Aussergewöhnlicher "Fund"

Münzen des alten Byzanz

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Tejas552
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Aussergewöhnlicher "Fund"

Beitrag von Tejas552 » Mo 28.12.15 20:22

Ich habe kürzlich einen aussergewöhnlichen "Fund" auf Vcoins gemacht (und ihn mir zu Weihnachten geschenkt).
Es ist eine Halbsiliqua im Namen des Anastasius, geprägt in Rom unter Theoderich. Metlich Nr. 42a und 42b.

DN ANASTA SVIS PF AVG // Christogramm -- COM

Die Münze ist extrem selten. Metlich führt zwei Exemplare auf, ansonsten fehlt sie in den meisten Büchern zu den gotischen Münzen. Auf CoinArchives und acsearch ist kein Exemplar verzeichnet und ich habe bisher noch nie eines im Markt gesehen, d.h. das wohl in den letzten 25 Jahren keines aufgetaucht ist.

Gruss
Dirk
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Halbsiliqua

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Posa
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Re: Aussergewöhnlicher "Fund"

Beitrag von Posa » Di 29.12.15 07:19

Aha, das also ist des Rätsels Lösung! Nachdem ich das Stück dem Byzantinisch-Anastasianischen Korpus nicht zuordnen konnte, versuchte ich es entweder als vorreformatorisch oder als falsch einzuordnen. Hat aber beides nicht so recht funktioniert... Als Ostgote klingt das natürlich überzeugender. Großartig, lieber Dirk, meinen Glückwunsch, ein schönes Weihnachtsgeschenk! Passt das Exemplar denn auch von Stil und Stempeln zu den Metlich-Exemplaren? - Der Verkäufer hat ja auch einiges dubiose Zeug im Angebot...

Außerdem zeigt das auch, wie gut deine Völkerwnderungsmünzen hier im byzantinischen Kontext aufgehoben sind - Daher: Danke für den horizonterweiternden Input der letzten Wochen!

Gruß Posa

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Tejas552
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Re: Aussergewöhnlicher "Fund"

Beitrag von Tejas552 » Di 29.12.15 09:07

Hallo Posa,

die Münze ist aus meiner Sicht zweifelsfrei echt. Das Porträt passt hervorragend zum "ostgotischen" Stil, der auch auf den Tremisses und den (sehr seltenen) Semisses zu finden ist. Auch die Legende mit den Buchstaben A (ohne Querbalken) ist völlig überzeugend. Zur Rückseite ist kaum etwas zu sagen - sie setzt die Tradition von Silberprägungen wie sie z.B. unter Libius Severus und Glycerius bekannt ist fort. Der Verkäufer hatte die Münze spekulativ Konstantinopel zugewiesen. Dies ist auf jeden Fall falsch. Allerdings gibt es laut Metlich eine Variante mit CONS, die aber ohne Zweifel auch in Rom geprägt wurde.
Die Halbsiliquae von Theoderich sind alle selten. Die Prägungen aus Rom, Mailand und Pavia sind aber besonders selten, d.h. sie sind im Handel kaum anzutreffen. Ich denke, dass am Anfang der Regierungszeit des Theoderich alle Münzstätten dieses Nominal produziert haben. Allerdings wurde dann aber die Produktion von Silbermünzen schon bald in Ravenna konzentriert. Rom setzte aber die Produktion von Gold- und Bronzemünzen fort. In Mailand wurden weiterhin Viertelsiliquae und natürlich Tremisses ausgeprägt.

Die Münze stammt aus angeblich aus einer "AF Collection". Ich muss noch herausfinden was das für eine Sammlung ist.

Gruss
Dirk

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Anfenger
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Re: Aussergewöhnlicher "Fund"

Beitrag von Anfenger » Di 29.12.15 12:07

Hallo, ich weiß nicht, ob das hier hilft. Auf Wikipedia ist eine Goldmünze abgebildet mit einem auffallend ähnlichen Porträt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Anastasios_I.

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Re: Aussergewöhnlicher "Fund"

Beitrag von Tejas552 » Di 29.12.15 14:01

Es handelt es sich im Wikipedia-Eintrag um einen Tremisses des Anastasius der Münzstätte Konstantinopel. Ein sogenanntes ostgotisches Porträt kannst Du im Link unten (2 Münze von oben) sehen. Das Porträt dort entspricht ziemlich gut dem auf der Halb-Siliqua.

http://www.gold-stater.com/byzantine-coins.htm

Gruss
Dirk

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Re: Aussergewöhnlicher "Fund"

Beitrag von Anfenger » Do 31.12.15 18:50

Danke für den Hinweis, ich stecke da nicht tief genug drin. Seltsam wie ähnlich sie sich sind.

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Re: Aussergewöhnlicher "Fund"

Beitrag von Tejas552 » Fr 01.01.16 11:15

Mich würde interessieren ob hier jemand eine Referenz zu einer solchen Münze hat, die über diejenigen in MIB und Metlich hinausgehen. MIB Nr. 36 zeigt eine Münze, die wiederum aus BMC (British Museum Catalog) übernommen wurde. Metlich zeigt zwei Münzen dieses Typs, Nr. 42a und 42b. Nr. 42b ist MIB Nr. 36 und Nr. 42a wird mit TNRB (Thesaurus Nummorum Romanorum et Byzantinorum) referenziert. Ausser diesen beiden Münzen kann ich kein weiteres Stück in der Literatur finden, weder bei Kraus, Demo, Ratto, Grierson and Blackburn, Garrett-Collection, usw. Der Typ scheint in fast jeder grossen Sammlung zu fehlen

Gruss

Dirk

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