Auch einen schönen Abend Quinctilius!
quinctilius hat geschrieben:Eine weitere Vermutung von mir - natürlich auch nur eine Annahme aber ich denke nicht so ganz aus der Luft gegriffen:
Pfeiler vergleicht den Löwenkopf im Profil auf den 12tel Statern zu Recht mit denen auf den "Kroisos Statern".
Schwierig, finde ich. Der Löwenkopf auf den Kroisos-Stateren ist meiner Auffassung nach sehr verschieden - aber natürlich haben sie auch Ähnlichkeiten, sind beides Löwen...

Also da eine stärkere Verbindung herzustellen erscheint mir fraglich. Nichtsdestotrotz könnte eine zeitliche Parallelität vorliegen.
quinctilius hat geschrieben:Diese Stücke werden heute überwiegend als posthume Prägungen gesehen, da sie dem persischen Gewichtsstandard entsprechen (Doppelsigloi). Eine gängige Datierung dieser Stücke lautet ca. 546 - 520, so z.B. hier bei Lanz:
http://www.acsearch.info/record.html?id=623687
Das ist etwas, was ich ehrlich gesagt noch nie wirklich verstanden habe, bzw. es konnte mir noch niemand schlüssig erklären, wie die lydischen und die persischen Kroisos-Typen auseinander gehalten werden sollen. Dass es zwei Gewichtsstandards gibt, ist bekannt, dass sie zu verschiedenen Datierungen führen, ist mir neu. Ich dachte, die Unterscheidung basiert auf stilistischen Argumenten/Differenzen (und danach sollte das Lanz-Stück eigentlich ein frühes, vor-persisches sein). Und selbst wenn es zuträfe, ist die Datierung wieder so ein Problem...
quinctilius hat geschrieben:...da sie dem persischen Gewichtsstandard entsprechen (Doppelsigloi).
Welchen persischen Gewichtsstandard gab es vor den Kroisos-Emissionen? Die Sigloi folgen doch dem lydischen, so hatte ich es zumindest im Kopf. Es gilt doch als communis opinio, dass die persischen Sigloi in Sardeis geprägt wurden, insofern sind sie nach der Eroberung des Lyderreiches entstanden.
quinctilius hat geschrieben:Das ist etwa der Zeitraum in den Pfeiler und Becker die Entstehung der 12tel Stater setzen. Liegt die von Divus präsentierte seltene Serie VOR diesem Zeitraum ? Ich vermute das.
Die Massenprägung der 12tel Stater begann m.E. zeitgleich mit den "persischen" Kroisos Statern, wie ich vermute durch einen sprunghaft gestiegenen Kleingeldbedarf nach der Besetzung Ioniens durch die Perser (Aufrüstung, Anwerbung von Söldnern o.ä.) Das setzte sich dann bis zum Ende des Ionischen Aufstandes fort (494 v. Chr.)
Wie gesagt, ich würde die lydischen oder persischen Prägungen nicht zur Datierung heranziehen wollen, solange diese nicht sicher datiert sind und ein Zusammenhang mit unseren Serien deutlicher ist.
Im Allgemeinen beobachte ich in der Forschungsdiskussion den Trend, bei neuen Datierungsvorschlägen eher nach unten, als nach oben zu korrigieren.
Für mich stellt sich immer mehr die Frage, wie sich das mit der in der Literatur postulierten völligen Zerstörung Milets wirklich verhält. Aus dem Studium habe ich noch in Erinnerung, dass es "Vernichtungskriege" in der Antike eher selten gab. Und genauso wie man z.B. Angaben über die Stärke von Armeen mit Vorsicht genießen sollte, verhält es sich mit den Schilderungen der Katastrophe einer Niederlage.
Es wäre eine Prüfung der archäologischen Ergebnisse nötig um zu sehen, wann Milet wieder gesichert und nachweisbar prosperierte (es hat sich ja erholt). Das ist jetzt sehr hypothetisch - aber vielleicht sind
Teile der Löwen-Obole gar nicht vor dem Ionischen Aufstand geprägt, sondern erst später im Laufe des 5. Jhdts. (die persische Besatzung muss nicht Zwangsläufig zu ganz neuen Münztypen führen) - was auch die Übernahme des Münztyps durch die Hekatomniden besser erklären könnte.
Fragen über Fragen...
Grüße!