So, jetzt hab' ich wieder Zeit gehabt, der Thread ist aber inzwischen ja munter weitermarschiert

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Nachdem Iulia aber irgendwo oben meinte, dass ich eh jeden ihrer Sätze auseinandernehme (langsam muss ich mir wohl echt Sorgen machen, was für ein Bild ich hier abgebe

), kann ich ja fast nicht umhin wenigstens zu versuchen, hier irgendwie wieder den Anschluss zu finden

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Da das chronologische Zitieren aus den gefühlten 27 aufgelaufenen Einzelbeiträgen vermutlich eher im Chaos endet, will ich es mal mit einer thematischen Gruppierung versuchen. Inhaltlich hab' ich mir auch nur ein paar wenige Themen herausgegriffen, zu denen ich überhaupt was sagen kann.
Herkunft der Wachtelmünzen aus Mylasa:
Da sehe ich die Aussagekraft der Münze bei Ashton schon als recht hoch an, auch mit Orthographiefehler.
Die Herkunft der Münzen aus Birytis, auf denen PIBY steht anstatt BIPY (
http://www.acsearch.info/record.html?id=500674 ), zweifelt ja auch niemand an (wobei das zugegebenermaßen eher Schlamperei beim Stempelschnitt sein dürfte).
Dass Mylasa das Motiv für die Bronzemünzen beidseitig von Milet übernommen hat (die Wachtelmünzen also trotzdem aus Milet stammen), halte ich für sehr unwahrscheinlich, warum sollten die das tun? Aber unwahrscheinlich heißt nicht unmöglich

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Die Motivgleichheit auf der Vorderseite halte ich nicht für so furchtbar ungewöhnlich, Löwen gibt es doch genug auf antiken Münzen. Oder war damit etwas anderes gemeint?
Das Phänomen der wendehälsigen Löwen (mal nach links, mal nach rechts) gibt es analog bei anderen Prägungen auch. Mir fallen da spontan die Bronzen von Philipp II von Makedonien ein, auf denen der Jüngling auf dem Pferd mal nach links, mal nach rechts reitet, den Kopf auf dem Avers gibt es ebenfalls sowohl nach links als auch nach rechts.
Auch auf Elektronmünzen des Alyattes findet man Löwenköpfe nach links und nach rechts (teilweise aus Stempeln, auf denen sich zwei entgegengewandte Löwenköpfe befinden, von denen nur einer auf den Schrötling gepasst hat, der Effekt ist aber derselbe).
Das scheint also nichts zu sein, was es nur auf den milesischen Obolen gibt, müsste also nicht bewusst nachgeahmt worden sein.
Knubbel auf den Wachtelmünzen:
Ich hatte das ja oben irgendwo auch schon gesagt: An gleichzeitig umlaufende Münzen gleichen Gewichts und fast gleichen Aussehens mit unterschiedlichem Wert glaube ich nicht, das hätten die Leute wohl nicht geschluckt. Da hätte man bestimmt massiv angefangen, Knubbel aufzulöten

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Außerdem würden die Exemplare mit den Buchstaben drauf (siehe irgendwo oben) nicht in dieses Schema passen.
Da scheint es also keine Erklärung zu geben, die über jeden Zweifel erhaben wäre

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"Degenerierte" Obole:
Was Becker damit meint, sieht man hier:
http://retro.seals.ch/digbib/view?rid=s ... d2=browse2 auf Abbildung 1 (Pfeiler, "Münzkunde").
http://retro.seals.ch/digbib/view?rid=s ... owse2&id3= (Welz)
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k8 ... nes.langDE (Babelon).
Die sehen auch denen von Hekatomnos sehr ähnlich, so dass mir da eine Abgrenzung (abgesehen von der Legende, die es über der Löwennase gibt) sehr schwer fällt (und ich die zeitlich nicht allzuweit auseinander einordnen würde):
http://www.acsearch.info/record.html?id=138126
http://www.acsearch.info/record.html?id=467944
http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=143778
http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=126888
Ausbreitung größerer Bronzemünzen:
Um festzustellen, ob es vor Alexander bereits Bronzemünzen nennenswerter Größe gab (die also nach 400 schnell größer geworden wären

) hab' ich mal eine simple Übung angestellt. Sucht man in Isegrim (wo im Wesentlichen nur Münzen aus Kleinasien erfasst sind) nach Bronzemünzen, die einen Durchmesser von mindestens 15 mm haben und vor 350 geprägt wurden, dann erhält man 390 Treffer. Das ist schonmal nicht schlecht

, aber mit etwas Vorsicht zu genießen

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- In Isegrim sind die Datierungen aus den Originalwerken übernommen, und die mögen teilweise inzwischen überholt sein.
- Wenn in Isegrim die Prägezeit mit "Zwischen -350 und -300" angegeben ist, dann hab' ich den in der Trefferliste mit drin.
Heißt aber: Man findet da schon was.
Gruß
Altamura
PS: Plausibilität von einfachen Thesen:
Die Ansicht, dass einfache Thesen plausibler, und daher wahrscheinlicher sind, teile ich nicht. Die ganze Nichtlineare Dynamik (
http://de.wikipedia.org/wiki/Nichtlineare_Dynamik , müsst Ihr jetzt aber nicht unbedingt lesen

) ist letztlich aus der Einsicht entstanden, dass es eine erkleckliche Anzahl an Phänomenen zwischen Himmel und Erde gibt, die sich durch einfache und plausible Thesen (nämlich lineare Modelle, die schnell verstehbar und prima zu lösen sind) leider nicht erklären lassen. Die Verhältnisse sind so komplex, wie sie sind (unabhängig davon, ob wir wissen, wie sie sind), und hängen nicht davon ab, was für Menschen leicht erfassbar ist oder nicht

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PPS: Verfassen längerer Texte im Forum:
Um der Timeout-Falle zu entgehen, schreib' ich längere Texte (wie auch diesen) zunächst im Editor und kopier die erst ins Forum, wenn ich halbwegs fertig bin (nur die Smilies setze ich dann zuletzt im Forum

).