Naiv ist?

Griechische Münzen des Altertums

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antisto
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Re: Naiv ist?

Beitrag von antisto » Sa 24.01.15 21:44

Habe jetzt schon zweimal freundlich nachgefragt, dass ich großes Interesse habe, aber Antike i.d.R. nur mit Herkunftsnachweis kaufe - keine Reaktion...
Verheißt nichts Gutes...
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indiacoins
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Re: Naiv ist?

Beitrag von indiacoins » So 25.01.15 12:29

antisto hat geschrieben:Meine Skepsis rührt von den Bildern.
Aber ich glaube auch, wer auf dieser Platform als Privatanbieter hochwertige antike Münze (also Einzelkäufe) ohne Herkunftsnachweis anbietet, muss selber sehr naiv sein, denn er kann nur verlieren, oder - wahrscheinlicher - macht dubiose Geschäfte. Einzige Ausnahme: Nachlass. Aber auch hier dürfte eine Prüfung sich mit dem Verkaufserlös rechnen.
AS
Was für ein Herkunftsnachweis - Was ist das? - Wo bekommt man den? Ich habe noch nie einen bekommen und habe schon viele echte, hochwertige und teure Münzen über 200 Euro gekauft und wieder verkauft.
Ich finde es nicht richtig, soetwas verallgemeinert zu schreiben. Die meisten Privatanbieter sind seriös, haben selbst bei bekannten Händlern gekauft und wollen Ihre Münzen wieder verkaufen, weil sie das Geld benötigen oder sich etwas anders kaufen möchten.
Wenn ich Bei Gidbud oder Tye kaufe, Sayles & Lavender, Dr.Fishman, oder im jordanisch- archäologischen Institut in Amman selbst, bekomme ich eine Rechnung oder Quittung zu den Münzen, sonst nichts. Aber was soll man mit einem Herkunftsnachweis anstellen?
Vom Namen her kann der nur angeben, wer der Vorbesitzer gewesen ist, aber nicht, ob es echte, zeitgenössig imitierte oder falsche Münzen sind.

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Re: Naiv ist?

Beitrag von indiacoins » So 25.01.15 13:06

Du meintest wahrscheinlich eine fälschungssichere, registrierte Fotoexpertise für eine bestimmte Münze, wo man auch nach Jahren noch nachvollziehen kann, dass diese Expertise tatsächlich von dem und dem zu der und der Münze ausgestellt wurde. und wo man anhand des Bildes ( Kratzer , Abnutzungen) absolut ausschließen kann, dass es sich um eine andere ähnliche Münze handelt.
Ob soetwas unbedingt den Verkaufspreis erhöht, vermag ich nicht zu beurteilen. Auf jedem Fall kostet es sehr viel Geld und muß von einem unabhängigen Experten erstellt werden, der soetwas erstellen darf. Vom Händler selbst erstellt, bringt mir nichts. Du siehst es doch auch manchmal bei den gegradeten Münzen in den USA. Falsche Münzen in Kapseln eingeschweißt. Erst nach Jahrzehnten kommt der Schwindel ans Tageslicht, wenn jemand es wagt, die Plastikhülle mal aufzubrechen, um die Münze in der Hand zu halten..--- wenn es jemand wagt, denn die Verkapselung wird ja allgemein auch als "Wertsteigernd" angesehen.

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areich
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Re: Naiv ist?

Beitrag von areich » So 25.01.15 13:33

Ich glaube, was gemeint ist, ist die Angabe, wo es gekauft ist. Da kann man ja meistens sogar einen Link angeben, wo die Mehrzahl der Käufe (jedenfalls bei mir) aus Aukionen oder Shops ist. Und selbst bei auf Börsen gekauften höherpreisigen Münzen kann man die Münze oft in ukrtionsarchiven finden. Ich würde, wenn ich wirklich hochpreisige Münzen auf Ebay verkaufen würde, das auch angeben. Die Leute sind mißtrauisch und zu Recht. Aber ab einem bestimmten Preis muss man einfach in den sauren Apfel beißen und die Münzen irgendwo einliefern.

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Re: Naiv ist?

