Nachdem ich wieder aktionsfähig bin, bin ich Chandra natürlich noch eine Antwort schuldig
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Chandragupta hat geschrieben:... In Klassischer Zeit (also vor dem Aufkommen von Herrscherbildern auf griech. Münzen) "besiegelte" die jeweilige Polis mit ihrem gängigen Wappen die Echtheit der Münzen. Das war oft das Bild einer lokal wichtigen Gottheit und/oder ihr Wappentier/heilige Pflanze. Nicht ohne Grund waren die Münzstätten häufig auch in bzw. nahe bei Tempeln untergebracht ...
Das geb' ich gerne zu, dass in der Antike die Menschen ein "dichteres" Verhältnis zu ihren Göttern hatten, als das heute der Fall ist. Die Tempel spielten, soweit ich weiß, auch nicht nur eine religiöse Rolle, sondern zudem in hohem Maße eine wirtschaftliche. Die klare Trennung zwischen Kirche und Staat gab es wohl nicht. Viel weiß ich da aber nicht darüber
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"Falschbeurkundung" - also die Verwendung eines täuschend ähnlichen Bildes auf unechtem Material - wird deshalb juristisch wohl schon recht vordergründig als Religionsfrevel gesehen worden sein: "Entweihung des
heiligen Siegels der Gottheit durch Unberechtigte." Das hatte dann zum einen keine "Heiligkeit" mehr an sich - zum anderen konnte man sich damit bei der Begründung für eine Bestrafung einfach auf Höhere Autoritäten[tm] berufen, statt lediglich schnöde Wirtschaftsinteressen geltend machen zu müssen...
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Wenn man das so sieht, dann wirft das aber weitere Fragen auf:
Darf ich ein heiliges Götterbildnis dann einfach zu meinem gebrauchten Taschentuch oder ähnlich Appetitlichem in die Hosentasche stecken (ich hab' Heuschnupfen, ich weiß, wie sowas aussehen kann
)?
Was, wenn ich eines der Götterbildnisse irgendwo im Dreck verliere? Oder ist ein Götterbildnis auf einem winzigen Tetartemorion nicht schon an sich eine Beleidigung?
Ich glaube, die alten Griechen werden das mit der Heiligkeit numismatischer Götterbildnisse schon auf Alltagstauglichkeit herunterinterpretiert haben, aber auch dies ist Spekulation meinerseits.
... Wo auf guthaltigen Stücken der Prüfhieb dennoch auf dem Avers ist, gehe ich davon aus, daß DIESE Manipulation dann außerhalb Athens erfolgt ist. Dito die zahlreichen Gegenstempelungen...
Um das zu untermauern, müsste man vielleicht mal schauen, ob sich die Prüfhiebe in Hortfunden aus der Umgebung Athens von solchen aus ganz anderen Gegenden unterscheiden. Ob das so ist, weiß ich aber nicht.
... a) BEIDE sind sie auf dem Avers gegengestempelt bzw. mit Prüfhieb versehen; und die Gegenstempel sind aramäische Buchstaben bzw. Symbole: Damit ist natürlich klar, daß die an diesen konkreten Stücken vorgenommenen Prüfungen/Gegenstempelungen nichts mit dem o.g. Athener Münzgesetz zu tun haben. ...
Sehe ich auch so.
... b) Diese Münzen sind m.E. auch stilistisch recht sicher östlich (ich vermute mal: achämenidische Nachbauten). Die werden also Athen ggf. nicht mal von Ferne gesehen haben...
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Das ist aus meiner Sicht noch nicht ausgemacht. Es gab da in den letzten Jahren einige Diskussionen, ob die ehemals als ägyptische Imitationen betrachteten Stücke nicht vielleicht doch aus Athen stammen.
Es gibt dazu einige Artikel von Christophe Flament in der Revue Belge de Numismatique und anderwo sowie allerlei Reaktionen darauf. Da bin ich aber noch nicht durch
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Ich bleibe aber bei dem, was ich oben schonmal gesagt habe: Die Münzen von Numis-Student sind derart abgenutzt, dass Aussagen zum Stil nur schwer möglich sind.
Wenn ich mehr erfahren habe, dann meld' ich mich wieder
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Gruß
Altamura