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Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Mo 19.08.19 21:18
von shanxi
antoninus1 hat geschrieben:
Mo 19.08.19 20:26
Aber wo sind denn die Beiträge? Grübel, grübel... :roll:


Er hat in seinem Posting den Titel/Betreff des Threads zu "Das ist ein verdammt beeindruckendes Stück" geändert. Also jetzt dein Stück, das er offenbar toll findet.. Das geht, macht nur normalerweise keiner.

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Di 20.08.19 23:49
von Denis Kantor
Hallo Münzen Community . Ich sammele schon seid etwa etwa 9 Jahren Münzen aber habe immer Münzen aus dem Deutschen Reich oder aus dem Römischen Reich gesammelt und habe mich erst vor kurzem hier angemeldet . Anfang dieses Jahres habe ich eine günstige Alexander Drachme gesehen und konnte nicht widerstehen so habe ich meinen ersten Griechen bekommen . Hoffe sie gefällt euch . Liebe Grüße Denis

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Mi 21.08.19 10:41
von Homer J. Simpson
Was ist denn das für ein interessantes Beizeichen, ein Berg mit einer Mondsichel obendrauf?
Ich dachte zuerst an den Argaeus, aber der hat meines Wissens keinen Mond obendrauf.
Eine kurze Suche auf acsearch zeigt an der Spitze des Argaeus, in absteigender Häufigkeit:
- gar nichts
- einen Stern
- eine Statue
- sowie jeweils einmal ein Dreieck und einen Kranz.

Homer

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Mi 21.08.19 11:27
von shanxi
Homer J. Simpson hat geschrieben:
Mi 21.08.19 10:41
Was ist denn das für ein interessantes Beizeichen, ein Berg mit einer Mondsichel obendrauf?
Ich hatte ihm im anderen Thread schon geantwortet:

Referenz ist Price 1805. Unter dem Arm ist ein Halbmond, und das leider nicht mehr klar erkennbare Objekt darunter, passt zumindest von der Größe und Form zum Löwenkopf.

http://numismatics.org/pella/id/price.1805

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Sa 26.10.19 21:29
von quinctilius
Parion Drachmen sind ja sehr häufig. Sehr oft sind es allerdings unansehnliche thrakische Imitationen und vom Gewicht eher Hemidrachmen.
Diese (oberste Abb.) dürfte "offiziell sein", ex Vcoins, London Ancient Coins, 11 mm, 3,33 gr.
Ein ähnliches Stück kommt aus dem Asyut Hort um 475 v. Chr.

Einen interessanten Beitrag dazu gibt es hier:

http://digitalhn.blogspot.com/2015/05/a ... to-be.html

VG
Quinctilius

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: So 27.10.19 09:59
von Altamura2
quinctilius hat geschrieben:
Sa 26.10.19 21:29
Einen interessanten Beitrag dazu gibt es hier:

http://digitalhn.blogspot.com/2015/05/a ... to-be.html
Interessant, aber leider auch wieder eine dieser Ankündigungen eines detaillierten Artikels, der dann nie erscheint :? .

Ein bisschen weiter ausgeführt hat Ed Snible seine Ideen dann im Frühjahr diesen Jahres hier: https://www.cointalk.com/threads/starin ... ne.339109/ (man muss ein bisschen runterblättern), demnach stammen die Drachmen mit Gorgoneion und unregelmäßigem Gittermuster aus Olbia am Schwarzen Meer. Schaun wir mal, was da noch kommt :D .

Gruß

Altamura

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: So 27.10.19 11:36
von quinctilius
Danke Altamura. Olbia ist natürlich genauso möglich wie Parion.
Das Hauptverbreitungsgebiet der Drachmen und der späteren Imitationen (Hemidrachmen) war allerdings das südliche Thrakien:

https://books.google.de/books?id=cMcvCg ... ms&f=false

Das Asyut Exemplar zeigt jedenfalls, dass die frühe Datierung 500-475 v. Chr. zutrifft. Es ist auch nicht mehr gerade stempelfrisch und dürfte schon einige Zeit umgelaufen sein. Es lohnt sich auch, die politische Situation in der Region zu betrachten. Thrakien war seit dem Feldzug des Dareios 513 v. Chr. unter persischer Herrschaft. Xerxes I richtete dort in Vorbereitung seines Feldzuges 480 v. Chr. Versorungsstützpunkte ein und hob Truppen aus. (Herodot)

https://books.google.de/books?id=KhiBDw ... ot&f=false

Das diese Herrschaft nicht nur auf dem Papier bestand, zeigen die Ereignisse bei der Rückeroberung Eions am Strymon durch die Griechen.
Möglicherweise lassen sich die frühen "Parion" Drachmen in diesen historischen Kontext einordnen.

