Fette Ferkel aus Eleusis ?

Griechische Münzen des Altertums

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Antonian
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Re: Fette Ferkel aus Eleusis ?

Beitrag von Antonian » Mo 27.02.12 21:15

Besten Dank Altamura für den reparierten Link
Antonian
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Iulia
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Re: Fette Ferkel aus Eleusis ?

Beitrag von Iulia » Mo 21.05.12 19:58

Hallo cojobo,
Nun bin ich endlich dazu gekommen, Margaret Thompson; Coins for the Eleusinia, in: Hesperia 11, Issue 3, 1942 zu lesen. Der Aufsatz ist so gut und aufschlussreich, dass ich hier, wie oben schon versprochen, eine Zusammenfassung schreibe, damit sich die Besitzer dieses besonderen Münztyps noch mehr daran erfreuen können.
Obwohl der Aufsatz schon 70 Jahre alt ist, scheinen sich Thompsons Erkenntnisse leider bei den heutigen Münzbeschreibungen immer noch nicht durchgesetzt zu haben, sowohl was die Prägestättenzuweisung, als auch was die Datierung betrifft. Wie ich schon oben selbst vermutet habe, sind auch nach Meinung Thompsons alle Bronzen des Triptolemos/Ferkel –Typs, sowohl diejenigen mit der EΛEUΣI- als auch diejenigen mit der AΘE- Legende in Athen geprägt worden. Abgesehen von den Kriterien des gleichen Stils und der ähnlichen Metallzusammensetzung zu den zeitgleichen Athener Bronzeprägungen halte ich ihr Hauptargument für schlagend, dass ein hybrider Typ existiert, bei dem offenbar versehentlich die Triptolemos Vorderseite mit dem Athener Reverstyp der zwei sich gegenüberstehenden Eulen kombiniert wurde. Ein weiteres Unikum zeigt auf dem Avers AΘE über dem Ferkel und auf dem Revers EΛE neben einem Bakchos. Schon Babelon hat diese Münzen für Athener Festprägungen gehalten, die wohl alle 4 Jahre anlässlich der großen Eleusinischen Mysterienfeiern geprägt wurden. Die abgekürzte Münzlegende EΛEUΣI möchte Thompson deshalb nicht zu EΛEUΣINIΩN = Prägung der Eleusiner, sondern eher zu EΛEUΣINIA = die Eleusinischen Mysterien ergänzen. Eine Bestätigung dieser Annahme findet sie in einer römischen Provinzialbronze Athens mit der Aufschrift EΛEUΣINIA.
Die Einführung dieser Athener Festprägungen schreibt Thompson dem Athener Staatsmann Lykurg zu, der mit einem religiösen Erneuerungsprogramm die Position Athens gegenüber den Makedonen stärken wollte. Die Prägungen mit der EΛEUΣI Legende legt Thompson als Gruppe I auf die Zeit zwischen 335 und 295 v. Chr. Die ungefähr 11 verschiedenen Symbole im Reversabschnitt könnten den einzelnen in diesem Zeitraum gefeierten Mysterien entsprechen.
Warum wurden nicht alle Festprägungen mit dieser Legende geprägt? Die Prägungen mit einer AΘE Legende sind wesentlich seltener: das Mengenverhältnis zu den Prägungen mit der Legende EΛEUΣI beträgt 1:14. Thompson glaubt, dass diese Stücke (ihre Gruppe II) nur für eine Mysterienfeier, die im Zeitraum zwischen 294-288 v. Chr. gelegen haben muss, geprägt wurden, als Athen von den Truppen des Demetrios Poliorketes belagert wurde und das 20 km entfernte Eleusis bereits erobert und nicht mehr zu erreichen war. Die Feier wurde wohl stattdessen in Athen abgehalten.
Als Gruppe III bezeichnet Thompson den EΛEUΣI Typ mit einem Ährenkranz um die Reversdarstellung und legt ihn auf 287-263 v. Chr. (Diesen Typ hat Antonian hier im Forum vorgestellt.) Auf dem Avers kann sowohl Triptolemos als auch Demeter dargestellt sein. 288 v. Chr. haben die Athener die makedonischen Truppen besiegt und aus Attika vertrieben. Auf diesen Sieg bezieht sich wahrscheinlich der Ährenkranz.
Die Prägungen für die Eleusinischen Festspiele wurden noch bis 30 v. Chr. weiter geprägt (Thompson Gruppe IV und V), wobei bei den letzten Gruppen auf der Vorderseite eher ein Demeterkopf erscheint.
Noch einmal auf den Punkt gebracht: Eleusis war nach Meinung Thompsons nie eine Münzstätte.
Beste Grüße von
Iulia

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Re: Fette Ferkel aus Eleusis ?

Beitrag von cojobo » Di 22.05.12 18:48

Hallo Iulia,
ich bin sehr dankbar für diese ausführliche und gründliche Analyse. Das bringt einen wirklich logisch durchgehenden Faden in diese wunderbar abenteuerliche Geschichte. Ich hoffe, dass ich sie auch entsprechend für unsere Münzenpräsentation auswerten kann.
Mit allerbesten Grüßen
cojobo

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Re: Fette Ferkel aus Eleusis ?

Beitrag von Antonian » Mi 23.05.12 21:56

Besten Dank Julia für diese ausführlichen Informationen.
Viele Grüße
Antonian
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