Nachtschilling 1934

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Franz
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Nachtschilling 1934

Beitrag von Franz » Mo 12.01.09 14:43

Hallo Experten!
Kann mir das jemand bitte plausibel erklären?

Überall les ich, daß beim Bundesstaat Österr. (1934 - 1938) die 50 Groschen 1934 (J438) als sog. Nachtschilling wegen Verwechslungsgefahr mit dem Schiling 1934 u. 35 (J439)wieder eingezogen und durch die 50 Groschen 1935 u. 36 (J440) ersetzt wurden.
Soweit, so gut, aber beide 50 Groschentypen sind aus CuNi, der Durchmesser 24mm und das Gewicht 5,50g und so viel anders schaun sie auch nicht aus. Warum also die Neuprägung und warum jetzt keine Verwechslung mehr?
Ist mir unverständlich, vielleicht kanns mir jemand erklären?
Danke und Grüße
Franz

payler
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Beitrag von payler » Mo 12.01.09 16:34

Hallo Franz!

Eine genaue Antwort kann ich dir leider auch nicht geben. Was ich aber bei dieser Recherche gefunden habe ist die Verordnung vom 16. Jänner 1936.

http://alex.onb.ac.at/cgi-content/anno- ... e=00000021

Franz
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Beitrag von Franz » Mo 12.01.09 17:04

Hallo Payler!
Du verblüffst mich immer wieder, wenn Du blitzschnell ein Ass aus dem Ärmel ziehst.
Wie Du richtig bemerkt hast, beantwortet es zwar nicht ganz meine Frage, ist aber trotzdem interessant. Vielleicht kommt die Erklärung noch.
Danke und Gruß
Franz

payler
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Beitrag von payler » Fr 16.01.09 19:26

Hallo Franz!

Mir geht deine Frage nicht aus dem Kopf.

Besteht die Möglichkeit das der "Nachtschilling" einen glatten Rand hatte und die späteren Stücke einen geriffelten?

Es ist leider schon zu lange her als ich noch Österreich gesammelt habe!

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supershine
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Beitrag von supershine » Fr 16.01.09 20:16

Hallo Payler und Franz,

schaut Euch doch mal die Rückseiten der drei Münzen an.
Die sind beim Nachtschilling und dem 1er identisch.
Die zweite Ausgabe des 50 Groschen Stücks unterscheidet sich davon.

Ein anderer Grund fällt mir nicht auf.

Gruß supershine

Franz
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Beitrag von Franz » Sa 17.01.09 20:51

Hallo Payler!
Der Rand ist bei beiden Münzen glatt.

Hallo supershine!
Das mit dem etwas anderem Adler ist schon richtig, aber ich finde der Unterschied ist doch nicht so gravierend. Auf dem Av. steht ja auch 1Schilling und 50Groschen und trotzdem wurden (bei Nacht?) die beiden Münzen verwechselt. Aber vielleicht hast du recht.

Freut mich, daß meine "tiefsinnigen" Überlegungen Anklang gefunden haben.
Grüße
Franz

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supershine
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Beitrag von supershine » Sa 17.01.09 21:07

Hallo Franz,

ich meinte, dass bei der idententischen Rückseite auch gerne mal 50 Groschen
als 1 Schilling durchgegangen sind. Beim Blick auf die Schnelle.
Auf dem zweiten Typ der 50 Groschen ist das Nominal beidseitig angegeben.
Also eindeutig als solche erkennbar.

Gruß

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Beitrag von KarlAntonMartini » Sa 17.01.09 21:14

Nachtschilling soll er heißen, weil er des nachts mit dem Schilling verwechselt werden konnte. Ein ähnliches Problem gabs später mit dem ersten bundesdeutschen Zweier, der mit der Mark verwechselt wurde und dann durch den Max-Planck-Typ ersetzt wurde und im 19. Jahrhundert in England mit dem Double-Florin (4s), der leicht für eine Crown (5s) durchging. Immer wieder mal haben Münzeditoren die Bedürfnisse des Publikums verkannt. Grüße, KarlAntonMartini
Tokens forever!

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Beitrag von supershine » Sa 17.01.09 22:05

Ich behaupte einfach mal, dass "nachts", also "Nacht"schilling nicht unbedingt
wörtlich zu nehmen ist (war), sondern die Bedeutung im Sprachwitz zu suchen
ist, weil "man im Dunkeln lag", also nicht genau hingeschaut hat, bevor das
Wechselgeld sich als weniger herausstellte, als es sein sollte.

