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Antike Fälschung

Verfasst: So 03.12.23 22:25
von Wurzel
Hallo,

ich schaue ja gerne mal über den Tellerrand meines eigentlichen Sammelgebietes und lege mir die eine oder andere antike Münze zu, die mich anspricht.

Hier habe ich eine subareate Hemidrachme.

Vom Händler als Thrakien, Cherson ca 450-380v.Chr.bestimmt.

Avers: Lövenprotome

Revers Quadratum Inkusum mit Monogram und Beizeichen.
Man sieht an der Seite sehr schön den unedlen Kern

Gewicht 2,28 g
12 mm Durchmesser

Lässt sich die Bestimmung bestätigen bzw eingrenzen? Oder ist sie gar ein Hybrid aus verschiedenen Münzen?

Auf jedenfall habe ich Freude an der Löwndarstellung.

Re: Antike Fälschung

Verfasst: So 03.12.23 22:29
von Numis-Student
Hallo Micha,

gratuliere zu dem tollen Stück !
Eine subaerate Münze mit so vollständiger Silberhaut sieht man selten.

Schöne Grüße
M

Re: Antike Fälschung

Verfasst: So 03.12.23 22:53
von Lackland
Hallo,

auch von mir herzlichen Glückwunsch zu dieser schönen Münze!

Mir geht es übrigens genau gleich: Nicht mein Sammelgebiet - und so hätte ich eine ‚normale‘ Hemidrachme nicht gekauft. Diese subaerate Münze hat aber ihren Reiz! 👍

Hab gerade mal schnell nachgesehen: Die Hemidrachmen von Chersones gibt es mit ‚unzähligen‘ Beizeichen.
Ich habe aber auch exakt Deine Münze gefunden:
https://www.acsearch.info/search.html?id=11195589
Eine hybride Münze scheidet damit aus.

Viele Grüße

Ulrich

Re: Antike Fälschung

Verfasst: So 03.12.23 23:03
von Wurzel
Vielen Dank!

Tatsächlich gefällt mir die Qualität der Darstellung auf meiner sogar wesentlich besser als auf der verlinkten Münze

Re: Antike Fälschung

Verfasst: Mo 04.12.23 09:18
von Altamura2
Wurzel hat geschrieben:
So 03.12.23 22:25
... Lässt sich die Bestimmung bestätigen bzw eingrenzen? ...
Das ist eine typische Hemidrachme aus Chersonesos, die Datierung wird allerdings nicht so ganz einheitlich gehandhabt :? .

In Julia Tzvetkova, "Die Münzprägung der Thrakischen Chersones: Probleme der Chronologie und Periodisierung" (bulg.), in "Acta Musei Varnesis II. Numizmatichni i sfragistichni prinosi kym istorijata na Zapadnoto Chernomorie, Mejhdunarodna konferencija, Varna 12-15 septemvri 2001 g.", Varna 2004, S. 17-31 (bulgarisch mit deutscher Zusammenfassung), werden diese Hemidrachmen aus Chersonesos auf 357-323/320 v. Chr. datiert, in die Zeit nach der persischen Besatzung:
https://www.academia.edu/394581/Die_M%C ... odisierung
Danach datieren auch die Berliner Sammlung: https://ikmk.smb.museum/object?lang=de& ... 23&view=rs
und Corpus Nummorum Online: https://www.corpus-nummorum.eu/types/cn ... ce.1_ed.74

Dann gibt es Peter van Alfen, "The Thrace(?), c. 1955 Hoard (IGCH 738)", in Nathan T. Elkins and Jane DeRose Evans (Hrsg.), "Concordia Disciplinarum - Essays on Ancient Coinage, History, and Archaeology in Honor of William E. Metcalf", New York 2018. S. 27-49:
https://www.academia.edu/38576230/The_T ... d_IGCH_738_
Dort werden diese Münzen ins späte vierte Jarhundert v. Chr. datiert. Sie seien nach dem persischen Gewichtsstandard geprägt worden und wären demnach eigentlich als Halbsigloi zu bezeichnen. Als Münzstätte vermutet van Alfen Kardia. Die Variante hier mit dem Kerykeion findet sich bei van Alfen jedoch nicht.

Das aktuellste, das ich kenne, ist Julia Tzvetkova, "The Hemidrachms of the Thracian Chersonese: a classification approach", in Ilya Prokopov (Hrsg.), "Numismatic collection of the Regional museum of Stara Zagora", Stara Zagora 219, S. 33-55:
https://www.academia.edu/40319301/COIN_ ... al_edition_
Hier wird eine Datierung dieser Serie "... in the second half of the 4th century BC, or as suggested above – between 360-309 BC." vorgeschlagen.

Woher die häufig benutzte Datierung mit "Circa 386-338 BC" stammt, weiß ich nicht :( (eventuell aus dem dabei zitierten HGC?).

Gruß

Altamura

Re: Antike Fälschung

Verfasst: Mo 04.12.23 18:48
von Wurzel
Ach dir vielen lieben Dank