacher, obwohl es auch hiervon bulgarische Imitationen gibt:
Isaak II. Angelus (1185-1195)
Billon Aspron Trachy
Konstantinopel
Thronende Jungfrau Maria / Stehender Kaiser mit Kreuzzepter und Akakia
Variante mit Ringel in der Gürtelschnalle
Sear 2003
8 ) Alexius III. (1195-1203)
Billon Aspron Trachy
Konstantinopel
Brustbild Christi / Kaiser und St. Konstantin
Sear 2011-2013
Allerdings vermute ich auch hier eine bulgarische Imitation (Typ C) dieser Münze.
9) Wegen des geringen Durchmessers entweder eine beschnittene Münze des Manuel:
Manuel I. (1143-1180)
Billon Aspron Trachy
Konstantinopel
Thronender Christus / Manuel wird von Maria gekrönt
Sear 1966
Oder es handelt sich auch hier wieder um eine bulgarische Imitation (Typ A) der o.g. Münze. Leider lässt sich nicht so viel erkennen, dass ich sicher sagen könnte, ob byzantinisch oder bulgarisch, aber ich würde eher zu bulgarisch tendieren. Einer der Gründe dafür ist das stark vereinfachte Labarumzepter.
Falls es eine bulgarische Imitation ist, dann wurde sie entweder auf kleinerem Schrötling geprägt oder die Münze wurde beschnitten. Wenn es eine offizielle byzantinische Schüssel ist, dann wurde sie auf jeden Fall beschnitten.
10) Alexius III. (1195-1203)
Billon Aspron Trachy
Konstantinopel
Brustbild Christi / Kaiser und St. Konstantin
Sear 2011-2013
Auch hier mit der Möglichkeit, dass es sich um eine bulgarische Imitation (Typ C) handelt.
Bis auf die Gürtelschnalle des Konstantin sieht die Münze aber relativ offiziell aus.
Die dritte Person, die sich da zwischen Alexius und Konstantin ins Bild drängelt, ist durch den Doppelschlag entstanden.
Wie du sicher gemerkt hast, bin ich mir nicht hundertprozentig sicher, ob ich jeweils richtig zwischen byzantinischer Schüssel und bulgarischer Imitation unterschieden habe.
Manche Imitationen sind leicht zu erkennen, wie z.B. der Pseudo-Manuel, den ich hier vor einiger Zeit vorgestellt hatte:
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... el#p303207
Bei manchen der bulgarischen Imitationen ist es aber ziemlich schwierig, diese als solche zu erkennen - was sicher von den Bulgaren auch so gewollt war.
Ich hätte deshalb auch absolut nichts dagegen und es würde mich auch nicht überraschen, wenn mich die Byzanz-Experten hier im Forum bei der einen oder anderen Münze korrigieren würden.
Diese Imitationen der Schüsseln von Manuel I., Isaak II. und Alexius III. sind ein sehr interessantes, aber auch, wie ich jedenfalls finde, sehr schwieriges Thema.
Endgültig erforscht ist die Prägung dieser Imitationen wohl auch noch nicht. So habe ich in der Fußnote zu einem Artikel von S. Bendall gelesen, dass evtl. auch die Kreuzfahrer für einige der bisher für bulgarisch gehaltenen Imitationen verantwortlich sein könnten. Und die Theorie einer nicht näher bekannten byzantinischen Provinzmünzstätte, in der einige dieser leicht abweichenden Schüsseln entstanden sein könnten, gibt es auch noch.
Viele Grüße
Peter