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Was ist das für ein Winzling?

Verfasst: Do 24.03.05 00:33
von Herr Sharif
Hallo "Griechen"-Freunde,

worum handelt es sich bei der abgebildeten Münze?
Die Ausmaße sind erschreckend winzig. Die Münze misst lediglich gerade 4 bis 4,5 mm im Durchmesser.
Ich habe sie vor ca. 15 Jahren erstanden und kann mich leider nicht erninnern ...

Vielen Dank für die Hilfe!

Gruß, Herr Sharif

Verfasst: Do 24.03.05 11:50
von gorostiza
Sharif: Es handelt sich um eine Silbermünze von Milet, die um etwa 500 v. Chr. geprägt wurde. Wenn Du noch das genaue Gewicht eruieren kannst, schau in meinem Aufsatz nach, um welches Nominal es sich handelt.

http://www.odophil.ch/numismatik/griechen/nominale.html

Verfasst: Di 29.03.05 19:36
von Herr Sharif
Hallo Gorostiza,

ich habe die Münze mal wiegen lassen. Sie wiegt exakt 0,9817 Gramm.
Nach Deiner Tabelle müßte es sich also um ein Trihemiobolos (1 1/2 Halbobol) handeln.

Nochmal vielen Dank!

Gruß, Sharif

Verfasst: Di 29.03.05 20:19
von gorostiza
Ein ganz hübsches Stück, Dein Trihemiobol. Allerdings ist das noch nicht soooo klein, vor einigen Tagen habe ich einen Winzling gekauft, es ist mein kleinstes Stück und wiegt 0.10 Gramm - ein Hemitetartemorion (ein halber Tetartemorion), geprägt in Ephesos um 500 Jahre v. Chr. Wie mussten die Leute beim Umgang mit diesem Geld aufpassen, dass nichts verloren ging.

Verfasst: Mi 30.03.05 22:44
von Herr Sharif
Irgendwo habe ich mal gelesen, daß die Menschen damals diese Winzlinge wahrscheinlich auch nur "säckchenweise" gebrauchten. Trotz jahrhundertelanger Inflation kann ich mir nicht vorstellen, daß man für ein Hemitetartemorion mehr bekam als ein Bonbon (sprich – zeitgemäß – eine Rosine). Allerdings gibts in unseren Portemonaies ja auch immer einen Haufen Pfennige (Cents) die man nur für 2,99 Beträge benötigt. Antike Supermärkte? Gab es sowas? :wink:

Gruß, Sharif

Verfasst: Mi 30.03.05 23:22
von klaupo
Hallo Herr Sharif,

säckchenweise war seinerzeit wohl eher etwas für die Begüterten, der einfache Bürger trug seine Obolen an anderer Stelle, wenn man Aristophanes glauben darf:
Da drückt er mir drei Schuppen in die Hand, und ich, ich steck's für Obolen ins Maul.
Gruß klaupo

Verfasst: Mi 30.03.05 23:25
von Zwerg
Unser Wissen über die Prägemengen diese Winzlinge ist bislang sehr rudimentär. Es gibt recht wenige gut dokumentierte Münzfunde. Dies ist auch nicht verwunderlich, da solche Kleinmünzen sich nicht als Hortmaterial eigneten.

Diese Kleinstmünzen kennen wir nur aus den Anfängen der Münzprägung. Sie waren das Alltagsgeld, bis Bronzemünzen aus einsehbar praktischen Gründen diese Funktion übernahmen. Das Großsilber diente (fast) ausschließlich dem Handel oder war Bestandteil des Staatsschatzes.

Grüße
Zwerg

Verfasst: Do 31.03.05 00:32
von Herr Sharif
@klaupo:

an sowas hatte ich auch schon gedacht. Allerdings wurde in der Antiike doch auch gerne gestritten. Nach dem Motto: "Woher soll ich wissen was ich denke bevor ich höre was ich sage", das ging doch ganz bestimmt nicht mit einem Haufen Geld im Mund. :wink:

@zwerg:

"... aus den Anfängen der Münzprägung ... " Das stimmt. Ich hatte beinahe vergessen, wie alt mein Trihemiobolos eigentlich ist.

Gruß, Sharif