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Syrakuser Hemilitren mit "E"
Verfasst: Mo 04.09.23 03:19
von Marcus Aurelius AVG
Hallo zusammen, ich habe mal wieder eine Frage zu syrakuser Bronzen. Es geht um die Exemplare Calciati 16 und 18 (
https://www.wildwinds.com/coins/greece/ ... s_I/t.html), also die mit Kopf nach links und auf dem Revers Vierecke mit Stern in der Mitte. Diese Münzen haben neben dem Kopf gelegentlich ein "E" stehen, nicht immer, aber ist keine Seltenheit. Das wird eigentlich immer als Künstlersignatur gedeutet, meistens sogar Euainetos mit einem Fragezeichen zugeordnet. Ob es sich tatsächlich um Euainetos Signatur handelt wird wohl unmöglich zu beantworten sein, aber ist es denn überhaupt sicher das es sich generell um eine Künstlersignatur handelt? Ich Frage deshalb, weil der Platz doch eigentlich eher ungewöhnlich ist, bei solchen Bronzen wurde doch meistens auf dem Sphendone unterschrieben. Und auch in der Regel mit mehr als einem Buchstaben. Nur bei dem Münztyp nicht. Das Händler das gerne als Signatur deuten leuchtet ein, verkauft sich bestimmt super. Aber stimmt das auch? Was meint ihr, ist es die Signatur eines Künstlers?
Viele Grüße, Marcus
Re: Syrakuser Hemilitren mit "E"
Verfasst: Mo 04.09.23 10:13
von Zwerg
Es gibt bei "lamoneta.it" Sammler, die sich auf die Bronzeprägung von Syrakus spezialisiert haben und auch Stempeluntersuchungen gemacht haben.
Das Wissen dürfte eher im italienischen Raum liegen - die Sprachbarriere kann man heute meistern.
Grüße
Klaus
Re: Syrakuser Hemilitren mit "E"
Verfasst: Mo 04.09.23 11:15
von Altamura2
Zwerg hat geschrieben: ↑Mo 04.09.23 10:13
... die Sprachbarriere kann man heute meistern. ...
Ist aber zumindest teilweise nicht notwendig

.
Es gibt da eine Doktorarbeit von Angela Berthold, "Entwurf und Ausführung in den artes minores. Münz- und Gemmenkünstler des 6. – 4. Jhs. v. Chr.", Halle 2008, in der es in Kapitel 3 auf Seite 207 einen eigenen Abschnitt zu signierten Bronzemünzen aus Sizilien gibt:
https://opendata.uni-halle.de/bitstream ... inores.pdf
Gruß
Altamura
Re: Syrakuser Hemilitren mit "E"
Verfasst: Mo 04.09.23 11:40
von Zwerg
Danke - dieses "Neue Zeugs" geht in Ermangelung akademischen Inputs viel zu oft an mir vorbei.
Habe ich heute Abend etwas zu lesen
Grüße
Klaus
Re: Syrakuser Hemilitren mit "E"
Verfasst: Mo 04.09.23 21:15
von Marcus Aurelius AVG
Danke für eure Tipps! Das hilft mir beides weiter. Ich hab auch einfach im italienischen Forum die Suchfunktion benutzt und bin auf eine Diskussion dazu gestoßen - ich bin natürlich nicht der erste der sich das gefragt hat. Die Dissertation ist auch interessant.
Re: Syrakuser Hemilitren mit "E"
Verfasst: Mi 06.09.23 00:47
von Marcus Aurelius AVG
Hallo,
das es den Typ mit achtstrahligem und mit sechzehnstrahligem Stern gibt ist ja schon bekannt. Aber kann es sein das sich bei den beiden Varianten auch die Gesichter auf dem Avers stilistisch unterscheiden? Da scheint es, finde ich zumindest, entsprechend auch zwei Typen zu geben. Einmal ein etwas kleineres, "zusammengedrücktes" Gesicht, und ein etwas längeres... es ist schlecht in Worte zu fassen, aber die Gesichter auf den Münzen mit achtstrahligem Stern haben einen leicht anderen Stil als die auf den mit sechzehnstrahlen. Oder bilde ich mir das ein?
Warum das relevant ist, beide, sowohl 8- als auch 16-strahlig wurden mit dem E versehen. Wenn sich der Stil aber unterscheidet, stammen die doch aber eher nicht vom gleichen Künstler, oder?
Bin gespannt auf eure Meinung.
Bsp. 16-strahlig:
https://www.acsearch.info/search.html?id=8416092
https://www.acsearch.info/search.html?id=4063624
https://www.vcoins.com/en/stores/kalle/ ... fault.aspx
Bsp. 8-strahlig:
https://www.acsearch.info/search.html?id=6972942
https://www.acsearch.info/search.html?id=3132827
https://www.acsearch.info/search.html?id=376532
Re: Syrakuser Hemilitren mit "E"
Verfasst: Mi 06.09.23 11:35
von Altamura2
Marcus Aurelius AVG hat geschrieben: ↑Mi 06.09.23 00:47
... Wenn sich der Stil aber unterscheidet, stammen die doch aber eher nicht vom gleichen Künstler, oder? ...
Es gibt da ja die Theorie, dass nicht immer der Meister selbst Hand angelegt hat, sondern dass die Stempel ein Produkt seiner Werkstatt sind (wobei ich mir nicht sicher bin, ob man dieses für das Mittelalter belegte Arbeitsmodell bei Künstlern für die Antike auch schon ansetzen und auch noch auf solch kleinteilige Produkte wie Münzstempel übertragen kann

).
Dann weiß man auch nicht, in welchem zeitlichen Abstand die Stempel entstanden sind, alleine dadurch könnten Unterschiede entstehen. Ein Picasso aus den 20er Jahren sieht auch nicht aus wie einer aus den 60ern

.
Und letztlich ist auch nicht wirklich sicher, ob das E tatsächlich für einen Stempelschneider steht

.
Mit einer gewissen Unsicherheit wird man da (zumindest bis zur Erlangung neuer Erkenntnisse) wohl leben müssen

.
Gruß
Altamura