Dass dieses nachts einfacher ist, keine Frage, doch welches (und wieviel) Klientel ist (war) dann unterwegs.

Aber sicherlich hätte nie ein Händler versucht das auszunutzen. :roll:

Gruß

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Beitrag von Walker » Sa 17.01.09 22:30

Hallo,

Das erste 50 Groschen-Stück Österreichs aus dem Jahr 1934
wurde deswegen bald wieder aus dem Verkehr gezogen,
weil er in der Dunkelheit beim Geldwechsel leicht mit dem Schilling
verwechselt werden konnte. Daher stammt der Spottname Nachtschilling.

Grüße Walker

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Beitrag von supershine » Sa 17.01.09 23:00

Ich überlege nur, wieviele Transaktionen des Nachts oder im Dunkeln
zum Austausch von Münzen führten, versuch mal heutzutage, nächtens ausser an Tankstellen oder in Etablissements einzukaufen.
Natürlich bot sich dann besser die entsprechende Eigenart an, 50 Groschen als 1 Schilling rauszugeben.
Aber deshalb wurden doch nicht andere, verwechselungsgefährdete Münztypen aus dem Verkehr gezogen und ersetzt.
Weil nicht nur nachts, sondern im täglichen Umlauf mißbrauchs- und verwechselungsgefährdet.

Soviel Faible für Verbal(l)hornung traue ich den "Ösis" durchaus zu. :wink:

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Beitrag von klosterschueler » So 18.01.09 09:04

Es waren u.a. auch Taxis, be denen die Verwechslung aufgetreten ist.

Klosterschüler
„Was du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“

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Beitrag von payler » So 18.01.09 09:37

Auch gab es Berichte das die Verwechslungen in div. Nacht/Tanzcafes (heute Discos) passierten.

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Beitrag von Walker » So 18.01.09 11:17

Hallo,

Diese Münze war einfach unbeliebt bei der Bevölkerung, so wie es
bei vielen anderen Dingen auch war!!!

Das Problem dieser Münze war, dass sie genau gleich groß und aus dem gleichen Material war,
wie die damalige 1 Schilling Münze. Außerdem hatten beide den Doppeladler auf der Rückseite.
Da kam es natürlich oft zu Verwechslungen, und das nicht immer nur aus Versehen :wink:
Vor allem bei nicht ganz optimalen Lichtverhältnissen konnten böse Menschen aus dieser Ähnlichkeit
Kapital schlagen.
Und deshalb wurde diese 50-Groschen Münze im Volksmund als "Nachtschilling" bezeichnet.

Grüsse vom Ösi Walker

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Beitrag von supershine » So 18.01.09 18:50

Hallo Walker,

völlig klar und verständlich.
Ich zäume das Pferd mal von hinten auf, mit einer Geschichte.

Zwei Herren sitzen im Park auf einer Bank.
Eine Frau kommt vorbei. Die Herren schweigen.
Eine attraktive Frau kommt vorbei. Sagt der eine:
"Einen wundervoller Sommer ist das dieses Jahr."
Darauf der andere:
"Ja, der letzte war bei weitem nicht so schön."

Was hat das mit dem Nachtschilling zu tun.

Ich wollte dieser Wortschöpfung in ihrem damaligen Gebrauch
nur weiteren Sinn andichten, als dem Offenbaren, worauf
sicherlich und nachvollziehbar primär gemünzt wurde.
Das dunkle, verhüllende, auch (be)trügerische Wesen der Nacht,
die Dummheit, die Flüchtigkeit und das Ungenaue der Schnelle,
lässt sich mE prima in dem "Nachtschilling" verquicken.

So oder ähnlich wie in dieser Geschichte.

Zwei Herren sitzen auf einer Bank vor einem Wiener Cafe.
Ein Strassenjunge kommt vorbei. Der eine Herr ruft ihn zu sich.
"Hier ist ein Schilling, bring mir eine Stück Sachertorte zu 50 Groschen,
das Wechselgeld darfst du behalten. Und beeil dich."
Der Strassenjunge flitzt ins Cafe und kommt kurz darauf in vollem
Lauf wieder heraus, stolpert, und die Sachertorte landet dem Einen in
hohem Bogen auf dessen Hut. Der Strassenjunge sucht das Weite.
Meint der andere Herr:
"Na, den Nachtschilling hat er sich wahrlich verdient."


Die Gedanken sind frei,
wer kann sie erraten?
Sie fliegen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
[...]
Man kann ja im Herzen
stets lachen und scherzen
und denken dabei:
Die Gedanken sind frei!

Gruß

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