Tarkondimotos oder Philopator Unikum ??

Griechische Münzen des Altertums

Moderator: Numis-Student

Laterarius
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Beitrag von Laterarius » Fr 18.12.09 16:26

Hallo,
habe Eure Beiträge erst jetzt zur Kenntnis genommen. Diese hochinteressante Münze habe ich leider auch noch nie gesehen. Das Monogramm lässt sich aber in der Tat sehr gut zu TAP (für Tarkondimotos) auflösen, wie Iulia schon beobachtet hat. Allerdings glaube ich nicht an eine Datierung auf der rechten Seite. Hier neige ich eher dazu, cojobo zu folgen (BA). Auch ich halte es also für sehr gut möglich, ja wahrscheinlich, dass dieses Stück unter den Tarkindomotiden geprägt wurde. In diesem Zusammenhang möchte ich hinweisen auf folgenden recht neuen Aufsatz: N. L. Wright, Anazarbos and the Tarkondimotid kings of Kilikia, Anatolian Studies 58, 2008, 115-125. Auch Wright kennt cojobos Stück zwar nicht, macht aber auf S. 118 auf ein bislang unpubliziertes Stück aus der Sammlung W. G. Sayles mit genau diesem Monogramm aufmerksam. Die Vorderseite zeigt, wie üblich, das Porträt des Tarkondimotos I., die Rückseite, ebenfalls wie üblich, Zeus Nikephoros. Statt der sonst üblichen sehr ausführlichen Legende kürzte dieser Stempelschneider den Königsnamen insofern ab, als er statt der Buchstaben TAPK dieses Monogramm (in waagrechter Form) setzte (abgebildet S. 124 Fig. 4).
Bin übrigens auch von cojobos numismatischer Arbeitsgruppe begeistert.
Beste Grüße
Laterarius

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cojobo
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Beitrag von cojobo » Sa 19.12.09 12:21

Ich bin fasziniert und begeistert.
Danke!!
Und mal wieder meine Hochachtung für die Fachleute hier im Forum.
Beste Grüße
cojobo

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Beitrag von Iulia » Sa 19.12.09 14:45

Hallo cojobo,
Danke für die Blumen! Bestimmungen von Incerti sind eine wunderbare Herausforderung!
Um vielleicht die Unsicherheit, was die rechten Buchstaben betrifft, zu beseitigen, könnten neue, möglichst große Ausschnittsfotos mit anderer Beleuchtung helfen. Die Lichtquelle müsste mehr oben liegen, um eine eventuelle Querhaste des Lambda herauszuarbeiten. Ideal wäre es, wenn ihr noch drei Fotos macht und dabei die Lichtquelle leicht variierend auf 10, 12 und 2 Uhr zur Münze hin ausrichtet. Hoffe, das macht nicht zu viel Arbeit!
Viele Grüße,
Iulia

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Beitrag von cojobo » Sa 19.12.09 17:32

Hallo Iulia,
gute Idee!
Ich habe mal 4 verschiedene Fotos mit unterschiedlichen Beleuchtungen gemacht. Ich weiß aber nicht, ob die wirklich weiterhelfen.
Im Monogramm hat der Querstrich im A einen deutlichen Bogen nach unten. Den sehe ich im BA bzw. B-Lambda nicht. Aber muss das was heißen? Der Buchstabe geht ohnehin in den Rand der Münze über ....
Beste Grüße
cojobo
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Laterarius
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Beitrag von Laterarius » Sa 19.12.09 18:27

Hallo,
auf den Detailfotos sieht der fragliche Buchstabe eher wie ein Lamda aus. Eine gesicherte Lesung ist das freilich auch nicht. Kleine Querhasten wurden schon bei der Ausprägung gelegentlich "geschluckt". Sie konnten auch leicht wegkorrodieren. Ein gesichertes Lamda wäre aber sehr interessant; denn das erwähnte Delta Lamda auf der Münze des Philopator wäre dann wohl eindeutig als Datierung zu identifizieren (was bisher wegen der Singularität nicht der Fall ist). Die Autoren des RPC gehen darauf nicht ein, Wright schreibt S. 118: "probable date".
Beste Grüße
Laterarius

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Beitrag von Iulia » Sa 19.12.09 22:20

