"Polierte Platte" ab wann?

[wagner]

Hallo, ich hab einige Fragen über das Prägeverfahren der "polierten Platten":

Welche früheste Prägung in PP von österreichischen Münzen ist eigentlich bekannt? Gibts ein Foto davon?

Was ist der Unterschied zu den manchmal vorkommenden Erstabschlägen? Wie kann man PP und EA unterscheiden?

Das würd mich jetzt richtig interessieren

[Schwarzschaf]

Eigentlich kein Erhaltungsgrad, sondern eine Sonderanfertigung speziell für Sammler, die die höchste Qualitätsstufe moderner Prägungen darstellt. Die auch kurz als PP-Münzen bezeichneten Sammelstücke sind unter Verwendung polierter Stempel sowie polierter Ronden hergestellt. Das Polieren der Stempel ist deshalb möglich, weil die erhabenen Stellen des Münzbildes auf dem Stempel als Vertiefungen erscheinen. Zudem werden die Stücke einzeln in die Prägemaschine gelegt, von Hand entnommen und einzeln verpackt. Wenn nur die Stempel, nicht aber die Ronden poliert sind, spricht man von "Spiegelglanz" oder "proof-like", abgekürzt "PL-Münzen".
Die Herstellung der Münzen ist aufwendig, da die polierten Stempel aufgrund der Abnutzung häufiger nachpoliert oder gewechselt werden müssen als bei Normalprägungen. Bei PP-Münzen benötigen die polierten Plättchen einer vorsichtigen und zeitraubenden Behandlung. Auch gegenüber Umwelteinflüssen zeigen sich die Polierten Platten empfindlicher als die Normalprägungen. Deshalb empfiehlt sich die Aufbewahrung von PP- oder PL-Münzen in Kapseln oder eingeschweißt in Folie.
Seit wann, weiß ich nicht.

[wagner]

Hier im Forum war mal ein 20 Heller in PP. Aber ist das eine der ältesten Versionen von PP-Münzen aus Österreich?

[jeggy]

Es werden manchmal Erstabschläge von Münzen fälschlicherweise als PP deklariert, siehe Beispiele:

http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 7&Lot=1488
http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 8&Lot=2667
http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 159&Lot=37

Die Schweiz hat vor 1974 keine Münzen in der Herstellungsart "Polierte Platte" hergestellt - jedoch schon früh ab und an "handgehobene" Erstabschläge von neuen bzw. polierten Stempeln an Sammler herausgegeben. Diese Informationen stammen übrigens direkt vom Fachmann für Numismatik der Eidgenössischen Münzstätte.

[Schwarzschaf]

Die älteste mir bekannte PP-Münze Österreichs ist das 25 Schillingstück Auer v. Welsbach 1958. Bei den älteren Münzen dürfte es sich um Erszabschläge handeln.

[wagner]

Coinsarchive führt von GB auch einige Münzen, anscheinend proof, in Wahrheit aber Erstabschläge?

[ externes Bild ]

[ externes Bild ]



Bei den Münzen des deutschen (Kaiser-)Reichs sind auch PP-Münzen um 1900 angeführt. Auch nur Erstabschläge?

[ externes Bild ]



Bei Österreich hab ich ein Bild von einer Krone 1913 in PP:

[ externes Bild ]

Für einen Erstabschlag finde ich die mattierten/glänzenden Flächen zu stark.


Für die Unterscheidung von EA und PP hab ich mal gelesen, dass bei EA "Abziehspuren" zu sehen sind. Kann das wer bestätigen?

Gruß
Christian




Edit: Und das 20 Heller Stück:

http://www.numismatikforum.de/download.php?id=1785

http://www.numismatikforum.de/download.php?id=1783

[Schwarzschaf]

Schön führt das 3-Markstück nur als ST an, obwohl er Gedenkmedaillen zu 2 Mark 1903 Sachsen sehr wohl als pol Platte bezeichnet (schön Sachsen 13 (1892) uns Sachsen 20 (1903))
Ich weiß nicht, aber irgenwas hat er sich sicher dabei gedacht.

[jeggy]

Bei Kaiserreich-Münzen gibt es definitiv Spiegelglanz-Stücke, die teilweise von gesandstrahlten und polierten Stempeln stammen und sich von der Normalprägung optisch stark unterscheiden. Diese als PP zu bezeichnen finde ich in Ordnung.

Abziehspuren muss man auf EA nicht finden, ein neuer Stempel muss nicht unbedingt abgezogen werden, das macht man ja auch bei gebrauchten Stempeln.

