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Dionysos Kelten oder Maroneia - Stempelgleichheit?

Verfasst: Mi 25.01.12 19:54
von antisto
Ich habe mir vor 1 1/2 Jahren bei Lanz eine keltische Tetradrachme aus Maroneia gegönnt, sozusagen mein Einstieg in die wundervolle Welt der antiken Numismatik.
Nun entdecke ich ebenfalls bei Lanz eine Tetradrachme mit dem gleich Motiv, das dieser verblüffend ähnlich sieht. Sicherlich ist die Münze schlechter erhalten, aber zumindest was das Portrait des Dionysos angeht, sind die Übereinstimmungen mehr als bemerkenswert, auch wenn ich nicht von Stempelgleichheit sprechen würde.
Lanz ordnet diese Münze den keltischen Imitationen zu... :?: :?: :?:
Hat jemand eine Idee???
AS

Re: Dionysos Kelten oder Maroneia - Stempelgleichheit?

Verfasst: Mi 25.01.12 19:57
von antisto

Re: Dionysos Kelten oder Maroneia - Stempelgleichheit?

Verfasst: Mi 25.01.12 21:29
von Altamura
antisto hat geschrieben:... Hat jemand eine Idee???
Zu was denn eigentlich? Das hab' ich nicht begriffen 8O .

Für stempelgleich halte ich die zwei Münzen nicht, weder vorne noch hinten. Die Nasen scheinen mir beispielsweise unterschiedlich lang zu sein.
Da die Münzen aus etwas unterschiedlicher Perspektive und mit verschiedener Beleuchtung fotografiert sind, ist das aber nicht ganz einfach zu beurteilen.

Diese Tetradrachmen aus Maroneia sind eng mit denjenigen aus Thasos verwandt. Zu letzteren gibt es die Theorie (mit dem Anspruch, dass die dann auch für Maroneia gilt), dass sie größtenteils unter römischer Herrschaft geprägt wurden, eventuell nicht einmal in Thasos selbst. Daher wird teilweise auch nur noch "Tetradrachmen des thasischen Typs" gesprochen. Die Prägung wurde mit der Zeit (eigentlich relativ schnell) stilistisch immer schlechter, so dass es schwerfällt, die genaue Linie zwischen schlechtem "Original" und guter keltischer Nachahmung zu ziehen. Das Verbreitungsgebiert dieser Münzen war vor allem das heutige Bulgarien und das südliche Rumänien.
Meine Weisheiten dazu stammen überwiegend aus diesen Artikeln:
http://kbr.academia.edu/FrancoisdeCalla ... ._av._J.-C
http://paris-sorbonne.academia.edu/Oliv ... _NOTRE_ERE
http://paris-sorbonne.academia.edu/Oliv ... ert_v._Chr
Die ersten beiden sind auf Französisch, der letzte auf Deutsch.

Gruß

Altamura

Re: Dionysos Kelten oder Maroneia - Stempelgleichheit?

Verfasst: Do 26.01.12 15:16
von antisto
Vielen Dank für die Literaturempfehlung und die gute Zusammenfassung (bei den ersten beiden Quellenangaben wäre ich bereits rein sprachlich "auf dem Schlauch" gewesen). :(
Was die Porträtseite angeht, bin ich mir dennoch nach wie vor nicht sicher, ob nicht doch von Stempelgleichheit auszugehen ist. Die unterschiedliche Nasenlänge ergibt sich wohl aus dem Doppelschlag bei meiner Münze. Ich habe viele Maroneia-Dionysos-Portraits gesehen, doch bislang noch keines, bei dem die Gesichtszüge eine derart frappierende Ähnlichkeit aufweisen. Und manche vermeintlichen Unterschiede ließen sich vielleicht dadurch erklären, dass meine Münze eine starke Wölbung aufweist.
Viele Grüße,
AS

Re: Dionysos Kelten oder Maroneia - Stempelgleichheit?

Verfasst: Sa 28.01.12 07:25
von Antonian
Stempelgleichheit der Vorderseite liegt meiner Meinung nach nicht vor. Du brauchst doch nur die Ausformung der Locken am Hals zu betrachten. Ist doch völlig anders. Vielleicht war der gleiche Stempelschneider am Werk, das könnte die Ähnlichkeit der Portraits genauso erklären.
Gruß
Antonian

Re: Dionysos Kelten oder Maroneia - Stempelgleichheit?

Verfasst: Mo 30.01.12 15:15
von antisto
Ja, das könnte eine Erklärung sein - der selbe Stempelschneider. Denn der Gesichtsausdruck ist verblüffend ähnlich und unterscheidet sich dabei deutlich von anderen "Dionysoi".
Danke für eure Beiträge,
AS

Re: Dionysos Kelten oder Maroneia - Stempelgleichheit?

Verfasst: Mo 30.01.12 17:12
von Pscipio
Antonian hat geschrieben:Stempelgleichheit der Vorderseite liegt meiner Meinung nach nicht vor. Du brauchst doch nur die Ausformung der Locken am Hals zu betrachten. Ist doch völlig anders.n
Ich halte die Vorderseiten auch nicht für stempelgleich, aber die andere Ausformung der Locken am Hals ist auf die Prägeschwäche beim einen Stück zurück zu führen.

Gruss, Pscipio