Super, Morgoroth !
Die Münze stammt von JUSTIN I. Er wurde im Jahre 450 in Thrakien auf einem Bauernhof geboren und war Zeit seines Lebens ein Analphabet, der weder Lesen noch Schreiben konnte. Trotzdem (vielleicht auch gerade deswegen

) machte er Karriere in der kaiserlichen Garde (den sog. EXCUBITORES) des ANASTASIUS zu Konstantinopel. Obwohl ihm jegliche Bildung, geschweige denn politische Erfahrung fehlte, schaffte er es mit "Bauern"schläue, nach ANASTASIUS, der selbst keinen Nachfolger für den Thron zu Byzanz präsentieren konnte zum Kaiser gekrönt zu werden. Man sagt, daß Bestechung und Manipulation im Spiel gewesen sei.
In seine Regentschaft, die von 518 bis 527 währte brachte er neben seiner barbarischen Erscheinung auch eine Kaiserin mit ein, die er zuvor als Sklavin gekauft hatte.
Vermutlich in weiser Selbsteinschätzung seiner eigenen politischen Unfähigkeit versicherte er sich des Rates seines Neffen JUSTINIAN (der später sein Nachfolger werden sollte). Er war der eigentliche Kopf von JUSTINs Regierung. 527, wenige Monate vor seinem Tod ernannte JUSTIN seinen Neffen zum Nebenkaiser. Die wenigen bekannten Münzen aus der gemeinsamen Regierungszeit werden nur selten angeboten und sind dementsprechend gesucht.
Allgemein wird die Regierungszeit von JUSTIN als die Ouvertüre für die lange Regentschaft des JUSTINIAN angesehen, der bereits unter JUSTIN durch die Schaffung freundschaftlicher Beziehungen zur römischen Kirche die Grundlagen für seine spätere Rückeroberung großer Teile des ehemaligen römischen Westreichs legte.
Die gezeigte Münze ist (erkennbar an dem großen M, dem griechischen Zahlzeichen für 40) ein Follis zu 40 Nummi nach dem Standard der Münzreform des ANASTASIUS. Geprägt wurde er im dritten Offizin der Münze in Konstantinopel. Erkennbar ist dies an dem griechischen Buchstaben "Gamma" (dem griechischen Zahlzeichen für 3), welcher die Offizin angibt und der Münsstättenbezeichnung CON für Konstantinopel "in exerge", also im durch einen Strich abgetrennten unteren Abschnitt des Münzbildes auf der Wertseite.
Die Legende liest sich DNIVSTIN VSPPAVG
Wie bei ANASTASIUS finden sich Sterne neben und ein Kreuz über dem M als Beizeichen. Auch unter JUSTIN gibt es zahlreiche Beizeichenvarianten. So findet man neben Sternen auch Kreuze oder Halbmonde in verschiedenen Stellungen und Kombinationen.
Bei der gezeigten Münze handelt es sich um die Katalognummer Sear 62 (in vielen anderen Katalogen haben übrigens alle Kaiser ihre eigene Nummerierung, die jeweils bei Eins anfängt - im Sear nicht: da geht es von 1 bis 2645 durch).
Weitere Folles (40 Nummi-Münzen) wurden ausser in Konstantinopel auch in THESSALONIKI, NIKOMEDIA, KYZIKUS und ANTIOCHIA geprägt.
Ausserdem gibt es zahlreiche "barbarisierte" Abschläge der Kupfermünzen des JUSTIN I. Vermutlich lassen sich die meisten JUSTIN-Typen mit verwilderten, also orthografisch fehlerhaften Legenden dieser Gruppe zeitgenössischer Nachprägungen zuordnen. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen - bei diesen Prägungen handelt es sich keinesfalls um Fälschungen im heutigen Sinn, sondern um gültiges Geld, welches seinerzeit von Nachbarvölkern benutzt wurde. Die Ähnlichkeit mit den Stabilität verheissenden bekannten Byzantinischen Umlaufmünzen half den "Barbaren", ihre eigene Wirtschaft stabil zu halten.
Auch, wenn ich jetzt gesteinigt werde

: Dasselbe Verfahren ist vom Grundsatz auch heute noch Gang und Gäbe. Man betrachte nur einmal die "inoffiziellen" EURO-Emissionen von Staaten, die nicht der Währungsunion angehören (Vatikan, San Marino, Monaco).
Dann freut Euch auf das nächste Rätsel
petzlaff