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Übersezung einer Randschrift

Verfasst: Di 19.01.10 19:33
von Gast
Guten Abend liebe Gemeinde,

ich habe eine Medaille von Friedrich I., König in Preussen, 1689, mit einer Randschrift die ich als Nicht-Lateiner nicht übersetzen kann :oops: .
"Gloria sit Leopolde tibi sit gratia brenno".
Mein Versuch: "Ruhm dir Leopold......(und dann verliessen sie mich).

Könnte mir jemand weiterhelfen?

Verbindlichsten Dank und schönen Abend

GAST

Verfasst: Di 19.01.10 19:38
von KarlAntonMartini
Lieber Gast, nachdem die Jahreszahl 1689 nicht sein kann, könnte auch bei der Inschrift des Randes der eine oder andere Lesefehler vorliegen. "Brenno" sagt mir gar nichts. Zeig doch mal ein Bild der Medaille.

Verfasst: Di 19.01.10 20:18
von Gast
Hallo KAM,
da ich bisher nur das Händlerfoto habe und dieses nicht benutzen möchte (und darf), kann ich sie natürlich näher beschreiben.
Es ist Friedrich III. Kurfürst von Brandenburg, dem späteren Friedrich I. König in Preussen.
Die Rückseite zeigt die Befreiung Bonns, Rheinbergs und Kaiserswerths im Jahre 1689. Silberplattierte Zinnmedaille mit Kupferstift.

Hoffentlich hilft das weiter, recht herzlichen Dank für Deine Bemühungen.

Gast

Verfasst: Di 19.01.10 20:57
von KarlAntonMartini
Ja, so hab ich sie gefunden. Ehre sei Leopold, Ehre sei dir Brennus!
Brennus ist ein Eigenname, das war der Fürst, der Rom erfolgreich belagerte. http://de.wikipedia.org/wiki/Brennus_(4 ... ert_v._Chr.) Wohl als Ehrentitel für Friedrich gedacht. Grüße, KarlAntonMartini

Verfasst: Di 19.01.10 21:10
von Zwerg
Und weil ich diese Medaille sehr schön finde - hier ein Foto der Silbermedaille

Grüße
Zwerg

Verfasst: Di 19.01.10 21:36
von Gast
Nochmals herzlichen Dank an KAM für die Übersetzung und Zwerg fürs zeigen, werde ich auf meiner Karteikarte sofort mit aufnehmen.

P.S.: Da die meinige silberplattiert ist, könnte man auf den ersten Blick meinen auch sie sei aus reinem Silber :lol: , der Blick auf die Randschrift revidiert diesen Eindruck allerdings blitzartig :cry: .Diese in Silber gehört dann zu meinen "Traummedaillen"....
Ich muss Zwerg zustimmen, diese Medaille hat in jeder Hinsicht etwas(künstlerisch wg.Müller, historisch wg.Gründung Königreich Preussen durch Friedrich III. Kurfürst v. Brandenburg bzw. Herzog v. Preussen und Friedrich I. König in Preussen ab 1701, alles in Personalunion! ) und selten ist sie auch noch.

Grüße

Gast

Verfasst: Di 19.01.10 21:55
von Gerhard Schön
KarlAntonMartini hat geschrieben:Wohl als Ehrentitel für Friedrich gedacht.
Hinzu kommt, dass Brennus damals (aufgrund der Namensähnlichkeit) als der mythische Gründervater (416 v. Chr.) von Brandenburg galt.
Gruß,
gs

Verfasst: Mi 20.01.10 18:39
von Pflock
Gerhard Schön hat geschrieben:
KarlAntonMartini hat geschrieben:Wohl als Ehrentitel für Friedrich gedacht.
Hinzu kommt, dass Brennus damals (aufgrund der Namensähnlichkeit) als der mythische Gründervater (416 v. Chr.) von Brandenburg galt.
Gruß,
gs
Das interessiert mich jetzt. Gibt es da eine Internet-Quelle, wo ich das mit dem mythischen Gründervater nachlesen kann? Wikipedia schweigt sich da aus.