Hallo cojobo,
die Fotos sind sehr aussagefähig, vielen Dank! Der Buchstabe sieht, wie ich schon anfangs vermutete, tatsächlich wie ein Lambda aus. Wir müssen bei der Lesung nach der größeren Wahrscheinlichkeit gehen: Wenn ein Delta Lambda auf einer Philopator Bronze existiert, dann wird es sich auf cojobos Schulmünze eher um ein Beta Lambda und damit um ein Datum handeln als um ein verstümmeltes BA (Ist solch eine Abkürzung für Basileus überhaupt im 1. Jh. v. Chr. nachweisbar?) Nach welcher Ära wird hier datiert, der Aktischen? Spannende Münze, die sich zu publizieren lohnt!
Viele Grüße,
Julia

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Beitrag von Laterarius » Sa 19.12.09 23:05

Hallo,
die Abkürzung BA (für Basileus) gibt es sogar noch im 1. Jh. n. Chr., z.B. fast durchgehend in der Münzprägung des römischen Klientelkönigs Agrippa II. (Judaea): RPC II 2243ff. Wright geht auf mögliche Ären ein. Als Ärenbeginn zieht er etwa das Jahr 20 v.Chr. in Erwägung (Anerkennung als Herrscher), diskutiert aber auch andere. Das müsste aber natürlich alles überprüft werden.
Beste Grüße
Laterarius

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Beitrag von Laterarius » So 20.12.09 08:37

Nachtrag: Da diese hochinteressante Münze im Moment sehr viel mehr Fragen aufwirft als wir ohne großen Zeitaufwand beantworten können, mache ich einen konstruktiven Vorschlag. Wir sind uns, glaube ich, einig, dass diese Bronze publiziert werden sollte. Für die Schüler wäre es großartig, wenn sie und cojobo federführend sein könnten (wäre sicher im Sinne der Schule). Iulia und ich könnten die Publikation als sachkundige (wissenschaftliche) Berater begleiten. Eiverstanden? Andere Vorschläge?
Beste Grüße
Laterarius

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Beitrag von cojobo » So 20.12.09 09:29

Ich komme aus dem Staunen nicht heraus. Ich muss allerdings zugeben und zu bedenken gaben, dass ich absolut keine Ahnung habe, wo und wie man so etwas publiziert. Wir hier sind (natürlich erst nach den Weihnachtsferien) gern zu jeder Hilfe bereit.
Beste Grüße
cojobo

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Beitrag von Iulia » So 20.12.09 12:42

Hallo cojobo und Laterarius.
ich werde euch morgen, wenn ich mehr Zeit dazu habe, in persönlichen Nachrichten Vorschläge senden.
Für heute wünsche ich allen einen schönen 4. Advent!
Viele Grüße von
Iulia

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Beitrag von Laterarius » So 20.12.09 16:37

Hallo cojobo und Iulia,
eine gute Idee Iulia; denn heute ist Advent angesagt. Wünsche Euch auch für den letzten Adventsonntag alles Gute.
Viele Grüße
Laterarius

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Beitrag von Altamura » Mi 23.12.09 07:58

Hallo zusammen,

das hat sich ja jetzt sehr spannend entwickelt, auf die Veröffentlichung freue ich mich jetzt schon.

Ganz zu Beginn hatte ich auch mal ein bisschen gesucht, bin aber kläglich gescheitert. Ich hab' nichtmal einen Adler mit Schal gefunden (von dem ich jetzt weiß, dass es ein Diademband ist :wink:), keinen einzigen.
Ist das auf Münzen so selten? Oder hab' ich da nur nicht richtig hingeschaut?

Gruß

Altamura

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Beitrag von Laterarius » Mi 23.12.09 08:31

Hallo Altamura,
bei der Kälte gönnt man auch einem Adler einen Schal! Aber, Scherz beiseite, ich kenne sonst keinen Adler mit Diadem. Das ist in der Tat aufregend. Häufig stehen Adler auf Kränzen (gebildet aus Zweigen unterschiedlicher Art), Blitzen und dergleichen.
Beste Grüße
Laterarius

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Beitrag von Peter43 » Mi 23.12.09 23:30

Mit den offenen Flügeln könnte der Adler ja auch fliegen und das Diadem oder die Taenie jemandem bringen.

Mit freund
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Antonian » Fr 01.01.10 13:32

Ein Gutes Neues Jahr wünsche ich Euch allen

Ist Euch diese Münze schon aufgefallen. Noch ein Unikum.
Gruss
Antonian

http://cgi.ebay.de/TARKONDIMOTOS-Zeus-A ... 45f01b1440
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