Fehler bei Bestimmung einer Münze...

Münzen des alten Byzanz

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M. V. Celerinus
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Fehler bei Bestimmung einer Münze...

Beitrag von M. V. Celerinus » Mo 09.01.12 23:21

Guten Abend,

Ich verkaufe ja nun meine Dupletten und überzähligen Münzen bei eBay. Darunter auch diese Münze des Constans II.:
1.JPG
Bei der Bestimmung bezog ich mich auf das Epsilon auf der Vorderseite und ließ das M außer acht. Bezogen habe ich mich bei der Bestimmung, weil ich bei meiner Literatur nichts fand, auf diese Seite ( und natürlich Wildwinds):

http://sammler.com/mz/byzanz.htm

Dort steht unter Wertziffer 5 Nummi = pentanummium = ϵ

Darauf bestimmte ich die Münze so...:

Constans II, Pentanummion Constantinople.

AV: EN TVTO NIKA, Constans, unbearded or with very slight beard, wearing crown and chlamys,
standing facing holding cross and cross on globe

RV: Large m, ANA to left, cross above, NEOS to right, variety of letters below .

Comparable with SB 1005, DOC 64-68.

20mm;3,3Gramm.

Nun bekam ich sogleich folgende Nachricht bei der ich mich ernsthaft frage was das soll? Jemand wirft mir da durch die Blume tatsächlich vor Unseriös zu sein und falsche Münzen zu Verkaufen. Kann man das nicht in einem anderen Tonfall machen? Jeder macht Fehler, selbst die Profis in der Bucht. ...:

Hallo xxxxx,

Das ist kein Pentanummion, sondern ein Follis (großes M). Man kann nicht die Echtheit einer Münze garantieren, wenn man sie falsch beschreibt.
Gruß
xxxxx (ein seriöser Byzanz-Sammler)


Was also habe ich bei der Bestimmung falsch gemacht? Hat ein Epsilon auf der Vorderseite einer Münze keine Bedeutung?

Über eure Ratschläge würde ich mich freuen.

Grüße,

Stephan
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Posa
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Re: Fehler bei Bestimmung einer Münze...

Beitrag von Posa » Di 10.01.12 00:56

Hallo Stephan,

Du kennst das Problem bei ebay: Wenn Du hinschreibst ich verkaufe eine Goldmünze und das Ding ist keine Goldmünze kann die ein findiger Anwalt so lange Feuer unterm Hintern machen, bis Du eine Goldmünze fallen lässt. Das ist die eine Seite.

Die andere Geschichte ist die, dass es kaum eine numismatisches Gebiet gibt, auf dem so viele Falschzuschreibungen bis in die prunkvollsten Kataloge vorkommen wie bei den Byzantinern. Das kann dir jeder seriöse Byzanz-Sammler bestätigen und die meisten profitieren davon. Das entbindet dich natürlich nicht von deiner Aufgabe, die Sachen ordnungsgemäß zu beschreiben. Aber wenn ich Korrekturen anbringen würde, dann bei großen Verkäufern und wichtigen Fragen - und nicht bei einem Kerl, der irgendwie ausmistet.

Die dritte Geschichte ist, dass Du ernsthaft kein Pentamummion des Constans II. anbieten kannst, weil bislang noch keines gefunden wurde. Seriöse Byzanzsammler wissen das auch.

Aber kommen wir zum Punkt: Die Wertangabe findet sich immer hinten und der größte Buchstabe stellt die Wertangabe dar. Da gibt es seltene Ausnahmefälle, gerade bei Constans, bei denen die Prägestätte SC größer als das m ist, aber das kann man vernachlässigen, weil SC keine sinnvolle Wertangabe ist.

In deinem Fall handelt es sich um einen ganzen Follis mit Wertzahl m. Auf deiner Münze steht lauter Zeug, was so aussieht wie CON im unteren Anbschnitt, (A)NN(O) links neben dem m und Lambda Phi Alpha rechts davon. Das kommt so auf keiner regulären Münze von Constans vor. Es handelt sich vielmehr hierbei um einen Arabo-Byzantiner. Also Geld, das in byzantisch geprägten Gebieten unter arabischer oder wechselnder arabisch-byzantinisch-arabischer-... Herrschaft hergestellt wurde um lokale Bedürfnisse zu befriedigen. Im 7.Jahrhundert ging es da an der Levante heiß her. Die Stücke sind nicht selten.

Zu dieser mithin freien Buchstabengestaltung gehört das E auf deiner Münze. Es kann natürlich auch für etwas stehen, dass weiß man aber nicht so genau.

Du wirst dir den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass deine Beschreibung nicht wirklich zur Münze passt. Vielleicht verweist Du in solchen Fällen nächsten einfach auf die Vorrangstellung des Bildes: Gekauft wie gesehen. Das Drama ist jetzt aber nicht groß. Erstens weil ein Penta es Constans eine Sensation wäre und jeder Käufer froh wäre, es zum Preis eines mäßigen/ordentlichen Arabobyzantiners zu bekommen. Zweitens ist deine Münze nach menschlichem Ermessen echt nur eben die Beschreibung ist Quatsch. Du verkaufst die Münze und nicht die Beschreibung. Drittens: Bedanke dich höflich für den freundlichen Hinweis, gelobe Besserung... das kühlt die Gemüter :wink:

Gruß Posa

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Re: Fehler bei Bestimmung einer Münze...

Beitrag von M. V. Celerinus » Do 12.01.12 17:54

Guten Tag,

Vielen Dank für deine Hilfe Posa. Ich habe mich bei den weiteren Auktionen für deinen Rat entschieden und stelle die Münzen nun als Unbestimmt und Ungereinigt (mit Angaben zum Gewicht) in die Bucht, kann also ruhigen Gewissens sein. Einige werde ich mal hier auf dem Marktplatz einstellen der ja doch seit längerem keinerlei Angebote mehr gesehen hat.

Und das Thema Byzanz fängt an mich zu interesssieren, seit ich das Buch Theodora und Justinian vor kurzem gelesen habe. Dazu kam nun dieses nette Lot von Byzantinischen Münzen. Leider habe ich keinen Kontakt zu Sammlern dieser Münzen im Norden bei denen man sich informieren könnte, denn Bücher sind das eine und echte Experten (mit Zeit) das andere.

Viele Grüße,

Stephan
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Re: Fehler bei Bestimmung einer Münze...

Beitrag von Posa » Fr 13.01.12 06:45

Mit einem Bisschen Zeit, Stephan, bekommt man doch recht schnell einen klareren Einblick in die byzantinische Münzprägung, wobei man sicher immer wieder Felder haben wird, bei denen man sich weniger auskennt. Die häufigsten Münzen stammen aus der Zeit zwischen Justinian I und Constans II, dann gibt es noch eine Menge aus den Jahrhunderten 11-12. Damit kennt man sich dann auch am schnellsten aus.

Und zur Kontaktaufnahme kann ich dir sagen: Im Süden sieht es auch nicht besser aus. Das Internet lässt da Distanzen und Himmelsrichtungen ganz schnell relativ werden. Deshalb: Hergezeigt, Fragen gestellt!

Gruß Posa

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