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Saitta-sala, Lydien

Verfasst: Sa 28.06.08 11:27
von gorostiza
In einem kleinen Lot fand ich diese seltene Münze, die zweite für meine Sammlung. Den einzigen Hinweis zu dieser Münze fand ich hier:
Catalogue de la Collection des Medailles Grcques de M. le Chevalier Leopold Walcher de Moltheim, Paris/Wien 1895, kurz „Walcher“ zitiert. Münze Nr. 2693, mit folgender Beschreibung: CAITTHNWN Astre au-dessus d’une demi-lune, dessous globule- - R: CALHNWN Crabe. AE- 30

Leider ist die Münze nicht abgebildet und bis heute habe ich auch kein weiteres Exemplar in der Literatur gefunden. Auch gibt Walcher keine Prägezeit an. Scheinbar ist die Münze doch sehr selten. Mein zweites Stück ist von einem anderen Stempelpaar und leider nicht so schön erhalten wie mein erstes Stück.

Hier die Münze 2 (Foto Nr. 2279)
Lydien, Saitta-Sala, Prägezeit unbekannt.
AE-10 mm, 1.10 gr.
AV: Erdglobus, Mondsichel und Stern untereinander, [..]HOY[...]
RV: Krabbe, [..]NH [...]

Münze 1 (Foto Nr. 2034)
AE-11 mm, 1.09 gr.
AV: Erdglobus, Mondsichel und Stern untereinander, CAI[THNWN]
RV: Krabbe, Legende nicht lesbar

Roland

Verfasst: Sa 28.06.08 13:13
von taurisker
Roland, bin immer wieder von Deinen Winzlingen fasziniert und wie viele ausgesprochen interessante und feine Exemplare Du immer wieder präsentierst!
Salü
Herfried

Verfasst: Sa 28.06.08 16:52
von Pscipio
Ich glaube nicht, dass diese Münzen aus Saitta stammen, sondern würde die Legende vielmehr als KAPPHNΩN oder ähnlich lesen, also Karrhai in Mesopotamien, wo dieser Rückseitentyp bei Provinzialprägungen sehr oft auftaucht.

Vgl. http://www.coinarchives.com/a/results.p ... h+and+mond

Ich vermute, dass es sich bei deinen Exemplaren um pseudo-autonome Teilstücke handelt.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Sa 28.06.08 18:34
von gorostiza
Hallo lieber Pscipio,

das ist ein sehr interessanter Hinweis. Es schien mir auch, dasss die Münze jüngeren Datums ist, sozusagen aus der Römerzeit und wie Du meinst als pseudoautonom herausgegeben. Die Beschreibung im Walcher ist erbärmlich umsomehr er das Stück nicht abbildet!! KARRHNWN kann ich aber auch nirgends klar lesen. So muss die Zuweisung zur einen oder anderen Prägestädte offen bleiben. Eindeutige Stücke vom gleichen Typus habe ich bis heute keine gesehen, auch ISEGRIM gibt anscheinend nichts her. Vielleicht haben da einige Kollegen wie Altamura und Oktavenspringer dort schon recherchiert?
Ich habe diese Kolonialbronzen angeschaut und wirklich kann man fast die selben Rückseiten feststellen - nur eben die Krabbe auf der einen Seite fehlt.
Auf jeden Fall ganz herzlichen Dank für die Hinweise.

Gruss
Roland

Verfasst: Sa 28.06.08 18:42
von gorostiza
Ich habe die Originale nochmals genau unter die Lupe genommen und bei der einen Münze steht eindeutig KAP - PH und den linken Teil des N. Es muss sich also eindeutig um Karrhai, Mesopotamien handeln. Sehr interessante Stücke und anscheinend unpubliziert. Was meinen die anderen Experten dazu?

Verfasst: Sa 28.06.08 20:49
von Altamura
ISEGRIM hilft nicht immer, da hier nur Münzen aus Kleinasien (ohne Alexandergeld) erfasst sind :( .

Ich hab' aber doch noch zwei Fundstellen aufgespürt, die passen könnten:
http://rpc.ashmus.ox.ac.uk/coins/3984/? ... ns=&rno=19
http://rpc.ashmus.ox.ac.uk/coins/9574/? ... rhae&rno=2

Gruß

Altamura

Verfasst: Sa 28.06.08 21:19
von gorostiza
Lieber Altamura, das ist jetzt der definitive Nachweis, dass Carrhae die Pträgestadt ist und wie pscipio schon vermutete es sich um eine autonome Provinzprägung handelt. Ein grosses Kompliment an Deine Künste, im internet schwebend die verücktesten Münzen zu finden. Herzlichen Dank. Ich kann dann in meiner doch recht umfangreichen Bücherei noch weiter recherchieren, wenn ich einen roten Faden habe. Maine Bibliothek kannst Du hier einsehen:
http://www.odophil.ch/numismatik/griech ... ratur.html
çEs ist schon einiges vorhande, einige Titel habe ich infolge meiner Erkrankung noch nicht nachgetragen. Aber das wenige was in der Liste fehlt macht den Braten nicht fetter!

Gruss