Beitrag von antisto » So 25.01.15 15:54

Genau darum geht es mir. Mir reicht völlig der Hinweis: Die Münze wurde auf der und der Auktion gekauft und hatte da die Losnummer xy. Oder eine Originalrechnung.
Über beschlagnahmte antike Münzen haben wir genug gelesen. Da fehlte ein solcher Nachweis einer seriösen Kaufquelle, und gleich war man des Verdachtes des Kulturgutraubes ausgesetzt. Und ein Auktionshaus - und darauf verweist ja der Verkäufer in seiner Beschreibung - lässt immerhin davon ausgehen, dass unabhängige Experten die Münze begutachtet und für echt befunden haben (freilich mit der Gefahr des Irrtums), und darauf kann man sich gegebenenfalls berufen.
Bei Münzen im unteren zweistelligen Wert ist mir das egal, und ich durchstöbere gerne Wühlkisten auf Messen; aber wenn ich eine antike Münze im dreistelligen Bereich von Privat kaufe, will ich wissen, wo die her ist und notiere mir das auch akribisch.
Nur auf solche Anfragen überhaupt nicht zu reagieren, finde ich schon mehr als merkwürdig bzw. bezeichnend.
AS
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Re: Naiv ist?

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 31.01.15 15:12

Hallo Leute!

Bei mir ist heute die Drachme aus Larisa angekommen. Ja, die hatte ich mir erhämmert. War nicht billig, 400 Euro, aber mir hatte, soweit das auf dem mäßigen Bild zu sehen war, die Taurokathapsie (wörtlich übersetzt, das Stierherabgreifen) so gut gefallen. Jetzt habe ich die Münze also in der Hand und finde sie absolut unverdächtig, mit gesunden Oberflächen und einer schönen, recht dunklen Sammlungspatina. Ich hatte den - freundlichen und zuvorkommenden - Verkäufer auch nach der Herkunft der Münze gefragt, er hat mir, was er noch hatte, mitgeschickt. Er habe die Münze Mitte der 90er gekauft, meinte bei Hirsch, war sich aber nicht ganz sicher. Nach dem mitgelieferten Katalogausschnitt würde ich eher auf Peus tippen. Mal schauen, aber das sollte in Erfahrung zu bringen sein.

Viele Grüße,

Homer
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Re: Naiv ist?

Beitrag von Stater » Sa 31.01.15 15:39

Hallo Homer,

das finde ich ganz toll, dass Du sie bekommen hast. Ich war bereit bis 350,- hoch zu gehen, bei der Kos-Didrachme habe ich nichtmal probiert, denn sie war mir da schon zu teuer. Bei der Hekte bin ich sogar bis 750,- hochgegangen. Leider ist sie, glaube ich, um die 900,- weggegangen. Ich hatte bei den Auktionen auch das Gefühl, dass da ein Paar Profis am Werke waren. Nicht schlimm, die nächsten Münzen kommen bestimmt wieder.

Gruß

Stater

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Re: Naiv ist?

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 31.01.15 15:45

Aha, da warst Du also dritter Bieter. Bei der Didrachme von Kos war ich mit 527 Dritter. Ich bin nur nicht höher, da der Heraklesstempel leider etwas verschlissen war. Hätte ich aber machen können (aber eben, irgendwie, nicht müssen). Die Hekte ist für 853 weggegangen, die war natürlich auch hübsch. Meine Drachme wurde wohl damals in den 90ern für 525 DM plus Aufgeld versteigert, also gut 650 DM insgesamt.

Viele Grüße,

Homer
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Re: Naiv ist?

Beitrag von Stater » Sa 31.01.15 16:04

Ich finde Dein Stück wirklich klasse und auch selten in dieser Erhaltung. Eigentlich ein Fall für Mythologie-Thread. Insgesamt waren die Münzen sehr attraktiv und sind unter dem Strich noch günstig verkauft worden. Mich würde es nicht wundern, wenn wir die eine oder andere Münze bald in einer namhaften Auktion wieder sehen würden.
Mein Gebot auf die Hekte habe ich 5 s vor Schluss abgegeben, da stand sie noch bei ca 560,- ich hatte mich schon geärgert (sanft ausgedrück). :evil:

Gruß

Stater

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Re: Naiv ist?