VG
Quinctilius

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Mi 06.11.19 09:28
von quinctilius
Eigentlich bin ich ja eher Sammler archaischer Münzen aber die klassischen sind künstlerisch wohl die schönsten. Besonders die italischen Exemplare stechen da hervor. Nicht alle erreichen das Niveau der Tetradrachmen aus Syrakus aber einige sind nah dran. Ein relativ günstiger "Ersatz" sind die Nomoi aus Neapolis dem modernen Neapel. Sie sind nicht selten und das Revers ist häufig dezentriert, so dass man sie häufig für (relativ !) kleines Geld kriegen kann, so wie diese drei Exemplare (Nr. 1 - 3): 2 x ex London Ancient Coins für EUR 120 und 1 x es Numisantique für EUR 200.
Sie sind häufig signiert, so wie meine Exemplare. Das zeigt, dass sie in der Antike als Kunstwerke verstanden wurden.

Die Datierung variiert, die häufigste liegt bei um 300 v. Chr.:

VGL CNG:

https://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=389262

CAMPANIA, Neapolis. Circa 320-300 BC. AR Nomos (18.5mm, 7.26 g, 1h). Head of female right; grape bunch behind neck, ΔIOΦAN[OYΣ] below / Man-headed bull standing right, head facing; above, Nike flying right, crowning him with wreath. Sambon 437; HN Italy 571. Old collection tone, a few marks under tone, compact flan. VF

Nun habe ich daran gewisse Zweifel. Für mich sehen sie stilistisch nicht hellenistisch sondern klassisch aus. Die Tetradrachmen aus Syrakus bilden ja gewissermassen die griechische (Frisuren-) Modeentwicklung von um 500 bis ca. 400 v. Chr. ab und die Exemplare des Parmenides (ca. 413 - 405 v. Chr.) zeigen ein ähnliches Profil. Vgl insbesondere das gelockte Haar am Hinterkopf. Interessanterweise gab es auch einen Stempelsschneider in Neapolis, der seine Werke mit ΠAPME signierte. Ich habe schon überlegt, ob wir es hier mit demselben Künstler zu tun haben, Parmenides ?

Ein interessanter link zu den Münzen aus Neapolis:

https://manfacedbullsar.wordpress.com/neapolis-ii/


VG
Quinctilius

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Do 23.01.20 09:58
von kijach
Diese Woche habe ich mir folgende Münze gekauft:

Zeugitanien
EL Stater (350-310 BC)
Kopf der Tanit n.l. / Pferd n.r.
7,80gr.

Der Verkäufer war so lieb aus Holland Richtung Köln zu fahren für eine persönliche Übergabe :mrgreen:

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Do 23.01.20 14:45
von Altamura2
Sehr schönes Stück, Glückwunsch!

Gruß

Altamura

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Do 23.01.20 20:49
von Numis-Student
Das ich ein RICHTIG hübsches Stück.

Gratulation :-)

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Sa 11.04.20 21:34
von antisto
Nun habe ich mir auch als "Objekt der Begierde" eine archaische El-Trite aus Lydien gegönnt.
Aufgrund meines Finanzbudgets ist es kein Investor-Premiumstück, sondern ein, wie ich finde, durchaus ansehnliches, aber auch abgenutztes Stück mit Geschichte und reichlich Gegenstempeln zu einem vergleichsweise moderaten Preis.
In dem Artikel https://rg.ancients.info/lion/article.html fand ich die Unterscheidung zwischen einem älteren Typ, der (vermutlich unter Alyattes Anfangsjahren um 600 vC) nur kurze Zeit geprägt wurde und dem üblichen und sicherlich ansehnlicheren Typ.
Hauptunterscheidungsmerkmale sind die "Sonne" oberhalb des Auges vom Löwenkopf, die nur beim jüngeren Typ 4 bis 6 Strahlen hat. Außerdem ist die Löwenmähne unterschiedlich "gebürstet", einmal geht sie von der Mitte beidseitig nach oben, einmal nach unten.
Frage: lässt sich trotz der eher starken Abnutzung erkennen, um welchen Typ es sich bei meiner Münze handelt?
(Leider habe ich derzeit nur Bilder vom Auktionshaus zu bieten. Bevor ich mich an dieser Münze haptisch erfreuen kann, muss erst "Corona" vorüberziehen, so dass sie vom Auktionshaus in Wien abgeholt und zu mir ins südöstliche Ruhrgebiet gebracht werden kann. :? )
Die "Sonne" und die Anordnung der Mähne sprechen für mich eher für den älteren 'und selteneren Typ, dieses martialisch anmutenden Gebiss habe ich ansonsten nur bei Varianten des jüngeren Typen entdecken können.
AS

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Mo 13.04.20 12:52
von Altamura2
Da hast Du Dir wirklich ein schönes Teil gegönnt :D , zu einem wirklich sehr vernünftigen Preis 8) .
(Die Nasenwarze erinnert für immer auch sehr gut an die Zeiten, in denen die Münze erworben wurde :wink: .)
Ich mag auch diese Punzen sehr gerne, die in gewisser Weise das "Leben" dieser Münze widerspiegeln (auch wenn wir nicht wissen, wie das ausgesehen hat :? ).