[Schwarzschaf]

Bei Spiegelglanz werden nur die Stempel poliert - bei PP werden Stempel UND Ronden poliert! - Laut Österreichischem Hauptmünzamt!

[diwidat]

Abziehvorgang an einem Prägestempel
Die blanken Flächen sind der Münzgrund.

[wagner]

Hhhmm ... interessant.

Zusammenfassend zu sagen ist also:

Von der Schweiz gibt es vor 1974 keine PP Münzen, vom deutschen Kaiserreich sehr wohl, von Österreich ist nichts gesicher zu sagen (höchstwahrscheinlich sind jedoch alle anscheinenden PP-Münzen vor ~1950 nur Erstabschläge).

Erstabschläge sind die ersten 100-200 Münzen von einem frischen Stempel, die Stempel/Ronden sind nicht extra poliert/sandgestrahlt, im Gegensatz zu modernen PP-Münzen.

Also bleibt die wahrscheinlich echte erste PP-Münze aus Österreich immer noch (ein wenig) ein Mysterium

[chaoschemiker]

Habe den Beitrag erst jetzt gesehen und wollte noch eine Anmerkung zu den Britischen "proof" bringen:

Das Wort proof steht ja korrekt übersetzt für "Probe" und nicht für "Polierte Platte". Die alten "proof" waren tatsächlich Probeprägungen, erst später wurden dann aus dem Begriff die Sammler PP´s. Ich vermute der Begriff "proof" würde für die PP´s beibehalten, da die Proben ja von bester Qualität waren, genau so wie die PP´s.

[payler]

Im ANK (Austria Netto Katalog) steht das die 2 Schilling Serie 1928-1937 als PP ausgegeben wurde????

[petzlaff]

@alle zur Erinnerung:

PP ist kein Erhaltungsgrad, sondern eine Herstellungsmethode.

Eine PP-Münze, die Makel aufweist ist zwar immer noch PP, aber im allgemein gültigen "pervertierten" numismatischen Sinn indiskutabel.

Genau genommen sind PPs (zwar laut Gesetz) gültige Münzen, die aber ungeachtet dessen niemals im Umlauf waren (also Pseudomünzen, wie in einem anderen Thread in einem anderen Subforum diskutiert).

"Proof" wird weltweit unterschiedlich verstanden. Ein USA-Proof ist gleichzusetzen mit unserem Stempelglanz, es sei denn, er kommt aus San Francisco (Münzstätte S) - das wäre dann eine PP in unserem Sinn.

In französisch geprägten Ländern sind "Flan bruni" populär. Ein Flan Bruni ist eine Probe (Proof) ggfs. in PP-Herstellung, die niemals gültiges Zahlungsmittel war, sondern halt eben ein Essai (manchmal ist das Wort "Essai" zumindest bei modernen Prägungen auf der Münze ausgeprägt).

Die Frage "ab wann PP ??" ist aus meiner Sicht in sich unschlüssig.

Möglicherweise wird mir diese Äusserung jetzt wieder einmal negativ ausgelegt - aber ich stehe dazu

LG
Stefan

[Schwarzschaf]

@alle zur Erinnerung:

PP ist kein Erhaltungsgrad, sondern eine Herstellungsmethode.

Eine PP-Münze, die Makel aufweist ist zwar immer noch PP, aber im allgemein gültigen "pervertierten" numismatischen Sinn indiskutabel.

Genau genommen sind PPs (zwar laut Gesetz) gültige Münzen, die aber ungeachtet dessen niemals im Umlauf waren (also Pseudomünzen, wie in einem anderen Thread in einem anderen Subforum diskutiert).

"Proof" wird weltweit unterschiedlich verstanden. Ein USA-Proof ist gleichzusetzen mit unserem Stempelglanz, es sei denn, er kommt aus San Francisco (Münzstätte S) - das wäre dann eine PP in unserem Sinn.

In französisch geprägten Ländern sind "Flan bruni" populär. Ein Flan Bruni ist eine Probe (Proof) ggfs. in PP-Herstellung, die niemals gültiges Zahlungsmittel war, sondern halt eben ein Essai (manchmal ist das Wort "Essai" zumindest bei modernen Prägungen auf der Münze ausgeprägt).

Die Frage "ab wann PP ??" ist aus meiner Sicht in sich unschlüssig.

Möglicherweise wird mir diese Äusserung jetzt wieder einmal negativ ausgelegt - aber ich stehe dazu


Ich auch!!!!

LG
Stefan

Ich auch!!!!

Natürlich Schwarzschaf!!!