beim stempeln abgerutscht???

Münzen des alten Byzanz

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Automat
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beim stempeln abgerutscht???

Beitrag von Automat » Fr 15.10.04 00:25

Die Münze hat leider eine schlechte Qualität, vielleicht kann mir jemand bei der Bestimmung weiter helfen.
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Wie meint ihr ist so was passiert beim stempeln oder erst später?

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Fr 15.10.04 00:33

Es handelt sich um eine byzantinische Münze. Das Revers zeigt einen Teil eines großen K, vermute ich. Dann würde es sich um einen Halb-Follis handeln.
Die Alternative ist ein großes V. Aber das müßte über das Zentrum hinausgehen und ist deshalb unwahrscheinlich.
Die Vorderseite kann ich nicht zuordnen.

Die Asymmetrie ist natürlich bereits beim Prägen entstanden. Diese kleinen Werte wurde in großer Zahl und in großer Geschwindigkeit geprägt; deshalb ist ihre Qualität oft nicht gut.

Wahrscheinlich findest Du eher bei den Byzantinern die Spezialisten, die Dir helfen können. Dies ist eigentlich nicht mein Sammelgebiet.

Mit freundlichen Grüßen
Omnes vulnerant, ultima necat.

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tournois
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Beitrag von tournois » Fr 15.10.04 03:01

Da es sich eindeutig um einen Byzantiner handelt habe ich das hier mal entsprechend verschoben......
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Beitrag von Gast » Fr 15.10.04 09:01

Das ist ein Halbfollis (Wertbezeichnung "K" = 20 Nummia) des Kaisers MAURICIUS TIBERIUS (582-602).

Die Münze wurde in Thessaloniki (Münzzeichen TES: das S kann man rechts unter dem Wert sehr gut erkennen - eine andere Münzstätte kommt nicht in Frage) im Regierungsjahr XIII = 594/595 in Kupfer geprägt. Die "XIII" ist rechts neben dem "K" zu erkennen. Die "Verprägung" ist nichts Besonderes - eher sogar wertmindernd.

Leider ist die Legende auf dem Avers nicht vollständig lesbar, auch der Name des Kaisers nicht. Trotzdem kommt nur MAURICIUS als Münzherr in Frage. Das Frontalportrait in Münzstätte TES wurde auf Halbfolles mit Regierungsjahr größer 10 sonst nur noch von JUSTINIAN I (527-565) begeben. Bei JUSTINIAN wurde der Jahrgang aber zweizeilig und nicht einzeilig wie bei MAURICIUS ausgepägt.

Ergo:

Sear 508, DOC 85: behelmte Frontalbüste mit kaiserlichen Attributen (z.B. Kreuzglobus); Revers: Wertangabe K, links ANNO, rechts XIII, darunter TES, darüber Kreuz

(das im Dumbarton Oaks Catalogue - DOC - gezeigte Exemplar ist übrigens wesentlich schlechter erhalten !!!)

Gruß - petzlaff

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Beitrag von Gast » Fr 15.10.04 14:14

So, Freunde -

ich habe mir den Scan noch einmal vergrössert und ausführlich zu Gemüte geführt, und bin zu dem Schluß gekommen, daß ich mit meiner ersten Diagnose falsch lag !!! :(

Was mich die ganze Zeit über gestört hat, war die Tatsache, daß die sichtbare Jahreszahl nach unten verrutscht erscheint.

Genauer betrachtet ist die Jahresangabe wohl doch zweizeilig:

XXX
UIII

- das bedeutet, daß wir es hier DOCH mit einem JUSTINIAN I und nicht mit MAURICIUS zu tun haben.

Sear 174, DOC 105: Avers: D:N:JVSTINIANVS PP.AV., behelmte Frontalbüste ...., Revers: K, Anno XXXUIII = Regierungsjahr 38 = 564/565, TES = Thessaloniki.

Damit dürfte das Stück recht selten sein - fragt mich aber bitte nicht, wie selten !!! 8)

petzi

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Beitrag von tournois » Fr 15.10.04 17:02

Kann man die Seltenheit denn wenigstens "in etwa" beziffern??
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Beitrag von Gast » Fr 15.10.04 17:23

Da ist sie wieder, die Gretchenfrage. :D

Na gut - JUSTINIAN prägte während seiner langen Regierungszeit in Thessaloniki nur 4 Jahrgänge (ein weiterer ist umstritten) als Halbfollis, und zwar von 562-565 a.D., ansonsten vorher viele Jahre lang die bekannten 16 Nummia-Stücke ("AISP").

Sear bewertet die Halbfolles geringer als die 16er. Das ist aber völliger Blödsinn - 16er gibt es wie Sand am Meer, während 20er (Halbfolles) kaum zu finden sind.

Ich schätze mal das Verhältnis 16er zu 20er auf 90 zu 10.

Meine persönliche bescheidene Bewertung für Halbfolles (JUSTINIAN I, TES) ist wie folgt:

"sg" - 8 EUR, "s" - 14 EUR, "ss" - >30 EUR

und für 16er:

"sg" - <1 EUR, "s" - 3 EUR, "ss" - 8 EUR

... aber wie es so ist - der Markt für Byzantiner ist gerade derzeit extremen Schwankungen unterworfen. Bei eBay würde das gezeigte Stück, obwohl relativ selten, momentan vermutlich unverkäuflich sein, weil es unansehnlich ist.

Erfahrungsgemäß hat Byzanz regelmäßig in der Weihnachtszeit und um Ostern herum eine Preishype, weil dann christliche oder christlich anmutende Ikonografie mental hoch im Kurs steht.

Die momentane Preis-Baisse ist übrigens optimal, um in die byzantinische Numismatik einzusteigen. Einfach mal bei den diversen Auktionen reinschauen und nur auf Stücke bieten, die eindeutig bestimmbar (Kaiser, Jahrgänge, Münzstätten), und mindestens "s+" sind.

Gruß - petzi
Zuletzt geändert von Gast am Fr 15.10.04 17:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von tournois » Fr 15.10.04 17:26

Wie immer sehr aufschlußreich und detailliert!! :)

Mach aber nicht zu vielen die Nase lang, sonst treibt das auf Dauer auch die Preise in die Höhe!! :mrgreen:
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Beitrag von Automat » Mo 18.10.04 23:49

Danke für die zahlreichen Antworten! Ich habe mir die Münze eben noch ein bischen genauer angeschaut und unter XXX steht CIII.

Gast
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Beitrag von Gast » Di 19.10.04 06:55

Also ich sehe da die griechische Schreibweise der römischen 5 (U), die aussieht, wie ein C mit einem geraden rechten Aufstrich. Rechts daneben noch 3 römische Einser (In dieser Zeile lassen sich oben sehr gut vier Abschlüsse von senkrechten Strichen erkennen.

XXX CIII (mit einem echten "C" = griechisches Zählzeichen für 6) wäre Regierungsjahr 39. Jahr 39 wurde aber nicht in dieser, sondern ausschließlich in lateinischer Form, also XXX UIIII geprägt. Ausserdem müßte das C unten rechts einen senkrechten Abstrich aufweisen (also fast wie ein G), der aber eindeutig nicht vorhanden ist.

Schau bitte noch einmal ganz genau hin.

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Beitrag von Automat » Mi 20.10.04 13:38

Jup, hast recht es ist ein "U". Ich danke dir für deine Hilfe!

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