Ich denke aber, es ist die jüngere Variante, also Weidauer Gruppe XVI:
  • Bei der Gruppe XV gehen die Strahlen der Nasenwarze so von der Nase ab, dass es fast wie ein Kreuz aussieht. In Gruppe XVI befindet sich etwas oberhalb der Nase eine kleine Kugel, von der die Strahlen dann abgehen.
    Auf Deiner Münze ist diese Kugel deutlich ausgeprägt, man erkennt auch bereits vier der abgehenden Strahlen.
  • Auf Deiner Münze gehen die Zotteln des Fells V-förmig nach oben (sieht man nicht mehr so gut wegen der Punze). Das ist laut Weidauer aber gerade ein Zeichen der jüngeren Gruppe. Bei der älteren geht es V-förmig nach unten.
  • Diese Zähne finden sich meist nur bei der jüngeren Gruppe XVI, das hast Du ja schon angemerkt. Weidauer geht auf die Zähne aber nicht speziell ein.
Du könntest als Fleißaufgabe noch versuchen, die Punzen auf dem Revers, also die zwei Incusa, auf anderen Münzen wiederzufinden, bei diesen gibt es ja auch Stempelgleichheiten. Das würde die Zeitstellung vielleicht noch weiter klären.

Gruß

Altamura

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Mo 13.04.20 22:42
von antisto
Danke für die Würdigung. :-)
Ich finde dieses Stück auch gerade so, mit seiner Geschichte, richtig ansehnlich.
Ich tendiere auch eher zum jüngeren Typus, also Weidauer XVI.
Dennoch, und das hat mich vor allem zu meiner Anfrage bewogen: Ist das Merkmal der Zotten, die V-förmig nach oben gehen (also wie ein umgekehrtes V), wie bei meiner, nicht gerade ein Merkmal von Weidauer XV? (Ich gehe dabei davon aus, dass die gut sichtbare Zottenhälfte die obere ist, also diejenige näher am Löwenmaul. Die andere Hälfte ist wohl weniger wegen des Gegenstempels kaum erkennbar, als wegen des eher knappen Schrötlings und der Abnutzung.)
Bei Weidauer XVI gehen hingegen die Zotten in der Mitte nach unten (wie ein normales V).
Und die vier Strahlen der „Sonne“ oder „Nase“, die du erwähnst, sehen für mich eher aus wie zwei Kringel/Ringe. Allerdings hat das natürlich mit einem Kreuz wenig zu tun. Und in der Tat: Man könnte daraus auch COR lesen; und so gesehen wäre es wirklich auch künftig eine gute Brücke zur Zeit der Anschaffung (und ganz nebenher als Kompensation für entgangene Wanderurlaubsfreuden in Südosteuropa).
So oder so, ich nehme gerne die Anregung auf und betreibe bei Gelegenheit vergleichende Incusa-Studien.
AS

Re: Der griechische Schaukasten

Verfasst: Di 14.04.20 09:53
von Altamura2
antisto hat geschrieben:
Mo 13.04.20 22:42
... Bei Weidauer XVI gehen hingegen die Zotten in der Mitte nach unten (wie ein normales V). ...
Ich glaube, wir sind uns nicht einig, wo oben und wo unten ist :? .
Nach meinem Verständnis sind die Zotteln der Mähne die Spitzen der Haarbüschel, bei einem aufrecht stehenden V also die zwei Spitzen oben.
Im Weidauer steht bei Gruppe XVI Nummer 86 auch wörtlich (ich hab' das Buch vor mir liegen :D ): "Zotteln des Mähnenkragens V-förmig nach oben."
antisto hat geschrieben:
Mo 13.04.20 22:42
... Und die vier Strahlen der „Sonne“ oder „Nase“, die du erwähnst, sehen für mich eher aus wie zwei Kringel/Ringe. ...
Ja, die scheinen an den Spitzen wieder zusammenzulaufen. Das hab' ich auch nirgendwo anders so gesehen.
antisto hat geschrieben:
Mo 13.04.20 22:42
... Man könnte daraus auch COR lesen; und so gesehen wäre es wirklich auch künftig eine gute Brücke zur Zeit der Anschaffung ...
Ich hab' da eigentlich gar nichts gelesen, mich hat nur die Kugel mit den davon ausgehenden Strahlen an die grafischen Darstellungen des Virus erinnert :D .

Gruß

Altamura