da ist ja inzwischen einiges zusammengekommen



Inzwischen scheint die Diskussion hier auf Tigranes II und den Halleyschen Kometen zu konvergieren, was ich aber, zumindest teilweise, so nicht glauben mag.
Komet oder besternter Palmwedel
Ich glaube immer noch nicht, dass es sich auf den Sternmünzen (diesen Begriff übernehm' ich jetzt

Der Unterschied im Motiv zwischen den Sternmünzen und den Pferdekopfmünzen besteht doch im wesentlichen nur darin, dass bei ersteren auf jeder Seite ein Stern dazugeklebt wurde. Dass dabei der Palmwedel zu einem Kometen mutiert sein soll, halte ich für unplausibel, zumal das Band ja beibehalten wurde. Und an einen Kometen mit bändergeschmücktem Schweif glaube ich nicht.
Allgemein liest man, dass Kometen in der Antike als Unheilsverkünder angesehen wurden, da sie die gleichmäßige Ordnung des Firmaments temporär störten (z.B. hier: http://wiki.astro.com/astrowiki/de/Kome ... ittelalter ), in dem oben zitierten Artikel von Ramsey werden einige Beispiele zitiert. Ramsey schreibt, dass es aus der Antike nur weniger als ein halbes Dutzend positiv interpretierte Kometennennungen gibt, und gesteht zu, dass die meisten davon wohl aus speziellen Interessen in diese Richtung hininterpretiert wurden.
Um dieses Problem zu lösen, schlägt er dann aber ein paar Volten: In der iranischen Denkwelt sei der Komet kein böses Omen (Mithradates stammt zu einem Teil ja aus dieser Welt), also verwendbar gewesen. Mithradates (dem schreibt Ramsey die Sternmünzen zu) wäre aber trotzdem so vorsichtig gewesen, den Kometen nur auf einer kleinen Münze ohne direkt sichtbaren Bezug zu seiner Person abzubilden, ein offenes Kometenbekenntnis hätte damals ein Risiko dargestellt.
Ramsey geht dann noch weiter und leitet aus diesem Kometen im Sternbild Hippos ab, dass Mithradates dies später in einen Pegasos verwandelt habe (der auf seinen Münzen häufig zu finden ist), weil dieser in der griechischen Welt besser vermittelbar gewesen wäre. Mir geht diese Argumentation (die man auch bei einer Zuweisung nach Armenien analog führen müsste) einfach um zu viele Ecken

Ungelöst ist aus meiner Sicht auch die Frage, warum der Komet nur auf einer derart kleinen Münze dargestellt sein soll, noch dazu ohne Legende.
Die Kometen auf den Tigranes-Münzen sind aus meiner Sicht sehr unscheinbar, die haben aber wenigstens kein Band am Schweif

Da die meisten Darstellungen von Tigranes II aber nur einen einfachen Stern auf der Mütze zeigen, und der Komet nur auf den Prägungen vermutlich einer einzigen Prägestätte auftaucht, kann er auch keine staatstragende Bedeutung gehabt haben.
Interessant wäre noch, ob es bei Tigranes zwischen den Sternmützen und den Kometenmützen eine klare chronologische Abfolge gibt. Da hab' ich aber leider nichts gefunden, auch der Gurzadyan-und-Vardanyan-Artikel lässt sich dazu nicht aus

Was den Kometentyp Hippeus bei Plinius betrifft, so ist mein Eindruck nach ein bisschen Googeln (Latein kann ich nicht

"Hippeus" steht auch wohl eher für einen Reiter denn ein Pferd: http://de.academic.ru/dic.nsf/pierer/181720/Hippeus
Herkunft
Die Zweifel an Pontos von divus teile ich.
Die Münzen sind auf eBay als kappadokische verkauft worden, meist zusammen mit anderen, zweifelsfrei kappadokischen (aber zugegebenermaßen auch ganz anderen). Die müssen ja nicht alle aus ein und demselben Fund stammen (da Iulia dies aufgrund der unterschiedlichen Patina angezweifelt hat), dieselbe Region würde genügen. Und was divus "so gehört" hat, sollten wir auch nicht gänzlich außer Acht lassen.
Den bebänderten Palmwedel finden wir auf Münzen aus Eusebeia, aber auch auf solchen aus Armenien. Nicht nur von Tigranes II (hat Iulia schon gezeigt),
http://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=57684
sondern auch bei Tigranes IV (hier aber klar ohne Band):
http://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=49222
http://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=22132
Pferde haben wir bislang sowohl aus Kappadokien als auch aus Armenien gefunden, aber immer vollständige, keine Protomen

Im übrigen stand Kappadokien im ersten Jahrhundert v.Chr. zeitweise sowohl mal unter Einfluss von Pontos als auch von Armenien, da könnten Impulse für unsere Münzen also von beiden Seiten gekommen sein.
Gegenstempel
Ich sehe diese Gegenstempel auch als frontalen Kopf, aber warum das ein Vorläufer des Sterns sein soll, erschließt sich mir nicht

Fazit
Ich glaube nicht an einen Kometen mit Schweif, Kappadokien (unter welcher Herrschaft auch immer) erscheint mir als Herkunftsort noch am wahrscheinlichsten.
Ist insgesamt aber immer noch ein bisschen mager

Da hab' ich jetzt auch eine etwas längliche Textwüste fabriziert, aber es ist ja noch Wochenende

Gruß
Altamura