Numismatikforum

Viele Münzen der Spätzeit des Romaion-Reiches, insbesondere die späten Schüsselprägungen lassen sich oft nur aufgrund der bildlichen Darstellung, insbesondere der Kleidung der dargestellten Personen katalogisieren. Das liegt meist auch daran, daß die Legenden aufgrund der Prägetechnik fast nie lesbar sind.
Es insbesondere unerlässlich, ein wenig über die damals üblichen Gewänder und Accessoires Bescheid zu wissen, wenn man sich an das schwierige Gebiet der Schüsselmünzen heranwagt.

Bevor ich mit meinem Aufsatz über die Schüsselmünzen fortfahre, hier einige Grundbegriffe mit Beispielen:

1) Sear 1912 - Gold-HYPERPYRON des ALEXIUS I (reformierte Währung)

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Vorderseite: der thronende Christus trägt als Kleidung:

PALLIUM - langer Hemdrock als Unterkleidung
COLOBIUM - ärmellose Tunika als Obergewand

Accessoires:
NIMBUS - Heiligenschein
GOSPELS - Gebetbuch

Rückseite: Der stehende Kaiser trägt als Kleidung:

DIVITISION - knöchellanges weitärmeliges Untergewand (die Ärmel sind meist länger als die des Obergewandes)
CHLAMYS - Krönungsmantel mit perlenbesetztem Saum (wird über der Schulter mit einer Agraffe befestigt

Accessoires:
LABARUM - Heeresfahne mit dem Christussymbol
GLOBUS CRUCIFER - Reichsapfel

2) Sear 1918 - Billon ASPRON TRACHY des ALEXIUS I (reformierte Währung)

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Der Kaiser auf der Rückseite trägt die CHLAMYS und als Accessoires:

GLOBUS CRUCIFER und ein KREUZ-SZEPTER

3) Sear 1939 - Gold-HYPERPERON des JOHANNES II (1118-1143)

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Rückseite: die stehende Muttergottes (rechts) trägt als Kleidung

PALLIUM - s.o.
MAPHORIUM - langer Schleier zum Bedecken von Kopf und Schultern,

ebenfalls Rückseite: der stehende Kaiser (links) trägt

DIVITISION - s.o.
LOROS - langer, reich bestickter Schal als Obergewand (soll an das Leichentuch CHristi erinnern). Wird auch als KONSULARGEWAND bezeichnet

Accessoires:

LABARUM - s.o.
AKAKIA - mit Staub gefüllter Seidenbeutel (sieht oft wie eine Pergamentrolle aus) - entstanden aus der MAPPA, einem Tuch, das der Kaiser zur Eröffnung von Festlichkeiten oder Spielen fallen ließ.


Darüber hinaus trägt der Kaiser fast immer eine KRONE bzw. wird von einem Heiligen oder einem Mitglied der heiligen Familie gekrönt

Mit diesem Grundrüstzeug ausgestattet, könnt Ihr Euch auf die Fortsetzung meines Beitrages über Byz. Schüsselmünzen freuen. Nächste Woche geht es damit weiter.

Schönes Wochenende - petzlaff

Noch ein (inzwischen korrigierter) Nachtrag:

4) Sear 1975 - MANUEL I - Kupfer-Tetarteron

[ externes Bild ]

Hier trägt der Heilige auf der Vorderseite (St. Georg mit Lockenkopf) das

SAGION - kurzer Militärmantel, der auf der Brust durch eine Spange zusammengehalten wird (oft über beide Schultern zurückgeworfen)

Gruß - petzlaff

...hatte ich es doch geahnt - das ist eine Wissenschaft für sich ... aber - wie ich sehe - eine sehr schöne !

Wer weiß...kommt vielleicht irgendwann wieder in Mode !! Und so ein Sagion und Pallium sind wohl auch nicht übler als Schlaghosen und Plateausohlen !!

Da fällt mir noch ein:

ab dem 14. Jh. wird das DIVITISION auch SAKKOS genannt - SAKKOS soll's ja heute noch geben!

Gruß - petzlaff

Wenn ich mir meinen Sakko so ansehe,könnte der schon aus dem 14.Jh. stammen !!

Ist es sinnvoll eine Tabelle zu erstellen worin für jede Kombination von Kleidungsstücken + Accessoires die infrage kommenden Kaiser aufgelistet werden, oder scheitert das an der Vielfalt ?

@secundus -

so etwas ähnliches habe ich in meinen nächsten Beiträgen vor. Deswegen auch diese kurze Einführung. Mal sehen, ob ich an der Vielfalt scheitere !

Ist auf jeden Fall eine Schweinearbeit.

Gruß - petzlaff

Da scheinst Du eine Expedition ins Terra Incognita wagen. Viel Erfolg und komm heil zurück !

Ich denke wenn man sich wirklich lange und ausdauernd damit beschäftigt und recherchiert, kann das klappen, aber trotdem eine Arbeit Viel Glück!!