Verfasst: Mi 20.01.10 19:25
von Gerhard Schön
Pflock hat geschrieben:Das interessiert mich jetzt.
In der Literatur gibt es einige Hinweise darauf.
http://books.google.de/books?q=brennus%20brandenburg
Gruß,
gs

Verfasst: Mi 20.01.10 19:29
von Gast
Siehe auch hier:
DIE BILDPOLITIK DES PREUßISCHEN KÖNIGSHAUSES
IM 19. JAHRHUNDERT
Zur Ikonographie der preußischen Königin Luise (1776-1810)
in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 60, Köln 1999, S. 231-262

Der Salzinspektor Pilegaard von Frankfurt, ein Mann von wenig Bildung,
aber mit der Sucht beseelt, sich einiges Ansehen zu verschaffen, gab
dem Künstler zu verstehen, wie es seine Absicht sei, dem Andenken der
unvergeßlichen Königin in Frankfurt, seinem Wohnsitze, ein Monument,
ein Epitaphium, Tempel oder Mausoleum zu errichten. Da müsse dann zu
sehen sein die Weltkugel, worauf der Ort ‘Hohenzieritz’ zu bezeichnen, der
Todesengel, die trauernde Borussia und Brennus als Stammvater des brandenburgischen
Hauses und darüber schwebend die Königin.
Nachdem ihm
der Kostenanschlag hievon gemacht wurde, kam er zur Besinnung, ließ aber
seine Invention nicht fahren, und so wurde das wohlfeilste Material, nämlich
der gebrannte Ton, gewählt, in welchem die Ausführung durch den
schon erwähnten sinnreichen Töpfer, Herrn Feiler, recht gut gelang.

Verfasst: Mi 20.01.10 19:38
von Gast
Noch eine bescheidene Frage:
Diese Medaille gibt es auch in Silber, vielleicht auch in Gold(?). Diese gingen dann an Adelige und Vermögende (damals synonym :wink: ).
Wer war der Adressatenkreis für die silberplattierten Zinkmedaillen bzw. reine Zinkmedaillen? Wurden sie käuflich erworben oder waren es Donative?
Gegen Ende des 17.Jhds. waren die allermeisten Menschen sicher mit ihrem überleben beschäftigt und aufgrund ihrer Bildung vielleicht auch eher weniger Kunstsinnig :(

Vielen Dank

Verfasst: Mi 20.01.10 23:15
von klaupo
Der Adressatenkreis war größer als du denkst. Es gab ein gutsituiertes Kaufmanns- und Bürgerttum, und das Sammeln von Münzen und Medaillen war damals in Mode. Häufig war es auch so, daß der Medailleur neben den georderten Mengen in Edelmetall weitere Medaillen auf eigene Rechnung in unedlen Metallen prägen durfte. Die gingen dann an den oben erwähnten Kundenkreis, und der Erlös war sein Gewinn.

Was mich an dieser Medaille interessiert: sie wurde anscheinend mit verschiedenen Stempeln kombiniert und für verschiedene Anlässe verwendet. Ich habe hier eine Replik auf die Wiederherstellung der Diözese Köln - DIOECESIS COLONIEN RESTITVTA - die bei gleichem Jahrgang ein anderes Avers aufweist, und für diese Medaille habe ich noch kein Original gefunden. Weiß hier jemand mehr?

Gruß klaupo

Verfasst: Mi 20.01.10 23:23
von Gerhard Schön
klaupo hat geschrieben:für diese Medaille habe ich noch kein Original gefunden.
Die Bildseite mit Aaron und der Rotte Korah stammt von einer Medaille von Georg Hautsch (1660–1715) auf die Einsetzung von Joseph Clemens von Bayern als Erzbischof von Köln (Bild aus der Auktion Künker 108).
Gruß,
gs

Verfasst: Do 21.01.10 14:37
von klaupo
Hallo Herr Schön,

da konnte ich lange suchen! Der Hersteller der Replik hat anscheinend einen Zwitter produziert, um zwei Ereignisse des Jahres 1689 auf eine Medaille zu bringen. Sie gehört zu einer kleinen Serie seltener Medaillen aus dem Kölner Großraum (incl. Pfalz). Ich finde mein Stück trotzdem interessant, denn es handelt sich bei beiden hier vorgestellten Medaillen um recht teure Stücke. Interessant an der Replik scheint mir noch, daß sie mit Punzen per Hand nummeriert wurde (auf dem linken Bild "21" bei 9h).

Allerbesten Dank!

Gruß klaupo