Beitrag von antisto » So 01.02.15 23:04

Letztlich bin ich sehr beruhigt (natürlich auch mit gemischten Gefühlen, da ich angesichts der Qualität der Münzen nicht mitgeboten habe), dass sich offenbar meine Bedenken als unbegründet erwiesen haben.
Die jetzt hier gezeigten Fotos überzeugen mich auch eher!
Herzlichen Glückwunsch den natürlich glücklichen Höchstbietern und - auch wenn er das vermutlich nicht liest - ein "tut mir Leid" an den Verkäufer wegen meiner Bedenken.
Eigentlich ist es doch positiv zu sehen, dass man auch in der Bucht ohne Provenienz hervorragende Münzen günstig ersteigern kann; endlich mal ne Gegenerfahrung zu den meisten anderen Botschaften aus und mit diesem Forum.
:wink:
AS
Zuletzt geändert von antisto am Mo 02.02.15 11:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Naiv ist?

Beitrag von Iulia » Mo 02.02.15 10:45

Bisher habe ich mich ja zurückgehalten, aber jetzt muss ich mal darauf hinweisen, dass Pscipio und areich bei diesen Münzen Bedenken hatten und ich habe sie auch!
Antisto, Dein erstes Gefühl war schon o.k.. Es gibt keinen Grund, sich hier auch noch dafür zu entschuldigen.

Gruß
Iulia

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Re: Naiv ist?

Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 02.02.15 12:41

Jetzt muß ich mal rückfragen, ob ich Dich richtig verstehe; Du schreibst, du HAST Bedenken, heißt das, Du hältst die Münze immer noch für falsch?

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Re: Naiv ist?

Beitrag von Iulia » Mo 02.02.15 13:58

"Immer noch" verstehe ich jetzt nicht. Deine eigenen Fotos haben mich jedenfalls nicht vom Zweifel befreit.
Die Larissa Drachme, die Didrachme aus Kos und die Tetradrachme aus Panormos erinnern mich mit ihren glatten, stark gedunkelten Oberflächen an ältere Fälschungen aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg. Und dann sehe ich zur Bestätigung bei der Larissa Drachme die Sammlertüte aus den Dreißiger Jahren!
Hier noch mal der Überblick über alle:
http://www.ebay.de/sch/i.html?_nkw=&_in ... 1&_ipg=200

Konkret bei Deiner Larissa Drachme stören mich folgende Merkmale:
Auf dem Avers sieht man eine Gitter- bzw. Netzstruktur, dendritische Struktur in der Fachsprache genannt, die sich nach meiner Erfahrung nur ausschließlich unter einer ehemaligen glatten Oberflächenschicht befindet. Die Oberfläche einer Münze mit dieser Struktur müsste stumpf und rauh aussehen. Ist sie aber nicht!
Beide Stempel sind flau, ohne dass sich die Abriebspuren deutlich abheben.
Auf dem Revers zeigt das Pferd an der unteren Kante Doppelschlagspuren, die sich allerdings nicht an den Buchstaben zeigen.
Die Erhaltungsqualität wäre für diesen Typ herausragend, museal, im oberen Bereich aller Exemplare aus der BCD Sammlung. Und damit wären wir bei der Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Sammler - das behauptet der Anbieter ja zu sein- solche Spitzenstücke wie die oben genannten, die er auf renommierten Auktionen gekauft haben will, deren Namen er aber nicht preisgibt, auf ebay anbietet, und diese über jeden Zweifel erhaben sind. (Über die "Qualität" des renommierten Auktionshauses darf geschmunzelt werden, das die Athener Tetradrachme ersichtlich nach Sear zitiert hat.)
Mit anderen Worten: Da stimmt so einiges nicht!
Eine eindeutig ausfallende Falschheitsexpertise kann ich Dir bei fehlenden Vergleichsexemplaren leider nicht liefern. Das macht die älteren Fälschungen ja so gefährlich. Ich würde an Deiner Stelle noch mehr Meinungen von wirklich renommierten Auktionshäusern einholen. Die entscheidende Frage ist doch, ob Du die Münze dort als echt einliefern könntest.

Gruß
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Re: Naiv ist?

Beitrag von Pscipio » Mo 02.02.15 15:55

Anhand der Bilder halte ich das Stück weiterhin für zweifelhaft. Vielleicht magst du es nach München mitbringen?

Lars
Nata vimpi curmi da.

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Re: Naiv ist?

Beitrag von antisto » Mo 02.02.15 16:18

oder - solange es noch geht - von dem eingeräumten 14tägigen Umtauschrecht Gebrauch machen.
400 Euronen sind kein Pappenstiel...
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