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von tilos » So 19.05.24 11:12
Es gibt zahlreiche Literatur zu den antiken Versilberungstechniken, auch spezielle Studien zu Plattierungstechniken an subaeraten Münzen (finde ich gerade nicht in meinem elektronischen Bücherschrank).
Einen allgemeiner Überblick über antike Versilberungstechniken findet sich auch in folgender Monographie:
Peter, Markus: Eine Werkstätte zur Herstellung von subaeraten Denaren in Augusta Raurica / von Markus Peter. — Berlin : Mann, 1990
(Studien zu Fundmünzen der Antike ; Bd. 7)
ISBN 3-7861-1596-6
Ich habe mal alle dort diskutierten möglichen Techniken herausgesucht, den Text eingekürzt um die Diskussion des Autors in Bezug der Befunde in der Fundstelle Augusta Raurica bei Basel.
Zitat:
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- Der Schrötling wird zwischen zwei genau zugeschnittene Silberplättchen auf den Unter Stempel gelegt; darauf wird der Ober Stempel angesetzt und die Prägung mit einem Hammerschlag vollzogen.
- Ein noch leicht kugelförmiger Schrötling wird in dünne Silberfolie eingeschlagen, zwischen die Stempel gelegt und geprägt. Die Prägung müßte in diesem Fall durch besonders kräftige Hammerschläge ausgeführt werden, da der Schrötling gleichzeitig flachgeschlagen werden muß.
- Der Schrötling wird mit einer Silberfolie umhüllt, leicht erhitzt und schließlich mit dem Hammer bearbeitet, um eine gute Verbindung zwischen Anima und Pella zu erzielen.
- Bei der Feuerversilberung werden die Schrötlinge mit einem flüssigen Amalgam überzogen; eine leichte Erhitzung lässt das Quecksilber entweichen, zurück bleibt der Silberüberzug.
- Eine weitere Möglichkeit, ist das Aussiedeverfahren, das bekanntlich in der römischen Münzprägung des 3. und 4. Jhs. eine große Rolle gespielt hat. Bei diesem Verfahren werden die Münzen aus einer stark silberhaltigen Kupferlegierung hergestellt; durch Erhitzen und durch Behandlung mit Säure erfolgt eine Silberanreicherung an der Oberfläche.
- Der Schrötling wird erhitzt und in flüssiges Silber eingetaucht. Eine Variante dieser Methode besteht darin, dass nicht reines Silber geschmolzen wird, sondern Silberchlorid; dies hat den Vorteil, dass der Schmelzpunkt bereits bei 455°C erreicht wird.
- Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass der Schrötling zuerst mit einer dünnen Blei- oder Zinnschicht überzogen wird, auf die man Silberfolien bei relativ geringen Temperaturen aufschmilzt.
- Man überzieht den Schrötling mit Hartlot aus einer Silber-Kupfer-Legierung, deren Schmelzpunkt unter jenem von reinem Silber liegt. Darauf werden zwei dünne Silberplättchen so um den Schrötling gelegt, dass sich eine Überlappung ergibt. Durch Erhitzen auf eine Temperatur, die das Hartlot, nicht aber die Silberumhüllung zum Schmelzen bringt, entsteht ein gut haftender Überzug.
- Das gleiche Resultat lässt sich auch ohne die Verwendung von Hartlot erreichen: wenn ein Schrötling direkt mit überlappenden Silberblechen umfasst und anschließend auf eine Temperatur gebracht wird, die über dem eutektischen Punkt des Kupfer- und Silbermischkristalls, aber unter dem Schmelzpunkt des Silbers liegt, zwischen 778°C und 961 °C also, bildet sich ebenfalls eine enge eutektische Verbindung zwischen der Anima und dem Überzug.
- Auf den Schrötling wird ein einigermaßen abgewogenes Stück einer Silberlegierung mit Kupferanteilen, unter Beifügung von Flussmittel, gelegt. Bereits bei einer Temperatur, die unter dem Schmelzpunkt von reinem Silber liegt, verflüssigt sich die Silber-Kupfer-Legierung und legt sich gleichmäßig um den Schrötling.
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- shanxi (So 19.05.24 11:30) • Comthur (So 19.05.24 14:33) • olricus (Di 04.06.24 22:48)