andi89 hat geschrieben: ↑Di 22.08.23 17:03
... AΔPA(myttium), ΣAΛH und ΣYN(nada) fehlen mir noch. ...
Dann bist Du aber wirklich schon ziemlich weit gekommen

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Wobei es inzwischen so aussieht, als ob es Gegenstempel aus Sala vielleicht nie gegeben hat

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In Peter Thonemann, "Cistophoric Geography: Toriaion and Kormasa", NC 168, 2008, S. 43-60, wird ab Seite 58 in einem Anhang eine neue gegenstempelnde Institution identifiziert, die Gegenstempel mit der Beschriftung ΕΛΗΣ verwendet hat. Thonemann schlägt mit viel Vorsicht die Provinz Hellespont dafür vor.
In "Cistophoric Geography Revisited", in Andrew Meadows und Ute Wartenberg (Hrsg.), "Presbeus - Studies in Ancient Coinage Presented to Richard Ashton", New York 2021, S. 221-237 (leider online nicht verfügbar), nimmt Thonemann dieses Thema wieder auf und gibt ihm eine völlig andere Wendung. Er hat eine Reihe weiterer Münzen mit Gegenstempel ΕΛΗΣ im Handel identifiziert, anhand derer er das tut. Dabei wechselt die Schreibweise zwischen ΕΛΗΣ, ΕΛΛΗ und ΕΛ-ΛΗ (mit Zeilenumbruch).
Eine davon ist beispielsweise diese mit ΕΛ-ΛΗ im Gegenstempel:
https://www.acsearch.info/search.html?id=5555935
Die zwei einzigen bislang bekannten Münzen mit Gegenstempel ΣAΛΗ von (Sala) sieht er als Fehllesungen von ΕΛΛΗ. Eine dieser zwei gehört der BnF in Paris und kann online betrachtet werden, da kann man das ganz gut nachvollziehen:
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b85150768
Vielleicht die interessantere Entdeckung ist aber, dass er einen Gegenstempel mit ΕΛΛΗ identifiziert, für den offensichtlich ein pergamenischer Gegenstempel mit ΠΕΡ-ΓA umgeschnitten wurde, da unter der Bogentasche das ΓA nämlich noch schwach zu sehen ist. Die entsprechende Münze stammt aus der Sammlung in München und ist leider nicht online zu sehen.
Ich bilde mir aber ein, dass man das auf der oben verlinkten Münze aus Paris auch sehen kann, in jedem Fall aber auf dieser hier noch viel deutlicher:
https://www.acsearch.info/search.html?id=9596548
Thonemann zieht daraus nun den Schluss, dass die Gegenstempel gar nicht in den darauf genannten Städten aufgebracht wurden, sondern alle zentral in Pergamon. Sinn des Gegenstempels sei es möglicherweise gewesen, eher den Bestimmungsort dieser Münzen festzulegen denn die Herkunft. Nach dem Frieden von Apameia sind nämlich sehr viele pamphylische Tetradrachmen als Reparation der Seleukiden ins Pergamenische Reich geflossen, die sozusagen als Ankurbelung der Wirtschaft dann in verschiedene Landesteile geschickt worden seien.
Das würde laut Thonemann auch erklären, warum auf den Gegenstempeln beispielsweise ein völlig unbedeutender Ort wie Toriaion genannt wird, der unter den Attaliden ansonsten gar keine Münzstätte war, oder eben eine Provinz wie Hellespont.
Alles recht kompliziert

, vielleicht noch nicht so ganz felsenfest

, aber sehr spannend

.
Gruß
Altamura